EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Nürburg

Geschichte:

Der Berg, auf dem sich die weithin sichtbare Nürburg erhebt, wird bereits 954 in den Schriftquellen als "mons Nore" (Schwarzer Berg) bezeichnet. Hinweise auf die Existenz einer Burganlage fehlen freilich für die Mitte des 10. Jhs. Vermutlich wurde die Burg Mitte des 12. Jh. durch Ulrich von Are aus dem Geschlecht der Ahrgaugrafen gegründet. Im Jahr 1166 - es handelt sich um die urkundliche Ersterwähnung der Burg - stand dem Kölner Erzbischof Friedrich I. das Öffnungsrecht an der Burg zu. Die Hälfte der Burg gelangte nach 1169 an das Reich, denn 1193 gab Kaiser Heinrich VI. diese Hälfte dem Grafen Theoderich von Are-Hochstaden zurück. Mitte des 13. Jhs. gelang es dem Erzstift Köln, seine Verfügungsgewalt über die Burg weiter auszubauen. 1254 leisteten die Brüder Johann und Kunzo von Are-Hochstaden ihrem Verwandten, dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden einen Treueeid, ihm von der Nürburg aus gegen jedermann mit Ausnahme des Reiches und der Grafen Gerhard von Neuenahr sowie Gerlach von Saffenburg zu unterstützen. Ludwig von Neuenahr trug 1273 seine Hälfte der Nürburg dem Grafen von Jülich zu Lehen auf. Erst 1290 gelangte die Burg durch einen Verkauf des Grafen Ruprecht von Virneburg vollständig an das Erzstift Köln, das dort ein gleichnamiges, bis 1794 existierendes Amt einrichtete. Insbesondere seit dem Spätmittelalter dienten Burg und Amt dem geistlichen Territorium häufig als Pfandobjekt. 1556 bis 1724 finden wir die Grafen bzw. Herzöge von Arenberg als Inhaber der Pfandschaft. Ihnen folgten die Freiherren von Plettenberg. 1587 plünderten holländische Truppen im Kontext des sogenannten Kölnischen Krieges die Nürburg. 1633 von den Schweden eingenommen, wird die Anlage 1657 als teilweise ruinös bezeichnet. Eine vollständige Zerstörung der imposanten Anlage erfolgte 1689 durch französische Truppen. Der hochmittelalterliche Bergfried blieb erhalten und diente noch 1752 als Gefängnis. Zu Beginn des 19. Jhs. ging die Nürburg in Staatsbesitz über. Heute obliegt die Betreuung der Burg dem Land Rheinland-Pfalz (Burgen-Schlösser-Altertümer). (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die Anfänge der beeindruckenden Höhenburg reichen bis in die Mitte des 12. Jhs. zurück. Zur baulichen Entwicklung der weitläufigen Anlage liegen bislang nur unzureichende Informationen vor. Vermutlich gehört die ein längliches, nicht ganz regelmäßiges Rechteck bildende Hauptburg dem 12. Jh. an. Der mächtige runde Bergfried, der sehr wahrscheinlich nach dem Vorbild der südfranzösischen Tour de Constance in Aigues Mortes (1241-1250) entstand, wurde sehr wahrscheinlich unter dem Erzbischof Konrad von Hochstaden aufgeführt. Eine dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle ist bereits für das Jahr 1202 nachweisbar. Weitere entscheidende bauliche Veränderungen erfolgten im 14. Jh. unter dem Amtmann Johann von Schleiden, der die Zwingeranlage mit flankierenden Rundtürmen anlegen ließ. Rege Bautätigkeit enrfaltete 1530 bis 1545 der Amtmann Augustin von Braunsberg. Einer teilweisen Zerstörung 1605 folgte die Wiederherstellung der Anlage. Nach ihrer endgültigen Zerstörung durch die Franzosen 1689 wurde der Baubestand der Anlage im 18. Jh. durch Steinraub erheblich dezimiert. Denkmalpflegerische Bemühungen zum Erhalt der Anlage setzten im 19. Jh. ein. 1878 stellte man beispielsweise das Doppeltor wieder her, durch das man den Nordzwinger betritt. Ende der 1980er Jahre wurde das Mauerwerk des Bergfrieds saniert. Die exponierten Türme der Zwingeranlage erhielten Kegeldächer, um dem weiteren Verfall des Mauerwerks Einhalt zu gebieten. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die Burg wurde über länglich-ovalem Grundriss errichtet und zeichnet sich durch die auf dem höchsten Punkt des Berggipfels gelegene Hauptburg mit Bergfried sowie eine von zahlreichen Rundtürmen flankierte Zwingeranlage aus. Im Süden schließt sich an den Hang des Burgberges das weiträumige Areal einer Vorburg an, von der sich außer Mauerresten vor allem die Ruinen einer Kapelle (Länge 17 m, Breite 10 m) mit halbrunder Apsis erhalten haben. Man betritt die Hauptburg durch das den Nordzwinger abschließende, 1878 recht frei wiederhergestellte Doppeltor. Eine Kaminanlage in dem runden Flankierungsturm an der Nordwestecke der Zwingeranlage legt die Vermutung einer zumindest partiellen Bewohnbarkeit des Turmes nahe. Feldseitig treten zwei dreiviertelrunde Schalentürme aus der Flucht der Zwingermauer hervor. Im Nordosten des Innenhofs der Hauptburg lag ein Gebäude, dessen Ostgiebel auf der Ringmauer aufsaß. An dieses Gebäude schloss sich der Nordwestbau an. Südlich sind die Reste eines schmalen Baukörpers zu erkennen, von dem der dreifach vorkragende Unterbau eines Erkers erkennbar ist. An den Südteil der Ringmauer grenzt der Küchenbau mit den Resten eines 3,50 m breiten Kamins an. Die Nordseite nahm ein langgestreckter Wohnbau ein. Besondere Aufmerksamkeit verdient der runde, etwa 20 m hohe Bergfried, der eindeutig den Einfluss französischer Turmbauten verrät. Der Turm wurde auf einem natürlichen Basaltfundament aufgeführt. Das Außenmauerwerk zeichnet sich durch den Materialwechsel von Basaltsäulen und dünneren Schichten von schiefriger Grauwacke aus. Bei einem Durchmesser von 9,60 m weist der Rundturm eine Basismauerstärke von 2,75 m auf. Ursprünglich war der durch einen Hocheingang erschlossene Turm wohl viergeschossig und wurde durch eine mit Zinnen besetzte Plattform abgeschlossen. Im Inneren findet sich ein sechsteiliges Rippengewölbe. (Jens Friedhoff)