EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Rastenberg

Geschichte:

Die Rastenberger entstammen dem Geschlecht der Rauhenecker, deren Stammburg bei Baden im südl. Niederösterreich liegt. "Hugo de Rastenberch", Sohn des Otto von Rauheneck-Ottenstein, erscheint urk. 1205. Die Burg, deren Gründung nach jüngsten Erkenntnissen zwischen 1193 und 1205 zu datieren ist, ist freies Eigen der Rastenberger. Noch 1232 wird Hugo, gemeinsam mit seinen beiden Söhnen "Albero et Otto de Rastenberch" genannt. Der letzte nachweisbare Rastenberger, ein Otto, stirbt 1298. Durch dessen Tochter Gisela gelangt die Burg an Dietrich v. "Kirchlingen" (Kierling). 1305 verkauft Michael v. St. Veit dem Stephan v. Maissau und dem Otto v. "Chirchling" ein Viertel des "Hauses" Rastenberg. 1330 findet sich die Burg im Besitz eines Dietrich v. "Chirchling". 1363 trägt Hans der Kirchlinger die freieigene Hft. dem Landesfürsten auf und nimmt sie zu Lehen. 1382 gelangt der Besitz endgültig an die Habsburger. 1404 ist ein gewisser Otto als Pfleger genannt, 1429 ist Rastenberg im Pfandbesitz von Jörg Rappach. Ab 1432 erscheinen die Neidegger im Lehensbesitz, die div. Schäden nach den Hussitenkämpfen beseitigen und Umbauten durchführen. 1463 wird Hans Gasteiger als Pfleger der Neidegger genannt. Wilhelm v. Neidegg führt moderne Erweiterungen an der Burg durch. Nach dem Tod des letzten Neideggers auf Rastenberg gelangt 1600 der protestantische Michael Zeller in den Pfandbesitz der Hft. Unter seine Hft. fällt der zuerst erfolglose Erstürmungsversuch durch kaisl. Truppen, der erst nach Entsendung einer 4000 Mann starken Übermacht erfolgreich war. Nachfolger werden Zellers Sohn und Hans Unterholzer, ab 1628 Hans Unterholzer allein. Ab 1633 ist Rastenberg im Besitz dessen Tochter und deren Ehemann Josias v. Prösing. 1645 wird der Bau von schwedischer Kavallerie geplündert. 1663 gelangt die Hft. an Franz v. Lamberg, 1754 geht sie an Frh. v. Bartenstein, der barocke Umbauten an der Burg vornimmt, 1807 an den Hzg. v. Corrigliano, 1817 abermals an die Bartenstein und 1879 an die Gfn. Thurn-Valsassina. Die Burg ist noch heute Wohnsitz der Fam. Thurn-Valsassina. (G.R.)

Bauentwicklung:

