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Küssaburg

Geschichte:

Im Jahre 1135 wird erstmals ein Heinrich von Küssenberg erwähnt. Später erlangte er die Herrschaft Stühlingen und führte seither den Grafentitel. Die Familie war reich begütert und hatte auch Besitz im Zürichgau. Die Familie soll von den Herren von Witlisberg abstammen, die letztlich aus der Schweiz gekommen sein dürften. Offenbar nannten sich die Witlisberger nach ihrer neu gegründeten Burg Küssenberg; ihren älteren Besitz in Häusern gaben sie vor 1111 ans Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Graf Heinrich III. von Küssenberg / Stühlingen verkaufte um 1240 die Herrschaft an den Bischof von Konstanz. Dessen Herrschaft endete 1497, als die Burg an die Grafen von Sulz kam. Die Vorburg erhielt in der bischöflichen Zeit Stadtrecht; auf der Burg saß ein Burgvogt. Die Burg wurde zeitweise an Adlige (von Brandis, von Heudorf, von Landenberg) verpfändet. Unter den Grafen von Sulz war sie immer noch eine Pfandherrschaft, wurde aber vom Bischof nie eingelöst. Im Schweizerkrieg 1499 wurde die Burg von den Eidgenossen bedroht und ergab sich. Eine weitere Belagerung folgte durch die Klettgauer Bauern im Jahre 1525. Um 1529 wurde die Burg zur massiven Festung ausgebaut, das Städtchen abgebrochen. Im Jahre 1634 rückte ein schwedisches Heer heran; die Burg wurde von der kaiserlichen Besatzung in Brand gesteckt. Die Grafen von Sulz mussten einige Gebiete verkaufen; ein Wiederaufbau der Küssaburg unterblieb aus Geldmangel. 1664 folgte ein Bergrutsch im Randbereich; um 1855 begann die Freilegung und Sanierung der Burg. (H.W.)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Küssaburg ist noch nicht geschrieben; die Beurteilung wird durch die üblichen Sanierungen mit Ausfugungen und Neuaufmauerungen sowie durch Bewuchs (u.a. Efeu, das mögliche Baufugen verdeckt) erschwert. Die während der Schutträumung um 1900 gemachten Funde sind zudem verschollen. Nach 1525 wurde die Küssaburg unter Verwendung von mittelalterlichen Bauteilen zu einer Festung ausgebaut. (H.W.)

Baubeschreibung:

Die mittelalterliche Burg war offenbar - der Form des Berges entsprechend - länglich, vielleicht mit Ecken an den Enden. Die nördliche und südliche Ringmauer mit ihrem kleinteiligen, lagerhaften Mauerwerk scheint mittelalterlich zu sein. Unklar ist derzeit der westliche Abschluss der Burg; das sog. Westtor scheint eher eine "Kellertür" mit Rampe darzustellen, die in das Untergeschoss des sog. "Rondells" führte. Der mutmaßliche Bergfried an der NO-Ecke der Burg sprang offenbar nach außen vor. Er war wohl stark auf sein Füllmauerwerk reduziert, seine Mauerschale könnte teilweise restauriert sein. Es treten nur einzelne Buckelquader (an seiner NO-Ecke) auf. Der Bergfried ist teilweise niedergelegt, Teile der inneren Mauerkanten sind nicht mehr sichtbar. Ins Mauerwerk des Bergfrieds waren auch frühneuzeitliche Scharten eingebaut. Eine schildmauerartige dicke Wand südlich neben dem Bergfried wirkt durch die Scharten und ein Tor frühneuzeitlich. Der überwölbte Durchgang soll das alte Burgtor darstellen. In der jetzigen Ausformung dürfte das Tor jedoch ins 16. Jh. datieren und überdies als Burgtor zu klein sein. Vermutlich handelt es sich eher um einen Durchgang vom Burghof auf das im 16. Jh. außen vorgesetzte Vorwerk (sog. "Batterieturm I"). Im Burghof sind Reste mehrerer Innenbauten sichtbar. Woher die Ansprache als "Kapelle" und "Mannschafts- und Gesindehaus" stammen, ist derzeit nicht erkennbar. An die nördliche Ringmauer setzt innen ein Küchenbau an, der sich durch eine Herdplattform zu erkennen gibt. Das Burgtor befindet sich in der nördlichen Ringmauer, wo es vielleicht auch schon vor dem 16. Jh. war. Am Burgtor wurde im 16. Jh. ein halbrunder Turm vorgesetzt. Massivere Türme, meist mit Büchsenscharten, wurden im 16. Jh. der Südseite außen vorgesetzt; ein äußerst massives Vorwerk mit halbrundem Kanonenturm entstand im Osten. Diese Bauphase ist inschriftlich auf einer Scharte neben dem Burgtor und auf einer weiteren Scharte südlich des "Batterieturmes I" auf 1529 datiert. Offenbar erst nachträglich - nach der auffälligen Fuge in der Ostseite zu schließen - wurde ein umlaufender, tiefer liegender Zwinger angesetzt. An zwei Stellen an der Nord- und Südseite verspringt die Zwingermauer nach außen, um jeweils mittels einer Büchsenscharte eine Flankierung der langen Seite zu ermöglichen. Ähnlich, mit einer unregelmäßig gerundeten Form, verspringt die Westspitze des Zwingers nach außen, um auch hier eine Flankierung zu ermöglichen. Der östliche Abschnitt des Zwingers der Nordseite, d.h. der eigentliche Torzwinger, könnte auch älter sein und zur Burg gehören. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Altfunde von der Schutträumung sind verloren. - Neuere Lesefunde (wenig Mittelalter, ab etwa 12. Jh.; Keramik des 16./17. Jhs. etwas zahlreicher).