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Ehrenfels

Geschichte:

Bau durch Philipp von Bolanden zwischen 1208 und 1220, der im Namen des Mainzer Erzbischofs Siegfried II. von Eppstein, mit seinen Mitteln und mit Hilfe von dessen Leuten die Burg erbaute. Nach dessen Tod 1224 wird seine Witwe durch königliche Entscheidung zur Herausgabe der Burg an das Erzbistum Mainz gezwungen, wobei Burg Ehrenfels erstmals erwähnt wird. Das Erzbistum versuchte, dort eine Zollstelle zu etablieren. Zöllner sind 1239 belegbar, jedoch blieb die Angelegenheit bis 1270 strittig. Seit Ende des 13. Jh.s oft Aufenthaltsort der Erzbischöfe, u.a. wurde 1374 der Domschatz hierher in Sicherheit gebracht. 1419 wurde Konrad III. hier zum Erzbischof gewählt. 1301-1307/08 unter Verwaltung durch Gottfried von Brauneck im Auftrag des Reiches. 1353 an Kuno von Falkenstein verpfändet, 1356 vom Erzbistum gewaltsam besetzt, danach Nebenresidenz. 1357 dem Domkapitel verpfändet, an das Ehrenfels schrittweise überging und durch Amtsleute verwaltet. 1631-1635 von schwedischen, 1688/89 von französischen Truppen besetzt und bei deren Abzug stark zerstört. 1803 nassauisches Dominialgut, 1866 an Preußen und 1945 Eigentum des Landes Hessen. (H. J. H.)

Bauentwicklung:

Die heutige Burg zwischen 1208 und 1220 erbaut. Möglicherweise befand sich an gleicher Stelle ein Vorgängerbau. Keramikfunde wohl des 12. Jahrhunderts, die auch älter sein könnten, bestärken eine solche Vermutung. In den Jahren 1357/58 erfolgten Umbaumaßnahmen und eine Erweiterung nach Osten. Die baulichen Aktivitäten waren erforderlich, da die Burg zeitweise als Residenz der Erzbischöfe diente. Im Zuge dieser Veränderungen wurden die Turmobergeschosse neu gestaltet und die Schildmauer mit einem doppelten Wehrgang versehen. Vor der Ostmauer der Kernburg entstand neben dem Torzwinger ein neuer Wohnbau mit Vorhof. Ungeachtet einer Belagerung 1637 überstand die Burg den Dreißigjährigen Krieg weitgehend unbeschadet. 1689 zerstörten die Truppen Ludwigs XIV. Ehrenfels. Um 1800 war noch das 2. Tor mit Zugbrücke und zwei Türmen vorhanden. Ab 1830 trug man Teile der Vorburg ab und schüttete den Halsgraben zu. Dennoch hatten sich bis 1840 noch Bewohner auf der Burg eingerichtet. 1852 stürzten bis dahin erhaltene Mauerteile des Palas ein, 1936 drohten Teile der westlichen Wehrmauer in das Tal zu stürzen, wurden jedoch gesichert. Weitere Außenanlagen durch Flurbereinigung und Anlage neuer Weinberge verunklart. Seit 1986 Erhaltungsmaßnahmen, begleitet von bauhistorischen Untersuchungen. (H. J. H.; R. F.)

Baubeschreibung:

Die Burg war dreiseitig sturmfrei und nur vom ansteigenden Nordhang angreifbar. Gegen den Hang sicherte sie ein ca. 9 Meter tief in den Fels geschlagener Halsgraben. Im Norden – an den Halsgraben anschließend – erhebt sich eine imposante, 4,6 m starke und 20 m hohe Schildmauer. Sie ist an beiden Seiten von mit unregelmäßig runden, wenig vorragenden Türmen flankiert, die mit später zugefügten, achteckigen Aufsätzen bis 33 m hoch aufragen, und deren Unterbau möglicherweise noch aus dem frühen 13. Jahrhundert stammt. Die Schildmauer ist in zwei Ebenen begehbar, innenliegend ein erster Wehrgang mit Schlitzscharten (mit Schwalbenschwanzenden) nach außen, die zweite, obere Ebene bildet ein beidseitig mit Zinnen versehener Wehrgang.
Dahinter befindet sich eine trapezförmige Kernburg, deren Außenmauern drei Geschosse hoch erhalten sind. Im Schutz der Schildmauer liegt ein enger Hof, in dem direkt an der Schildmauer eine aufwendig konstruierte Filterzisterne ergraben wurde, die aus schräg gestellten Schieferplatten sowie Ton und Kiesellagen, mit innerem (1,7 m Dm) und äußerem Zisternenring sowie zwei Einlaufbecken bestand. An der westlichen Innenhofmauer lag ein Wirtschaftsgebäude mit Resten zweier Keller, an der südlichen Rheinseite gegenüber der Schildmauer befand sich wohl der dreistöckige Palas (Innenfläche ca. 17 x 6,5 m) mit Südbalkon, (Innenausstattung Fußbodenfliesen, Kaminstelle, Bemalung).
Der Zugang erfolgte von Osten durch die Ringmauer, davor lag ein langgestreckter Torzwinger. Der Weg von Rüdesheim tiefer als der heutige und durch zwei Gräben unterbrochen. Am inneren Graben ein von zwei Türmen flankiertes Tor mit Zugbrücke.
Vor der Ostmauer ein späterer Bau mit abgerundeter Ecke und Vorhof, der als Wohnbau und Kapelle diente. Zur Rheinseite Zwinger mit rundem Eckturm.
Unterhalb der Burg lagen die Gebäude der ehemaligen Zollstätte (Lagerhaus am Rheinufer und vermutliche Wohnung des Zollschreibers); dazugehörig auch der sog. „Mäuseturm“. (H. J. H.; Ergänzungen R. F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabungen ab 1988, dabei Fußbodenkacheln um 1400 aus Kloster Eberbach gefunden.Fotogrammetrische Aufnahmen und Ergebnisse der restauratorischen Untersuchungen im Archiv des Staatsbauamtes Wiesbaden