Der streng der Topographie folgende Sitz zeigt eine relativ schmale, in W - O-Richtung jedoch ausgedehnte Grundrissentwicklung. Auf dem äußersten westl. Spornende liegt die 48 m lange, max. 19 m breite Hochburg, die trotz vielfältiger Umbaumaßnahmen den in seiner Bausubstanz fast völlig erhaltenen Primärbau der Zeit um 1200 enthält. Der für jene Zeit sehr fortschrittliche, stark durchgliederte und ausgeprägte Bau besteht aus dem 5-eckigen Bergfried an der östl. Zugangsseite, dem rechteckigen Palas an der westl. Talseite und der, aus dem Bering hervorspringenden Kapelle im N. Der relativ regelmäßige, durchschnittlich 1,80 m starke Bering bildet im N des Turmes die ehem. Toranlage aus. Zum Erstbau ist auch ein weiterer (Wirtschafts-)Bau am südl. Bering zu zählen, der bis in den heutigen Dachbodenbereich mit dem Bergfried verzahnt war. Der ca. 27 m hohe Bergfried lässt durch die vermauerten Zinnen im obersten Geschoß seine urspr. Höhe erkennen. Der ehem. Hocheinstieg liegt in beträchtlicher Höhe, im heutigen 5. Geschoß, oberhalb des Anbaues. Der Bereich darunter wurde durch Einziehen von Decken zum Wohnbereich umfunktioniert. Das nur durch Lichtscharten erhellte Kellergeschoß des urspr. 3-gesch. Palas zeigt weitgehend den Originalzustand mit der noch aus der Bauzeit stammenden Balkendecke. Die primäre Rundbogenpforte zum Palas lässt frühe Beispiele von Steinmetzzeichen erkennen. Das heute in den Wohnbereich einbezogene 1. Obergeschoß zeigt noch 3, anlässlich einer Restaurierung des 19. Jhs. jedoch stark veränderte Biforen. Die aus dem N-Bering stark vortretende, dadurch besonders betonte und etwas schräg zur Hauptachse angelegte Kapelle wurde vermutlich im Spätmittelalter gegen W verlängert, zeigt jedoch trotz starker barocker Veränderungen bemerkenswerte rom. Details. Neben mehreren primären zugesetzten Fenster- und Türöffnungen an der nördl. Feldseite besitzt der im 1. Obergeschoß des S-Traktes integrierte Kapellenraum einen östl. auskragenden, zur Zugangsseite gerichteten Apsidenerker über einer aufwändig gestuften und profilierten Konsole. Der Eingang erfolgt noch heute durch eine profilierte rom. Rundbogentüre, die aufgrund der Detailformen mglw. der 1. H. d. 13. Jhs. zuzuweisen ist. Zum Baualtersplan von A. Klaar ist anzumerken, dass der als "Haupttor" ausgewiesene, den Torweg zwischen Turm und Kapelle trennende Bogen "nur" als kämpfergeschmückter, offener Durchgang zum Burghof zu sehen ist. Heute im Dachbereich zu beobachtende Baunähte und vermauerte (Zinnen-)Öffnungen lassen ein stufenweises Ansteigen der primären Bausilhouette zum Bergfried hin rekonstruieren. Dementsprechend zeigt sich auch an der Tormauer eine urspr. schildmauerartige Überhöhung.
Anhand zahlreicher Putzfehlstellen ist sowohl außen als auch innen vielfach die Mauerstruktur zu beobachten, die einheitlich sehr grobblockiges, lagerhaftes, der Einzellage verhaftetes Bruchsteinmauerwerk und am Bergfried Einschübe von "opus spicatum" zeigt. Gebäudekanten und Gewändeteile sind aus hochwertigen, hohen Anspruch vermittelnden Werksteinen hergestellt. Durch jüngste Untersuchungen kann die Burg, die infolge ihrer fortschrittlichen, hochwertigen und richtungsweisenden Konzeption eine jüngere Entstehung vermuten ließe, relativ gesichert und korrespondierend mit der urk. Nennung in die Zeit vor 1205 datiert werden.
Der von Klaar als "Renaissancetrakt" ausgewiesene Wohnkomplex im O der Hochburg geht im Kern auf eine Vorburg- bzw. Zwingersituation der 1. H. d. 13. Jhs. zurück. Dies können das dem inneren Tor sehr verwandte äußere Tor und das lagerhafte, blockige Bruchsteinmauerwerk des Berings vermuten lassen. Spätgot. Details wie ein verstäbtes 3-teil. Sprossenfenster im inneren Burghof zeigen den inneren Ausbau der Burg, der historisch wie auch auf Grund von Dendrodaten in das 2. V. d. 16. Jhs. datiert werden kann. In diesen Bauphasen entstanden u. a. die stark verwinkelte, von Lauben- und Verbindungsgängen geprägte Verbauung um den inneren Burghof und der stark durchfensterte Renaissancetrakt im Bereich der Vorburg, der einen kleinen Hof umschließt. Die heutige Bauhöhe und Dachsilhouette der Wohntrakte geht auf Aufhöhungen des 2. V. d. 16. Jhs., tlw. vermutlich auch auf Restaurierungen des 19. Jhs. zurück. Ausbauten der Barockzeit ordnen sich den älteren Bauteilen stark unter und beschränken sich vor allem auf den Umbau der Kapelle und den kleinen Glockenturm oberhalb des inneren Burgtores.
Die Sicherung des östl. Zuganges erfolgte vermutlich ab dem 15. Jh., verstärkt im 16. Jh. durch die Anlage einer Bastionärbefestigung. Ein Torturm sicherte den neu entstandenen, durch einen weiteren Graben geschützten und vermutlich von ehem. Wirtschaftsgebäuden zusätzlich genützten Bereich. Dieser Teil der Burg erscheint heute nach tlw. starker baulicher Reduzierung als gartenartiger Zugangsbereich. Vor allem der Torturm und Teile des Renaissancetraktes erhielten im 19. Jh. zeitgemäße Zubauten und Veränderungen, die tlw. durch übergroße Fensteröffnungen den sonst unberührten Eindruck der Burg stören. Eine gemalte Jahreszahl "1845" am Eingang zum Palas und Dendrodaten belegen den Zeitpunkt der Umbauten. Darüber erscheint in gleicher Technik die vielzitierte Bauinschrift "1188", die somit als Falsifikation zu werten ist. Im O der Burg liegt der neuzeitliche Meierhofbereich, in dem heute Büros, Verwaltungs- und Seminarräume untergebracht sind.
Die Besitzerfamilie zeigt starkes Interesse für den liebevoll gepflegten und instandgehaltenen Bau, der wegen der wertvollen hochmittelalterlichen Bausubstanz zu den burgenkundlich und historisch wertvollsten Burganlagen des Waldviertels gezählt werden muss. (G.R.)

Baubeschreibung:

Die Spornburg wird durch eine kleine, später mit Wohnbauten überbaute Vorburg und eine schmale Kernburg mit die Toranlage flankierenden fünfeckigen Bergfried, talseitigem Palas und an den Längsseiten des Berings situierter Kapelle und Wirtschaftsbau gebildet. Dem Burgschloss sind feldseitig Gartenanlagen mit jüngeren Wirtschaftsbauten und Meierhof vorgelagert.