EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Leiben

Geschichte:

Die 1. Nennung erfolgt 1196 mit Ortolf von "Liuben". Das Geschlecht der Hrn. v. Leiben (Leiden) ist in der Folge bis 1332 hier nachweisbar. Um 1338 gelangt vermutlich eine Hälfte der Burg in landesfürstlichen Besitz. 1360 verschreibt Konrad v. Maissau das halbe "haws dacz Leiden" seiner Frau Elsbeth v. Wallsee. 1379 wird Heinrich v. Haslau von Hzg. Albrecht III. mit der halben Burg belehnt. 1391 erscheint Ulrich v. Dachsberg "zu Leybem". 1402 wird die Burg, im Besitz des Hans v. Fritzelsdorf, zerstört. Danach ist sie im Besitz von Johann v. Gilleis, 1451 im Besitz der Hrn. v. Ebersdorf. Nach den Hrn. v. Stockhorn und den Hrn. v. Neudegg gelangt der Besitz an Andreas Krabat v. Lappitz. Unter den Krabat erfolgt ein Ausbau der Hft. Ab 1542 sind die Hrn. v. Volkra Besitzer, 1567 die Trautmannsdorf. 1617 gelangt die Hft. an die Geyer v. Osterburg, die die Anlage in die heutige Gestalt bringen. Ihnen folgen 1661 die Sinzendorf, 1738 die Fürnberg und 1796 K. Franz I., dessen Nachkommen bis 1918 die Hft. innehaben. 1945 folgen die Österr. Bundesforste. Seit 1989 ist das Burg-Schloss im Besitz der MG Leiben, deren Tochtergesellschaft, die ÖKOREGIO GmbH. das Schloss als Museums- und Kulturobjekt betreibt. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die Lage der östl. Teile auf dem Felssporn und die polygonale, verwinkelte Grundrissentwicklung legen die Verwendung hochmittelalterlicher Teile nahe, die sich jedoch durch die starken Überformungen mehrerer Jahrhunderte und nahezu lückenlosen Flächenputz sämtlicher Innenräume einer Beobachtung entziehen. Nur in einem Kellergeschoß des auffällig zum Tal vorspringenden O-Traktes, wo eine ca. 10 x 6 m große Raumsituation unmittelbar am Steilabfall erschlossen werden kann, ist hochmittelalterliches, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk mit Kellenstrich festzustellen, das in die Zeit der ersten Nennung, in die E. d. 12. Jhs., datiert werden kann. Die geringe Dimension und Mauerstärke des Baues lassen hier nicht das ehem. "Feste Haus" vermuten, sondern, wie ein vermauertes Rundfenster gegen O mit kreuzgekrönter Putzfasche zeigt, die ehem. Kapelle, die sich folglich als Rechteckchorraum rekonstruieren lässt. Weitere Sockelzonen im S anschließender Teile und ein daraus vorspringendes, heute funktionsloses Mauerstück knapp am Steilabsturz lassen eine Datierung ins Hochmittelalter zu.
Andernorts noch sichtbares Mauerwerk, vor allem in Basisbereichen talseitiger Teile, lässt eine Entstehung nicht vor dem späten 15. Jh., bzw. im frühen 16. Jh. vermuten.

Baubeschreibung:

Ausschlaggebend für die wehrtechnisch ungünstige Platzwahl war vermutlich die Einsicht ins Tal sowie die bessere Sichtbarkeit des Baues auf dem äußersten östl. Ende des Spornes.
Der Bau präsentiert sich heute als jüngst restaurierter, im Grundriss ungewöhnlich stark durchgliederter und auch vertikal durch divergierende Dach- und Gebäudehöhen stark gestaffelter Komplex, der durch einen großen Hof im W und einen kleinen Hof im O erschlossen wird.
In die Zeit nicht vor dem späten 15. Jh., bzw. im frühen 16. Jh. dürfte ein tlw. als Außenmauer, tlw. als Binnenmauer einbezogener, im Grundriss spürbarer polygonaler Bering zu datieren sein, der noch in späterer Zeit die Entwicklung des Baues bestimmte. Zu diesem Bering können die beiden flankierenden Schalentürme an der NW- und S-Ecke, sowie ein durch alle Geschoße feststellbarer, rechteckiger, mauerstarker Turmbau im Zentrum der W-Front, mglw. der ehem. Torturm, gerechnet werden. Ein Schulterbogenportal im Bereich des kleinen Hofes ist durch seine überreichen Form in das frühe 16. Jh. zu datieren.
Der heutige Bau resultiert aus massiven, naheliegend mehrphasigen Um- bzw. Neubauten der 1. H. d. 17. Jhs., vor allem nach der Übernahme durch die Hrn. v. Geyer 1617. Die moderne, durchwegs 3-gesch. Verbauung, die vor allem den N-Trakt in erhöhtem Maß für Wohn- und Repräsentationszwecke nutzte, ordnete sich trotz tiefgreifender Veränderungen dem spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Baukonzept unter.
Außerhalb des ehem. Beringverlaufes wurde im SW ein weit in den Graben vorgeschobener, 5-gesch. Schüttkasten errichtet, der abgewinkelt älteren Baulinien folgt und in seinen Ebenen zahlreiche Kreuzschlitzscharten für Hakenbüchsen zeigt.
Besonders der Bereich gegen die Überhöhung im SW erforderte Außensicherungen, u. a. den tiefen, mit gemauerter Konterescarpe versehenen Halsgraben, dessen beiderseitige Eingänge durch Toranlagen gesichert waren. Bereits auf das Spätmittelalter geht der auf der gegenüberliegenden Anhöhe situierte, halbrunde Batterieturm zurück, der in seinen Geschoßen zahlreiche Scharten für Feuerwaffen zeigt, heute jedoch in ein Privatgrundstück einbezogen ist. (G.R.)