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Vác

Geschichte:

In der Nähe der spätmittelalterlichen Hauptstadt Buda, aber schon am linken Donauufer, beim Zusammentreffen der nördlichen Berglandschaft und der südlichen Tiefebene ließ wahrscheinlich König Stefan der Heilige (997-1038) am Ende seiner Regierung den Bischofsitz errichten, der 1074 als Wazenburg erwähnt wurde. Der Abschluss der Organisation des Bistums Vác (Waitzen), sowie der Bauarbeiten seiner Kathedrale sind aber mit dem Namen von König Géza (1074-1077) in Verbindung zu bringen, der auch hier begraben wurde. Die Kathedrale kommt in den Urkunden zuerst 1199 vor. Die Mongolen hatten 1241 die bischöflichen Bauten verwüstet, eine eindeutige Bischofsburg ist aber aus dieser Zeit noch nicht nachzuweisen. Die Bischofsburg, bzw. ihre Kastellane sind ab Mitte des 15. Jhs urkundlich erwähnt. Unter den hiesigen Bischöfen ist besonders der Humanist Miklós Báthori (1474-1506) hervorzuheben, der so die Kathedrale, wie auch den Bischofspalast umbauen leiß. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) konnten die Osmanen Vác (Waitzen) - weder die Bischofsburg und noch die befestigte Stadt - erst noch nicht einnehmen, die Ortschaft spielte dann eine wichtige Rolle im Kampf zwischen den Gegenkönigen Ferdinand von Habsburg und Johannes Szapolyai. 1544 kam aber sie doch unter osmanische Oberhoheit. Die christlichen Heere konnten Vác zuerst 1593 zurückerobern, ab 1625 bis 1685 war der ehemalige Bischofsitz wieder in osmanischen Händen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen - die Befestigungslinien wurden mehrmals gesprengt - brachten die Zerstörung der meisten mittelalterlichen Bauten mit sich, um 1620 wurde auch die Kathedrale abgetragen. Dabei sind aber auch fast ständige Bauarbeiten nachzuweisen, die - nach den Darstellungen des 17. Jhs quadratische - Anlage erhielt aber während dieser Zeit kaum moderne Verteidigungswerke. Zu einem Wiederaufbau der bischöflichen Bauten kam es nach der Befreiung des Landes von den Osmanen nicht, der Bischofsitz wurde nach Norden, in die Stadt verlagert. 1719 bekamen die Franziskaner das Gebiet der bischöflichen Burg, wo sie - nach dem Abbruch der früheren Bauteile und der Auffüllung besonders der südlichen Grabenabschnitte - ihre barocke Kirche und ihr Kloster errichten ließen. (I.F.)

Bauentwicklung:

Die früheste Bauform des Bischofsitzes - der auf einer, 7-8 m über der Donau liegenden Terrasse errichtet wurde, die so nach Norden, wie auch nach Süden relativ steil abfällt - ist unbekannt. Die bisher freigelegten Abschnitte der etwa 100x130 m großes Gebiet umfassenden inneren Burgmauer - besonders im Westen, wo auch ein Turm mit halbrunden Grundriss identifiziert wurde - sind nicht älter als das 15. Jh. Aus dieser Zeit sollte die nur aus einer Vermessung des 17. Jhs bekannte Form der Kathedrale - wahrscheinlich eine dreischiffige Hallenkirche mit Chorumgang - stammen, mit einer Kapellenreihe auf ihrer Südseite. Diese Kirche lag unter dem Südflügel des barocken Klosterbaus. Die freigelegten spärlichen Mauerreste nördlich davon, im Klosterinnenhof sind hypothetisch mit den bischöflichen Wohnbauten des Mittelalters in Verbindung zu bringen. Die Bautätigkeit des Bischofs Báthori bedeutete wahrscheinlich vor allem einen spätgotischen-frührenaissancen Umbau der früheren Gebäude. Noch eine Barbakane sollte im Norden vom Anfang des 16. Jhs stammen, deren spärliche Reste auch ergraben wurden. Die weiteren Bautätigkeiten des 16-17. Jhs sind vor allem als Wiederherstellungsarbeiten zu bewerten, mit Ausnahme der beiden östlichen, zehn- oder zwölfeckigen Batterietürme, die nach den archäologischen Angaben der zweiten osmanischen Besatzungsperiode (1625-1685) zuzuschreiben sind. Die bisher beschriebene innere Burg war zu dieser Zeit auch mit einem, zum Teil schon aus Holz und Erde errichteten äußeren Befestigungsgürtel umgeben - seine größte Ausdehnung ist auf 200x250 m zu schätzen. Alle diese Bauten - abgesehen von wenigen Stützmauern im Westen sowie von bescheidenen Resten des NO-Turmes - verschwanden dann im 18. Jh, als hier das barocke Franziskanerkloster, sowie mehrere städtische Wohnhäuser errichtet wurden. (I.F.)

Baubeschreibung:

Auf dem niedrigen Hügel am linken Donauufer steht heute das im 18. Jahrhundert erbaute Kloster der Franziskaner. Die freigelegten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bauten der ehemaligen Bischofsburg sind nur im NO (Reste eines mehreckigen Turmes aus dem 17. Jh.)
und besonders im Westen, am Donauufer zu sehen, wo die meist im Spätmittelalter, in mehreren Bauperioden errichteten Burgmauer ergänzt und als Stützmauer erhöht wurden. Die Sanierungsarbeiten – und das betrifft auch das Klostergebäude selbst – sind aber noch nicht abgeschlossen. (I.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die ersten Funde - darunter vor allem Steindenkmäler der Frührenaissance, so zwei Wappentafel des Bischofs Báthori sowie mehrere Balusterzwergpfeiler, die dann in die neue Bischofskathedrale eingebaut wurden - stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, als auf dem Gebiet der Bischofsburg das Kloster der Franziskaner erbaut wurde. Die ersten, noch kaum systematischen Ausgrabungen wurden 1912 durchgeführt (I. Tragor, P. Gerecze). 1962 gab es dann anlässlich der Errichtung eines Schulgebäudes eine größere Rettungsgrabung östlich von dem Klostergebäude (F. Köszegi, I. Stefaits). Erst zwischen 1978 und 1990 konnten dann K. Kozák und später besonders S. Tettamanti größere Flächen - vor allem aber nur Teile der Befestigungen - freilegen. Zwischen 1998-2002 wurden dann die Forschungen südlich vom Kloster fortgesetzt. Aus der Zeit der Romanik stammen nur relativ wenige Steindenkmäler, die gotischen Bruchstücke (Fragmente von Gewölberippen und Öffnungsrahmen) deuten auf mehrere Bauperioden vom 14. bis zum frühen 16. Jh. hin. Besonders wertvoll sind die Renaissance-Steinfragmente, die so dem Bischofspalast, wie auch der Kathedrale bzw. ihrer Kapellen zuzuordnen sind und auch auf mehrere Bauphasen hinweisen. Auch aus den unter dem Bischof Báthori durchgeführten Bauarbeiten stammen die vielen Majolika-Fliesen, die in den königlichen Werkstätten von Buda (Ofen) hergestellt wurden. Die Gefäß- und Kachelkeramik - besonders aus dem Spätmittelalter - bildet auch einen bedeutenden Teil des meist schon aufgearbeiteten Fundmaterials. (I.F.)