EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Oberranna

Geschichte:

Die erste urk. Erwähnung eines Pilgrim von Ranna-Grie datiert von 1108/20. Die Hrn. v. Grie kommen bereits im 11. Jh. im Gefolge der Gfn. v. Formbach aus Bayern in dieses Gebiet, nach dem sie sich nennen. Waldo v. Grie, Pilgrims Bruder, übergibt Oberranna dem Landesfürsten, Mgf. Leopold III. Die Burg gelangt jedoch nach 1142 wieder an die Hrn. v. Ranna-Grie, an Pilgrim den Jüngeren. Rumhart III. und Hans v. Ranna sind die letzten der Familie. Nach 1389 gelangt die Burg an die Hrn. v. Neidegg. Unter diesen erfolgen im 15. Jh. bedeutende Erweiterungen an der Burg. 1556 wird sie als Fluchtort genannt, bald darauf erfolgt der Renaissance-Umbau unter Georg v. Neidegg. 1593 gelangt der Besitz an Christoph v. Greiß. In der Folge wechseln die Besitzer sehr rasch: So sind u. a. Jonas Hilprand, Hans Ruprecht Hegenmüller v. Dubenweiler (1628), Philipp Ferdinand v. Gudenus (1714), Johann Joachim Gf. Sinzendorf (1715) und Joseph v. Fürnberg (1785) als Besitzer zu finden. 1795 gelangt der Besitz an die kk. Familiengüterdirektion. Ab 1830 beginnender Verfall der unbenutzten Burganlage. 1905 an Baron Hammerstein, 1930 an Laurent Deléglise, der umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchführen lässt. Nach 1961 kommt die Burg an DI Roland Nemetz, der ab 1984 hier eine Frühstückspension betreibt. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die zwar siedlungsferne, aber durch die Topographie noch wenig gesicherte Lage auf dem breitgelagerten Rücken lässt sich gut mit der historisch früh, im frühen 12. Jh. ansetzbaren Gründung vereinbaren. Ein derart früher Sitz ist durch den erhaltenen Baubestand nicht mehr nachweisbar, der spätere Bau integriert jedoch im O die urspr. Burgkapelle/kirche Hl. Georg. Kunstgeschichtlich und historisch wird die 1. Phase dieses für den österr. Raum weitgehend beispiellosen Baues in die Zeit vor 1108 datiert. Aus dieser Zeit stammt die über kreuzförmigen Grundriss angelegte, 2-jochige Saalkirche mit rechteckiger Vierung, Querhaus, Halbrundapsis und einem mit 3 Geschoßen über der Vierung aufragenden Turm mit Biforen im ehem. Läuthaus. Der Rundbogenfries der Apsis wird von flachen Wandvorlagen getragen. Der Bau war primär mit gurtbogengegliederten Kreuzgratgewölben versehen. Das streng lagerhafte, hammerrechte Bruchsteinmauerwerk lässt sich durch die Kleinteiligkeit, die nur zonal durch eingeschobene Großquader gestört wird und durch die noch stark tektonische Lagerung gut in jene Zeit datieren. Der sauber ausgeführte Eckverband wird oftmals durch aufgestellte Orthostaten gebildet. Die Apside zeigt am Bruchsteinsockel Zonen aus "opus spicatum". In einer 2. Phase erfolgte ein bedeutender Ausbau, zu dem das Westwerk mit einem dem O-Teil entsprechenden Querhaus und die weit in die westl. Vierung ragende, 3-schiffige Hallenkrypta zählen, und der kunsthistorisch Leopold III. zugewiesen wird. Über der westl. Vierung ist ein weiterer, den O-Teilen entsprechender Turm rekonstruierbar. Die quadratische 4-Stützenkrypta besitzt bemerkenswerte, reliefierte Kapitelle, wovon eines durch szenische Mensch- und Tierabbildungen wiederholt als "Jagdmotiv" interpretiert wurde. Die Kirche ist folglich ihrer architektonischen und bauplastischen Ausstattung in Bezug auf Herkunft, Bedeutung und Bauherr(en) noch heute Gegenstand mancher Interpretation. Der jede Norm sprengende Bau wäre naheliegend durch eine - zumindest geplante - spezielle oder höherrangige Funktion, mglw. in Zusammenhang mit der Gründung eines Burgstiftes, im Umfeld einer hochadeligen oder sogar landesfürstlichen Herrschaftsgründung oder -erweiterung, zu sehen.
Die letztlich über 26 m lange Kirche wurde im Zuge der jüngeren Burg- und Schlossbauphasen mit ihrem Westwerk in den O-Trakt des 2 - 3-gesch. 4-Flügelbaues integriert. Der stark frühneuzeitlich überprägte Bau, der einen kleinen rechteckigen Innenhof mit Laubengängen umschließt, entzieht sich durch zweckgerechte Adaptierungen und Restaurierungen weitgehend einer näheren Untersuchung. Durch die im Grundriss erkennbaren, großen Mauerstärken der Frontmauern ist bedingt ein höheres Alter div. Bauteile zu vermuten. Ein spitzbogiges Biforenfenster im Obergeschoß des talseitigen W-Traktes lässt, eine primäre Verwendung vorausgesetzt, hier den Palas eines spätrom.-frühgot. Kernbaues des fortgeschrittenen 13. Jhs. vermuten. Der hochmittelalterliche Sitz wäre so in Bezug auf das Westwerk der Kirche lagegleich hier rekonstruierbar. Mehrere spätgot. Details, die Erweiterung der Kirche durch ein nördl. Seitenschiff sowie ihre Freskenausstattung der Zeit um 1420 und 1500 lassen Bautätigkeiten im Spätmittelalter erschließen. Auch das im S-Trakt gelegene, spitzbogig ausgeführte Zugbrückenportal lässt spätmittelalterlichen Ursprung erkennen. Die Eingangszone des S-Traktes zeigt u. a. eine auf 4 Konsolen sitzende Erkeranlage mit zentralem Gussloch. Flächige Reste von illusionistischer Architekturmalerei des 16. Jhs. zeigen hier die urspr. prächtige Ausschmückung der Renaissancebauten. (G.R.)

Baubeschreibung:

Die relativ offene Lage erforderte in späterer Zeit ausgedehnte Befestigungsanlagen, wodurch sich die Anlage zuletzt als ausgedehnte, stark durchgliederte Burg-Schloss-Anlage präsentiert. Deren Zentrum bildet die ungewöhnlich grosse, romanische St. Georgs-Kirche, welche möglicherweise den Überrest einer ehemaligen Burg-Kirchenanlage aus der Gründungszeit bildet.