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Burgschleinitz

Geschichte:

1114 erscheint erstmals urk. ein Wiland von "Sluniz". Die Nennung des Marchward von "Slunz" aus 1074, eines Mitgliedes eines im Zuge der Landnahme durch die Babenberger auftretenden Adelsgeschlechtes, ist umstritten. Die Hrn. v. Schleunz sind bis 1260/62 nachweisbar. Nach deren Aussterben gelangt die Hft. durch die Erbtochter Hedwig an die Sonnberger, von denen sich Wulfing 1299 bzw. 1308 erstmals auch nach "Sleunz" nennt. Als Nachfolger der Sonnberger erscheinen die Haunfeld, Stuchsen und Zelking. Letztere geben die Hft. 1357 an den Landesfürsten zurück. Als Lehensträger erscheinen im folgenden "Hawg von Purberg", Rudolf "Lazperger" und ab 1399 Hans der "Neydekker". Den Neideggern folgt 1451 der Ritter Wilhelm Frauenhofer, 1455 Wilhelm Pebringer und bis 1472 Christoph Maltzkasten. Für 1480 belegt ein Wappen Bernhard v. Zistersdorf als Burgherren. 1482 wird von Zerstörungen berichtet. 1493 wird Hanns Pernstorffer belehnt, 1542 Wolfgang Römer. 1558 ist die Burg als "das öde Purckhstall" genannt. 1581/82 gelangt der Besitz an Georg Bayer, der die Burg E. d. 16. Jhs., zumindest tlw., wieder instandsetzt. 1618 fällt der Besitz an Rudolph v. Innpruckh, dem er aber kurz darauf wieder entzogen wird. 1624 gelangt "die zerbrochene Veste Purckschleinitz" an die Hrn. v. Kuefstein, die den Besitz erst 1934 an die Gemeinde verkaufen. Die Burg erwirbt 1934 die Fam. Sazenhofen. Heute im Besitz von Alexandra und Dr. Friedrich Eckert. (G.R.)

Bauentwicklung:

Das heutige, der Topographie folgende, ausgedehnte und stark gegliederte Burg-Schloss lässt keinerlei Reste der ortsgleich anzunehmenden Burganlage des 12. Jhs. erkennen. Die ältesten erhaltenen Bauteile sind vermutlich einem großangelegten Neubau der Zeit um/ab 1300, anlässlich der Besitzübernahme durch die Hrn. v. Sonnberg, zuzuweisen. In dieser Zeit entstand der heute noch weitgehend erhaltene, oval-polygonale Bering auf dem höchsten, westl. Bereich der Kuppe, der an der östl. Zugangsseite bereits primär durch einen in der Renaissance stark veränderten Torturm gesichert wurde. Das feldseitig sichtbare, vermindert lagerhafte, zu Paketen zusammengefasste Bruchsteinmauerwerk ließe sich in jene Zeit datieren. Teile im NW und W sind bereits im späten 15. Jh., später im 16. Jh. anlässlich der Gebäudeeinbauten durch jüngere Teile ersetzt worden.
Die randständige Bebauung des heutigen inneren Hofes resultiert letztlich aus der Bautätigkeit des späten 16. Jhs., bezieht aber auch Bauteile des späten 15. Jhs. mit ein, wie anhand der 4 spätgot. Kreuzfenster mit Sitznischen im N-Trakt ersichtlich ist. Unterschiedliche Höhen der Türen und Fenster weisen zumindest örtlich auf sekundäre Veränderungen der Raumhöhen. Diese Teile des N-Traktes sind vermutlich als "Palas" des 15. Jhs. zu sehen. Ein laut Dehio hier als rom. ausgewiesenes Rundbogenportal ist in das Spätmittelalter zu verweisen.

Baubeschreibung:

Die Burg weist einen oval-polygonalen Bering auf dem höchsten, westl. Bereich der Kuppe auf, der an der östl. Zugangsseite durch einen Torturm gesichert wird.
Die randständige, 3-flügelige, 2 - 3-gesch. Bebauung des heutigen inneren Hofes resultiert letztlich aus der Bautätigkeit des späten 16. Jhs., integriert aber Bauteile des späten 15. Jhs. Der W-Trakt enthält im Obergeschoß einen großen Saal mit einem "1589" bezeichneten, stuckiertem Spiegelgewölbe. Nördlich benachbart liegt der ehem. Kapellenraum des 16. Jhs., der auf dem Vischer-Stich von 1672 sichtbare Turm dürfte wohl nur einen kleinen, später abgetragenen Glockenturm darstellen, worauf die Öffnungen für Glockenseile im Stiegenhaus vor der Kapelle weisen. Die schlichten Neubautrakte des 16. Jhs., im Erdgeschoß gewölbt, im Obergeschoß durchwegs flach gedeckt, sind durch regelmäßig angelegte Fenster mit Steingewänden und durch mehrere, die einheitliche Dachsilhouette durchbrechende Renaissancekamine geprägt. Eine Baunaht im W weist auf den sekundären Anbau des S-Traktes an einen älteren, durch eine gequaderte Ecke gekennzeichneten und mglw. noch aus dem späten 15. Jh. stammenden Teil des W-Traktes. Die vermutlich ehem. allseitige Verbauung wurde im O anlässlich einer neuzeitlichen Bauphase durch eine schwache Abschnittsmauer mit Tor, die sich im Inneren der Gebäude gegenüber den starken Außenmauern abhebt, auf die heutige Fläche reduziert. Der Umbau ist vermutlich durch ein am Tor angebrachtes Wappen der Kuefstein aus der 1. H. d. 17. Jhs. datiert.
Die Zugangsseite wurde vermutlich erst E. d. 16. Jhs. mit einer bastionär befestigten Vorburg mit tlw. tief unterkellerten Wirtschaftsgebäuden gesichert. Die im SO angelegte Renaissance-Toranlage mit Fahr- und Nebentor zeigt noch die ehem. Rollenschlitze für die Zugbrücke. Der Teich bildete vermutlich auch hier einen ehem. zu überbrückenden Wassergraben. Die N- und W-Seite des hier steil abfallenden Burgfelsens sind durch zusätzliche, einfache Zwingeranlagen geschützt.
Der liebevoll gepflegte und instandgehaltene Bau ist heute, nur in nötigem Maße adaptiert, privater Wohnsitz der Besitzerfamilie. (G.R.)