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Kollmitz

Geschichte:

Bereits 1135 wird der Name "Chalmunze" urk. erwähnt. 1293 erscheinen die Hrn. v. Wallsee als Besitzer des landesfürstlichen Lehens. Bis 1297 wird ein Hermann der "Cholnzer", Hermann der Ritter der "Kolmunzer", vermutlich ein Lehensträger der Wallseer, urk. genannt. 1346 ist die Burg im Besitz des Weichard v. Winkel. 1362 gelangt sie durch Kauf an Ratold den Chrättzer von "Ouen" (Ofen?), der 1363 auch das Landgericht zu "Colmuncz" erhält. Um, bzw. vor 1371 gelangt die Burg an Johann und Friedrich v. Tyrna, welche später die Burg dem Landesfürsten versetzen. Als landesfürstlicher Pfleger erscheint in der Folge Jörg Volkenstorffer. 1411 ist die Burg im Besitz der Hofkircher. Nach 1493 werden seine Söhne Wolfgang I. und Wenzel mit Kollmitz belehnt. 1530 scheint Wilhelm I. im Besitz von Kollmitz auf. Seit jener Zeit sind die Hofkircher vehemente Vorkämpfer für den Protestantismus. 1620 werden ihnen deshalb sämtliche Güter entzogen. Der Besitz gelangt in der Folge an Georg Schüller, 1637 an Johann Schubhardt, der 1642 die Hft. als freies Eigen erwirbt. 1693 wird der Besitz vom Kloster Pernegg erworben, welches das Schloss als Sommerresidenz benützt und auch Ausbauten durchführt. 1708 gelangt der Besitz an Franz v. Quarient, der die Burg als Wohnsitz aufgibt. 1760 an Frh. v. Bartenstein. Um 1800 erfolgt aus Steuergründen die Abtragung der Dächer. Seit 1932 im Besitz der Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya. 1974 wird der Verein zur Erhaltung der Burgruine Kollmitz gegründet, der seither bemüht ist, die Ruine vor dem Verfall zu retten und Besuchern zugänglich zu machen. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die ältesten Teile der Hochburg sind auf dem höchsten Punkt des Felsgrates zu rekonstruieren, wo div. ältere Mauerzüge einen ummauerten Bereich von ca. 20 x 10 m bildeten, die nach Ausweis des Mauerwerkes nicht vor der M. d. 13. Jhs. zu datieren wären. Erst ab E. d. 13. Jhs., naheliegend unter den Hrn. v. Wallsee, kam es zu einem bedeutenden Ausbau, zu dem der über Altbauteile gestellte runde Bergfried mit 8,6 m Durchmesser und 2,95 m Mauerstärke (1318 d), ein langgestreckter Saalbau im S und ein die O-Seite begleitender Bering zu zählen sind. Die dem Bergfried vorgelagerte, schiffsbugartige Mantelmauer, die der Abbruchkante des Felsens folgt, dürfte einer kurze Zeit später folgenden Bauphase des frühen 14. Jhs. angehören. Im Laufe des 14. Jhs. entstanden im S, z. T. auf einer nach O abgetreppten Terrasse, weitere beringumgebene Gebäude, die besonders im SW eindrucksvoll in das steil abfallende Gelände gestellt wurden. Vermutlich im frühen 15. Jh. entstand der repräsentative Torbau im Zuge des westl. Berings, der übereck dazu gestellt, eine ältere ortsgleiche Toranlage ablöste. Die aufwändig gestaltete Toranlage besitzt ein zugbrückenbewehrtes Fahr- und Manntor und weist mit den im Obergeschoß vorragenden, aufwändig profilierten Erkerkonsolen auf eine ehem. prächtige Ausgestaltung hin. Unter den Hrn. v. Hofkirchen kam es um die M. d. 15. Jhs. zur Errichtung der ungewöhnlich ausgedehnten Vorburg nördlich der Hochburg, womit dem überhöhenden Vorfeld begegnet werden sollte. Hierin ist eine Reaktion auf