EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schnellenberg bei Attendorn

Geschichte:

Die Anfänge der Burg Schnellenberg sind eng mit der kurkölnischen Stadtgründung des unweit entfernt gelegenen Ortes Attendorn verbunden. Offensichtlich erfolgte die Gründung der 1225 erstmals urkundlich erwähnten Burg im Zusammenhang mit der 1222 durch den Kölner Erzbischof Engelbert von Berg (1216-1225) initiierten Stadterhebung von Attendorn. Die Ansprüche der hier ebenfalls begüterten Grafen von Arnsberg und von der Mark wurden dadurch abgegolten, dass beide Parteien Burglehen zu Schnellenberg erhielten und an der Burg beteiligt wurden. Der wichtige Biggeübergang an dem bedeutenden Fernweg Köln-Kassel (Heidenstraße) war somit durch die bei der Furt gelegene Stadt Attendorn und die in besserer Schutzlage jenseits der Bigge gelegene erzbischöfliche Landesburg Schnellenberg gesichert. Die strategisch wichtige, 2 km südlich von Attendorn gelegene Waldenburg gelangte erst 1248 an das Erzstift Köln. Seit 1233 sind als kölnische Burgmannen zu Schnellenberg die Herren von Schnellenberg nachweisbar. Ein weiteres Burglehen ging nach dem Ausscheiden der Herren von Plettenberg 1333 an die Adelsfamilie Vogt von Elspe über. In den 1290er Jahren gewann die Burg Schnellenberg infolge der zeitweiligen Verpfändung der benachbarten Waldenburg nach der Niederlage des Erzbischofs Siegfried von Westerburg nach der Schlacht bei Worringen 1288 an Bedeutung. Mitte des 14. Jh. schwand die Bedeutung der Burg, die zusammen mit der Waldenburg häufig als Pfandobjekt diente. Im Jahre 1594 gelang es Kaspar von Fürstenberg (1545-1618) die Anteile der Familien Schüngel und Vogt von Elspe an der Burg zu erwerben. Unter dem Baumeister Hans Adam ließ Kaspar von Fürstenberg Schnellenberg 1595-1606 zu einer großzügigen Renaissanceanlage ausbauen. Weitere barocke Veränderungen erfolgten in der zweiten Hälfte des 17. Jh. Nach einer wechselvollen Nutzung als Jugendherberge (1918-1922), Landschulheim und Erholungsheim des Eisenbahnersozialwerkes wurde 1949 die 1899 teilweise durch Brand zerstörte Vorburg wiederhergestellt. Die sehr gepflegte Anlage, die sich bis heute im Familienbesitz der Freiherren von Fürstenberg befindet, beherbergt ein Hotel-Restaurant und ist in ihren Außenanlagen öffentlich zugänglich. (J.F.)

Bauentwicklung:

Im Vergleich zu dem unter Kaspar von Fürstenberg erfolgten Ausbau an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, der sich anhand der Schriftquellen sehr gut dokumentieren lässt, liegen zur baulichen Entwicklung der Burg im Hoch- und Spätmittelalter kaum Erkenntnisse vor. Dem Gründungsbau des frühen 13. Jh. gehören offenbar weite Teile der annähernd quadratischen Oberburg und der gleichzeitig als Torturm dienende viereckige Bergfried an. Nach Süden wurde die Anlage in der Frühen Neuzeit durch die zweiflügelige Vorburg (1687-1694) und ein Vorwerk erweitert. Der mächtige mit einer imposanten welschen Haube versehene pavillonartige Turm an der Westecke der Oberburg entstand 1686. Etwa zur gleichen Zeit erhielt die Durchfahrt zum Innenhof ein prächtiges Barockportal. In dem gleichzeitig als Torturm dienenden Hauptturm der Oberburg wurde 1601 eine Kapelle eingerichtet. An der Süd- und Ostseite unterhalb der Burg entstanden Ende des 16. Jh. Fischteiche und eine Schlossmühle. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die weitläufige Anlage gliedert sich in drei Teile: Der Zugang zur Burg erfolgt von Süden über den Graben zum Vorwerk C, an das sich die zweiflügelige, von zwei quadratischen Türmen flankierte barocke Vorburg anschließt. Auf dem höchsten Teil des Bergsporns liegt die annähernd quadratische Oberburg, eine Vierflügelanlage, deren Baugestalt im wesentlichen auf die tiefgreifende Umgestaltung unter Kaspar von Fürstenberg in den Jahren 1595-1606 zurückzuführen ist. Über den ehemaligen Halsgraben führt eine steinerne Brücke zu dem in der Barockzeit veränderten Tor, die Südfassade der Oberburg wird durch den mächtigen quadratischen Pavillonturm von 1686 und einen bescheidenen, nicht mehr im voller Höhe erhaltenen Rundturm akzentuiert. Der vermutlich als Frontturm konzipierte quadratische Bergfried mit seinem einfachen Zeltdach dient gleichzeitig als Torturm zum Innenhof der Oberburg. Seit 1601 beherbergt der Raum über der Tordurchfahrt eine prächtige Privatkapelle des Kaspar von Fürstenberg. Aus der rückwärtigen Nordfassade der Oberburg tritt ein um sein Obergeschoss reduzierter (?) Rundturm hervor. (J.F.)