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Engelstein II

Geschichte:

Die erste Nennung einer Siedlung "Engelgoz" (Engelstein) erfolgt 1234. Die Burg selbst ist erst 1417 bzw. 1421-30 durch urk. Nennungen gesichert. Engelstein ersetzt mglw. die zerstörte Burg Hadmarstein auf dem Johannesberg, deren Burgstall 1319 an das Stift Zwettl gelangt, doch müssen auch Beziehungen zur nahen Hausberganlage gesehen werden. 1417 wird Georg Klinger als Besitzer genannt. Ab 1420/21 im Besitz der Schaller, 1442 erscheint Kaspar Schaller als Burgherr. 1492 gelangt die Burg an Hans Zeller, 1531 an Benedikt Schaul, 1544 an Ladislaus, Hans und Andreas von Prag, Frhn. V. Windhag, 1616 an Hans Kalchgruber und 1618 an Nikolaus v. Gurland. 1619 durch kaiserl. Truppen erstürmt und geplündert. 1630 gelangt Lazarus Parfuß, 1656 Georg Adam und Hans Ernst v. Mühlwang und 1681 Gf. Adam v. Grundemann in den Besitz der Burg. Ab 1806 sind Josef v. Koller, anschließend, bis 1916, Frh. v. Geusau als Besitzer zu verzeichnen. 1916 bis 1938 im Besitz von Adolf Lewin, gelangt die Burg an Baron Kloss und 1964 an Erich Meinl. Heutiger Eigentümer ist Andreas Meinl, Dipl.-Tierarzt. (G.R.)

Bauentwicklung:

Als primäre Bauteile wären der weitgehend regelmäßige, nur an der NW-Seite geländebedingt stark eingezogene Bering, ein in die SO-Ecke eingestellter rechteckiger Palasbau und der über die Beringfronten vortretende, nur 6,55 m Seitenlänge messende, quadratische Bergfried an der NO-Ecke zu rekonstruieren. Infolge des nahezu lückenlosen, flächendeckenden Verputzes sämtlicher Bauteile können über Mauerstrukturen nur sehr bedingt Hinweise auf eine Datierung der ältesten Bauteile gewonnen werden. Eine Stelle des Beringes zeigt im Kellergeschoß des Palas einige Steinlagen in stark lagerhafter Schichtung, Teile der Palas-Hoffront sind verputzlos und lassen neben einer vermutlich primären (Tür-)Öffnung im 1. Obergeschoß noch lagerhafte Strukturen erkennen. Abweichend von der späten urkundlichen Erschließung der Burg wird somit eine Datierung ab der 2. H. d. 13. Jhs. nahegelegt.
In der späten Gotik und während der Renaissance, wahrscheinlich ab 1544 unter den Hrn. v. Windhaag, erfuhr der bis dahin bescheidene Burgbau eine bedeutende wohnliche und repräsentative Ausgestaltung, die neben einer umfassenden Verbauung des westl., nördl. und tlw. östl. Hofbereiches auch den Zusammenschluss der Bauteile und die Integration des Turmes - unter Aufhebung seiner primären Geschoßteilung - in den Wohnbereich zur Folge hatte. Da nach den Untersuchungen A. Klaars der hochmittelalterliche Baubestand bis in das 3. Geschoß zu verfolgen ist, wäre auch das 4. Geschoß mit geringeren Mauerstärken jenen Bauperioden zuzuweisen, wobei aber ab dem 2. Geschoß mit starken Eingriffen und Auskernungen zu rechnen ist.

Baubeschreibung:

Das Burg-Schloss liegt im westl. Bereich der KG Engelstein auf einem teichumgebenen, niederen Felssporn. Der größere, südliche der miteinander verbundenen Teiche, die der Altburg auf dem westlichsten Felssporn ausreichend Schutz gaben, heißt bezeichnenderweise "Hausteich".
Die Anlage gliedert sich in die westl. Hochburg, die östl. angeschlossene Vorburg und in weitere, im S situierte Wirtschaftsbereiche. Die Hochburg bildet einen räumlich auffallend beengten Bereich von durchschnittlich 32 x 20 m, was durch die tlw. großen Mauerstärken des Beringes von bis zu ca. 3 m im O und S und durch die phasenweise entstandene, durchaus komplexe, 4-gesch. Innenverbauung stark gesteigert wird.
Der durch spätere Einbauten letztlich stark beengte Burghof wird durch ein Tor mit Zugbrückenblende erschlossen, das den nördl. Bering knapp neben dem Bergfried durchbricht.
Die geringen Dimensionen des Turmes wie das wirkungssteigernde Ausrücken aus dem Bering sind, da eine eventl. Verteidigung vorweg dem mauerstarken Bering zuzuweisen ist, in der Tradierung hochmittelalterlicher Wehrarchitektur zu sehen, die hier bereits überwiegend zur Repräsentation und als Rangabzeichen diente.
Die Spätgotik/Renaissance-Bauphasen sind durch eine Fülle architektonischer Details, wie Fenster- und Türrahmungen gekennzeichnet, die neben traditionell spätgot. Motiven auch reine Renaissanceformen aufweisen. Als besonderes Detail ist die qualitätsvolle spätgot. Schneckenstiege in der NW-Ecke des Hofes zu sehen, die bis zuletzt der Hauptkommunikationsweg der Burg war. Sämtliche Bauteile erhielten im Zuge dieser Ausgestaltungen eine umfassende und prächtige Fresko-, Sgraffito- und Stuckausgestaltung mit ornamentalen, floralen und figuralen Motiven, die zusammen mit den Resten von Holzvertäfelungen und hölzernen Türrahmungen gehobene adelige Wohnkultur zeigen. Im Burghof liegt ein tiefer, aus dem anstehendem Fels geschlagener, wasserführender Brunnen.
Dem späten Mittelalter ist der nördl. dem Tor vorgelegte Torbau mit Zugbrückentor zuzuweisen, der eine Verschwenkung der urspr. Zugangsrichtung nach O, zur Vorburg, zur Folge hatte. Im 16. Jh. wurden seine Obergeschoße in den umfassenden wohnlichen Ausbau integriert. (Bering-)Teile der spätgot. Vorburg sind u. a. in der hofseitigen, ca. 1,50 m starken Mauer des östl. Vorburgflügels zu rekonstruieren, dessen südl. Teil durch ein spätgot. Schulterbogenportal zugänglich ist, mglw. ein Hinweis auf eine ältere, ortsgleiche Verbauung. Während der Renaissanceumbauten wurden die Bauteile der Vorburg in einen 3-flügeligen, 2-gesch., schlossartigen Komplex integriert, der die O-Front der Altburg umschließt und so einen beiläufig rechteckigen Hof ausbildet. Ein ehem. zugbrückenbewehrtes Tor im S-Flügel bildet den Zugang. An der NO-Ecke ist die der Hl. Maria geweihte Schlosskapelle eingegliedert, deren Oratorium gegen O halbrund vorspringt.
Im S der Vorburg erstreckt sich ein geschlossener, über einen Torbau im O zugänglicher Wirtschaftsbereich, der noch heute dieser Funktion dient. Div. Umbauten und Veränderungen des 18. - 20. Jhs., die die Gesamtanlage betreffen, ordnen sich weitgehend den älteren Bauteilen unter, doch ist jenen Perioden die Verebnung der ehem. Grabenanlagen der Tore zuzuweisen. Während Wirtschaftshof und Vorburg bewohnt und bewirtschaftet werden, ist die Hochburg infolge ihres tlw. stark ruinösen Bauzustandes gegenwärtig funktionslos und steht leer. (G.R.)