das Aufkommen von Feuerwaffen und die allgemeinen Gefahrensituationen jener Zeit zu sehen. Noch heute dominiert der bergseitig vorgeschobene Batterieturm mit 10,80 m Durchmesser und 3,70 m Mauerstärke an der N-Spitze. Der nordwestl. Bering ist durch 2 weitere Rundtürme und einen vorgelagerten, ausgeschrämten Graben verstärkt. Der westl. Turm integriert die ehem. brückengesicherte Toranlage. Von hier zieht der südwestl. Bering mit weiterem Batterieturm entlang des Steilabbruches nach S zur Hochburg. Eine Felsstufe am nordwestl. Bering wurde zur Anlage eines großen Wirtschaftsgebäudes genutzt. Bereits zwischenzeitlich, spätestens jedoch um 1700, nach Erwerb durch das Kloster Pernegg, kam es zu massiven Umgestaltungen, vornehmlich der Wohnbereiche, was eine weitere Bebauung freier Hofflächen und folglich den Zusammenschluss der bislang isolierten Gebäude brachte. Vor allem die Bauteile der Zeit um 1700, die im S einen komplexen Wohnbereich ergaben, zeichnen sich durch zahlreiche große Fensteröffnungen und eine in bemerkenswerten Resten erhaltene Stuckdekoration aus. Auf diese Zeit dürfte auch die partiell erhaltene rote Quaderbemalung an den Gebäudeecken zurückgehen. Als bemerkenswerter Eingriff ist die Anlage eines neuen Zuganges zur Hochburg zu sehen, der auf gewaltigen Brückenpfeilern den Torbau und Torgraben des 15. Jhs. westl. umgeht und ein bequemeres Einfahren in den Wohnbereich ermöglichte.
Eine Besonderheit im österr. Burgenbau stellt die 350 m nordnordwestl. der Burg den Sporn sperrende, sog. "Böhmische Mauer" dar. Hier wurde an einer taktisch günstigen Stelle unter Einbeziehung der natürlichen Felsformation ein Mauerzug zum erweiterten Schutz des Vorgeländes errichtet. Die rund 108 m lange, 1,50 m starke Mauer besitzt einen zentral vorspringenden Torturm und an beiden Enden weitere flankierende Schalentürme, an denen jeweils kleine Mauerzüge zur Verhinderung einer eventl. Umgehung angesetzt sind. Der Torturm zeigt ein brückenbewehrtes Spitzbogenportal, durch das die heutige Straße nach Kollmitzdörfl führt. Mauer und Türme sind durchgehend mit einem zinnengekrönten Wehrgang ausgestattet. Vor der Mauer weisen Graben und Wall auf eine zusätzliche Außensicherung. Auch diese Bauteile sind unter den Hrn. v. Hofkirchen um die M. d. 15. Jhs., angeblich im Zuge des Widerstandes gegen Kg. Georg Podiebrad, entstanden.
Die bedeutende Burganlage wird seit jüngerer Zeit vom "Verein zur Erhaltung der Burgruine Kollmitz" betreut. Nach der Freilegung von Bewuchs und Schutt und der Sicherung zahlreicher Bauteile wurde die Anlage durch Brücken-, Stiegen- und Weganlagen vermehrt für Besucher erschlossen. Die beiden größten Türme sind durch den Einbau von Stiegen zugänglich gemacht worden, ein Gebäude der Vorburg wurde für ein kleines Museum adaptiert. (G.R.)

Baubeschreibung:

Der sehr unterschiedlich gestaltete Felssporn gestattete die Anlage einer rund 120 m langen, zwischen 66 und 20 m breiten Burganlage, die folglich ihrer Ausdehnung, ihrer Besonderheiten und ihres pittoresken Erscheinungsbildes zu den herausragendsten Objekten der niederösterr. Burgenlandschaft zu zählen ist. Im Wesentlichen teilt sich die Anlage in eine südl. zum Spornende führende Hochburg und eine nördl. vorgelagerte, ausgedehnte Vorburg.