EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Werrach

Geschichte:

Eine edelfreie Familie von Wehr/Werrach ist bereits um 1100 genannt. Der Bischof von Basel vergibt 1092 die Vogtei über St. Blasien an Adalgoz von Werrach. Ob die Familie bereits auf der Anhöhe oder etwa unten im Dorf saß, ist unklar. Ein Lippenrand eines Keramiktopfes bei der Burg deutet an, dass der Burgplatz im 12. Jh. oder um 1200 jedenfalls besiedelt war. Die Burg kam an die Freiherren von Klingen. 1256 ist Walter von Klingen (Minnesänger) Besitzer der Burg mit der Kapelle. Die Burg war inzwischen offenbar verfallen, wurde jedenfalls 1272 durch den Basler Bischof Heinrich von Neuenburg wiederhergestellt. Im gleichen Jahr kam sie durch einen Handstreich an Rudolf von Habsburg. Die Burg diente als habsburgischer Amtssitz; es folgten Verpfändungen, z.B. an Markgraf Otto von Hachberg-Sausenberg und 1363 an die Münch. 1359 wird ein Edelknecht Heinrich von Wehr genannt, vielleicht ein habsburgischer Amtmann. 1365 löste Rudolf Hürus von Schönau das österreichische Pfand aus. Burg und Herrschaft Wehr blieben bei der Familie von Schönau. Sie verließ jedoch die Burg im 16. oder 17. Jh. und errichtete 1574 ein Amtshaus im Dorf (Schlössle). (H.W.)

Bauentwicklung:

Die Adelsfamilie von Wehr/Werrach ist bereits um 1100 belegt, könnte damals allerdings auch noch im Dorf gesessen sein (?). Der Lesefund eines sog. Lippenrandes bei der Burg gehört wohl ins 12. Jh. oder in die Zeit um 1200. Er stellt derzeit das älteste Fundstück dar; vielleicht sind ihm noch einige Wandscherben zur Seite zu stellen. Wegen der Schuttüberdeckung und der starken Dominanz der Funde des 16./17. Jhs. ist das Fundspektrum jedoch noch nicht als repräsentativ zu werten.
Eine ältere Besiedlung soll durch einige Scherben der Urnenfelderzeit (Spätbronzezeit) angezeigt werden; das ließ sich bei den neueren Begehungen noch nicht verifizieren. Gründungszeit und Erbauung der Burganlage sind nicht ganz klar. Ihre Form erinnert etwas an die Kompaktanlagen des 13. Jhs. oder der Zeit um 1300. Ein Hauptturm ist heute nicht (nicht mehr?) vorhanden, der Rundturm dürfte erst ins 15. oder 16. Jh. gehören. (H.W.)

Baubeschreibung:

Die Burgruine liegt auf einem bewaldeten niedrigen Berg östlich oberhalb von Wehr. Der Standort der Burg ist im Süden und Norden durch einen Halsgraben abgetrennt. Die rechteckige Burganlage zeigt einen Knick in der Ostseite. Eine Fuge außen an der Nordseite, an der NO-Ecke, zeigt offenbar eine nachträgliche Verstärkung der östlichen Ringmauer nach außen an. Von der Innenbebauung entlang der nördlichen und östlichen Ringmauer ist nichts mehr zu sehen. Ein Konsolstein aus Sandstein an der NO-Ecke der Burg zeigt - sofern in originaler Position - ein ehemaliges Gewölbe an. Das Burgtor befand sich im nördlichen Teil der Westseite, heute im Bereich einer neuzeitlich abgemauerten Mauerbresche. Einige sekundär eingebaute Buckelquader könnten vielleicht zu diesem Tor gehört haben und wurden wohl bei Schutträumungen aufgefunden. An der SW-Ecke der Burg ist der Stumpf eines halbrunden, nachträglich eingefügten Turmes erhalten, jedoch von einer Schutzhütte in Form eines Pavillons (1987) überbaut. Wegen der starken Sanierung und der Einebnung der Innenfläche lässt sich die Baugeschichte nicht weiter beurteilen. Die Mauerschalen zeigen Gneis, Granit und dergleichen (evtl. Porphyr). An der Nordseite außen zeigen sich unten über der heutigen Bodenhöhe kleinformatige Kalksteine; Kalkstein soll sich auch im Füllmauerwerk gefunden haben, ist wegen der rezenten Abmauerung nicht mehr erkennbar. Generell ist aufgrund starker Sanierungen und dichten Moosbewuchses das Mauerwerk nur schwer zu beurteilen. Die Mauerstruktur hilft nicht bei einer Datierung; eine Tür und eine "Fensteröffnung" in der Ostseite sind in der jetzigen Form rezent abgemauert; Gewände oder originale Nischenleibungen fehlen.
Auf der West-, Nord- und Ostseite ist die Burg von einer Ummauerung in Art eines Zwingers umgeben. Offenbar hatte der Zwinger auch an der Südseite bestanden, wie geringe Reste von Füllmauerwerk und Schutt am Hang andeuten. Im Südwesten scheint eine Art halbrundes Türmchen offenbar das Ergebnis einer neuzeitlichen Sanierung zu sein; die alten Bestandspläne zeigen hier eher eine Ecke. Die Zugangssituation ist einigermaßen klar; der Zugang verlief wohl von Süden her über den Höhenrücken, als Hohlweg entlang der östlichen Geländekante, dann über den südlichen Halsgraben (Schuttwälle einer Torkammer?) und durch den östlichen Zwinger, entlang der Nordseite zur Westseite der Burg. Östlich unterhalb des breiten östlichen Zwingers könnte noch eine tiefer liegende, etwa halbrunde Plattform bestanden haben; vielleicht handelt es sich um die Halde eines kleinen Steinbruches, der durchaus burgzeitlich sein könnte. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Relativ zahlreiche Lesefunde: rel. wenige mittelalterliche Keramikscherben, meist 16.-17. Jh.