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Haneck

Geschichte:

Erzbischof Adolf v. Nassau erlaubte Philipp von Geroldstein, einem kleinen Adelsgeschlecht aus der Gefolgschaft der Grafen von Katzenelnbogen, am 4.10.1386 oberhalb der Stammburg Geroldstein auf dem Hanenberge eine neue Burg zu errichten. Die Burg sollte Lehen und Offenhaus des Stifts Mainz sein. 1390 war die Burg fertiggestellt. 1401 wird eine Burgkapelle erwähnt, 1405 stiftete der Erbauer Philipp von Geroldstein in seinem Testament noch einen Altar. 1568/69 starb Heiderich von Geroldstein als letzter Burgherr. Seine Witwe Veronica v. Handschuhsheim musste Haneck als heimgefallenes Lehen dem Erzstift Mainz überlassen. Die Anlage blieb bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 kurmainzisch. 1599 bemühten sich Adam v. Camberg und sein Schwager, der Bischof v. Speyer, vergeblich um eine Belehnung mit Haneck, in deren Umfeld inzwischen eine Schmelzhütte und eine Waldschmiede arbeiteten. Zu diesem Zeitpunkt war die Burg bereits teilweise unbewohnt und verfallen. (H-J. H)

Bauentwicklung:

Haneck wurde zwischen 1386 und 1390 offenbar in einem Zug erbaut. Ein Maueransatz am Bergfried in grober Richtung inneres Tor lässt jedoch an eine Planänderung denken, falls das Tor der Kernburg nicht früher überbaut war. Wie lange die Burg bewohnt war, ist nicht bekannt. 1601 wird sie als weitgehend verlassen und in schlechtem baulichen Zustand geschildert, hinter dem Tor zur Vorburg gab es nur noch eine bewohnte Stube mit Küche. Schmiede und Schmelzhütte wurden 1634 durch spanische Truppen zerstört. Sollte die Burg zu diesem Zeitpunkt noch bewohnbar gewesen sein, wird sie spätestens damals zur Ruine geworden sein. 1994 wurde der Wohnbau der Kernburg aufgemauert und unter Dach gebracht. Der Eigentümer denkt an eine spätere Nutzung als Museum. (H.-J. H)

Baubeschreibung:

Die kompakte, im Grundriss langrechteckig-polygonale Oberburg (ca. 25 x 23 Meter) liegt hinter einem bis zu 20 m tiefen, mächtigen Halsgraben. Markantester Bau ist eine die Burg zur Bergseite nach Osten schützende, 2,5 m starke, mit einem sanften Knick vorspringende Schildmauer. An ihrer Südecke eingestellt die Reste eines heute noch ca. 10 m hohen, achteckigen Bergfrieds, der ursprünglich wohl mind. 20 m Höhe hatte. Mittig in der Schildmauer ein nach außen vorspringender, polygonaler Treppenturm. Die Nordecke war möglicherweise mit einer aufgesetzten, polygonalen Eckwarte versehen. An der Innenseite der auf einem Felsriegel stehenden Schildmauer mind. drei Geschosslagen von angelehnten Gebäuden, die bis ca. 5 m tiefer hinabreichten. An der Nordecke schloss innen ein Gebäude mit mächtigem Kamin und kleinem Gewölbekeller an, wohl die Küche. Westlich zum Tal hin ein Wohnbau (Palas ?), dessen Südwand mit spitzbogigem Portal, abgerundeten Ecken und wohl einer Maulscharte im ersten Obergeschoss. Zwischen Wohnbau und Tor blieb ein kleiner Hof frei. Hinter dem Treppenturm erhob sich ein abgegangener Bau unbekannter Funktion mit Abtritt.
10 m tiefer umschließt im Norden, Westen und Süden eine hufeisenförmige Vorburg die Oberburg. Darin sind Mauerreste mit Spuren von angesetzten Gebäuden erhalten. Der Zugang erfolgte von Osten durch den Halsgraben in die Vorburg, hier lag auch das Tor. Im Nordosten befand sich ein zweiter Halsgraben, hier ist eine hoch aufragende Felsformation einbezogen. Kernburg und Vorburg waren durch Flügelmauern verbunden. Im äußeren Burgbereich lagen weitere, die Burg umschließende Mauerzüge sowie wohl ein um 1640 noch erwähnter Brunnen. Der Weg umlief die Kernburg und erreichte das innere Tor von Süden. Der heutige Zugang durch den Schnakengraben ist neuzeitlich. (H.-J. H)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Rahmen der 1994/95 durchgeführten Entschuttung, die der Kunsthistoriker Dr. Ch. Herrmann begleitete, wurden zahlreiche Funde Metall-, Karamik und Glasfunde gesichert und ausgewertet. Die jüngsten Funde konnten in das 16./17.Jh. datiert werden. 2 Silbermünzen 1534 und 1713. (H.-J. H.)