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Heidenreichstein

Geschichte:

Die Siedlungsgründung um 1180/90 wird nach Pongratz/Seebach einem "Heidenreich", ein Mitglied der Familie der Bgfn. v. Gars, zugeschrieben. Das Geschlecht gehört zur landesfürstlichen Ministerialität und ist stammesverwandt mit den Kuenringern. Nach Weltin ist Heidenreich der Sohn des um 1140 auftretenden Wolker von Eggenburg-Schachsberg. Dessen Vater ist der Bgf. Erchenbert v. Gars. 1205 wird ein Otto von Heidenreichstein, der Bruder des Gründers, urk. genannt. 1297 gelangt die Burg in den Besitz des Landesfürsten, an Hzg. Albrecht I. Als Pfandbesitzer erscheinen 1314 bis 1346 die Hrn. v. Klingenberg, ab 1348 die Hrn. v. Puchheim. Diesen wird die Hft. erst 1636 entzogen, in der Folge ist ein rascher Besitzerwechsel zu verzeichnen. 1710 bis 1947 erscheinen als Besitzer die Palffy. 1947 gelangt die Burg an die Familie Van der Straten, anschließend an die Familie Kinsky, die noch heute Eigentümer sind. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die letztlich stark spätgot. und renaissancezeitlich überprägte Burganlage lässt bis auf den offensichtlich der Romanik zuzuweisenden Bergfried kaum Hinweise auf ihren primären oder hochmittelalterlichen Bestand erkennen. A. Klaar rekonstruiert einen regelmäßigen, kastellförmigen Bering von 31 m westl. Seitenlänge, der als Außenmauer, Hofmauer und Binnenmauer in die spätere randständige Bebauung eingegliedert wurde. Einziger definitiver Hinweis auf den Altbering ist ein kurzes, aus der Basis des nordöstl. "Kapellenturmes" vortretendes Mauerstück aus exakten Quadern, das, auf einer Felsabtreppung aufsitzend, eine Ecke ausbildet. In Zusammenhang mit den von Klaar rekonstruierten Beringteilen würde sich dadurch ein von den regelmäßigen W-Bereichen abweichender, der Felsgestaltung folgender, polygonaler O-Bereich ergeben.
Der zentral vor den W-Bering gestellte Bergfried, bei dem die hofseitige Mauerstärke von 4,50 m, die einer feldseitigen von ca. 3,50 m gegenübersteht, und der einen erst oberhalb des Beringrücksprunges angelegten Turmeinstieg aufweist, ist daher in einer Sekundärphase als eigener Baukörper dem Bering vorgesetzt worden. Die architektonischen Details in Verbindung mit dem streng lagerhaften Großquadermauerwerk legen eine Datierung in die 1. H. d. 13. Jhs. nahe. Das oberste Geschoß mit einem auf der Mauerkrone umlaufenden Umgang gehört dem 16. Jh. an.
Die rom. Burganlage war in Größe und Orientierung bestimmend für die umfassenden Neubauten der späten Gotik und der Renaissance, die sich, einen ehem. Zwinger an der N-Seite überbauend, um den Hof gruppieren. Durch das Nebeneinander von Spätgotik- und Renaissanceformen, das generell an der gesamten Burg zu beobachten ist, sowie durch zahlreiche architektonische Details ist der enge, dunkle Burghof stark dem Mittelalter verbunden.

Baubeschreibung:

Der ungewöhnlich große, feldseitig ca. 10,50 m breite und durch das Eingliedern des Berings in Richtung Burginnenbereich ca. 12 m breite Bergfried ist zentral vor den W-Bering gestellt. Durch die hofseitige Mauerstärke von 4,50 m, die einer feldseitigen von ca. 3,50 m gegenübersteht, sowie durch den erst oberhalb des Beringrücksprunges angelegten Turmeinstieg wird deutlich, dass der Turm in einer Sekundärphase als eigener Baukörper dem Bering vorgesetzt wurde. Der heute mit Dach 42,80 m hohe Turm mit streng lagerhaftem Großquadermauerwerk besitzt eine Fülle ausgeprägter architektonischer Details, wie ein die Geschoße verbindendes Stiegensystem mit versperrbaren Türen in der Mauerstärke, 2 übereinanderliegenden Mantelkaminen und primären, über Schalung gebauten Kreuzgratgewölben. Das oberste Geschoß weist einen auf der Mauerkrone umlaufenden Umgang auf.
Die rom. Burganlage war in Größe und Orientierung bestimmend für die umfassenden Neubauten der späten Gotik und der Renaissance, die sich, einen ehem. Zwinger an der N-Seite überbauend, um den Hof gruppieren. Durch das Nebeneinander von Spätgotik- und Renaissanceformen, das generell an der gesamten Burg zu beobachten ist, sowie durch zahlreiche architektonische Details ist der enge, dunkle Burghof stark dem Mittelalter verbunden. Das charakteristische Erscheinungsbild erhält die Burg durch die 3 eckbetonenden, unterschiedlich großen Rundtürme, die mit den spitzen Kegeldächern und umlaufenden hölzernen Wehrgängen ein wehrhaftes Bild vermitteln. Der über 11 m Durchmesser aufweisende NO-Turm integriert im Erdgeschoß die bei den Burgführungen ausgeklammerte, ehem. Kapelle mit einer hölzernen Emporenkonstruktion, gemalten Weihekreuzen und einer flachen Holzdecke mit spätgot. Rankenmalerei. Durch die Esse einer Rauchküche, sowie durch mehrere Aborterker erhält die turmbetonte O-Front der Burg ihr bekanntes, urtümliches Bild. Die im Wesentlichen durch Wendeltreppen erschlossenen, ausgedehnten Innenräume werden weitgehend im Rahmen der Burgführungen gezeigt, wobei eine große und sehenswerte Schausammlung von Kunst- und Einrichtungsgegenständen der Spätgotik und der Neuzeit präsentiert wird.
Im W der Hochburg ist der von einer 2-gesch., 3-flügeligen Verbauung des 15. und 16. Jhs. umgebene äußere Burghof situiert, der im N über einen spätgot., in der Renaissance überformten Torbau mit ehem. Zugbrückenanlage erschlossen wird. Vor dem umlaufenden, vermutlich ehem. wassergespeisten Graben liegt im Zuge einer heute nicht mehr erhaltenen Außenbefestigung der 2-gesch. äußere Torbau, dessen ebenfalls zugbrückenbewehrte Toranlage mit dem Wappen der Puchheimer gekrönt und mit "1549" und "1550" bezeichnet ist und bereits reine Renaissanceformen zeigt. Die Burg ist noch heute, mit Ausnahme der stadtseitigen N-Seite, von Wasser umgeben, urspr. ist vermutlich mit einer reinen Insellage zu rechnen. (G.R.)