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Winzingen

Geschichte:

Erster bekannter Vertreter eines edelfreien Geschlechtes, das sich nach Winzingen nannte, ist ein 1146 urkundlich erwähnter Berthold von Winzingen, Gründer des Benediktinerklosters Ramsen. Zwischen 1155 und 1161 bestätigt Kaiser Friedrich I. diese Gründung des Berthold. Bis 1248, dem Jahr der Erstnennung, ist die Burg auf ungeklärte Weise in den Besitz des Pfalzgrafen gekommen (1248 "in castro suo Winzingen"). In diesem Jahr setzte Pfalzgraf Otto der Erlauchte den Grafen Emich IV. von Leiningen als Burgmann zu Winzingen ein. 1255 fiel Winzingen an Pfalzgraf Ludwig den Strengen, der sie 1281 nebst Neustadt, Wolfsburg, Elmstein u. a. seinem Sohn aus erster Ehe, Ludwig, zu dessen Verlobung übergab. Nach Ludwigs Tod (1290) wurden diese Güter dessen Bruder, dem Pfalzgrafen Rudolf I., übertragen, der sie 1317 wiederum seinem Bruder Ludwig dem Bayern überließ. 1324 finden wir Winzingen in der Verfügungsgewalt von Ludwigs Kanzler, Hermann von Lichtenberg, der die baulich vernachlässigte Burg wiederherstellen ließ. Gemäß dem Vertrag von Pavia von 1329 wurde die Pfalzgrafschaft und damit auch die Burg Winzingen den Pfalzgrafen Rudolf II., Rupprecht I. und Rupprecht II. zugesprochen. Im Bauernkrieg 1525 wurde Burg Winzingen eingenommen und geplündert. Während sie den Dreißigjährigen Krieg annähernd unbeschadet überstand, wurde sie in den Reunionskriegen (Pfälz. Erbfolgekrieg) 1696 zerstört und blieb Ruine. Seit dem Ende des 18. Jhs. befindet sich die Burgruine in Privatbesitz. (Dieter Barz / Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Burg Winzingen ist bislang nur unzureichend erforscht. Der östliche Teil der über polygonalem Grundriss errichteten Gesamtanlage, der in der Literatur irreführend als "Zwinger" bezeichnet wird, gehört vermutlich dem romanischen Baubestand der Burg an und zeigt an der nordwestlichen inneren Hofmauer deutlich Spuren baulicher Aktivitäten aus der Zeit der Gotik. Datiert werden die ältesten Teile der Anlage, zu denen auch die Kapelle und Wohnbauten an der nordöstlichen Ringmauer zählen, in die erste Hälfte des 12. Jhs. Diese ältere Anlage wurde wohl in der 2. Hälfte oder gegen Ende des 12. Jhs. erweitert, indem man eine stärkere, fast drei Meter breite Mantelmauer in oval-gebrochenem Grundriss dem bestehenden Bau an der Nord-, West- und Südseite vorlegte. Das Baumaterial besteht aus unregelmäßigem Quaderwerk. An der Südseite entstand ein neuer Wohnbau. Weitere bauliche Aktivitäten sind nach Lage der schriftlichen Überlieferung für die erste Hälfte des 14. Jhs. anzunehmen. An der Nordseite des Vorburggeländes entstand 1876 ein villenartiges Wohnhaus im Stil des Historismus. In den 1970er Jahren und 2002 fanden Umbau- und Restaurierungsarbeiten statt (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die auf einer Bergkuppe gelegene Burg zeichnet sich durch einen beachtlichen romanischen Baubestand aus. Einer ersten Bauphase aus der ersten Hälfte des 12. Jhs. gehört der polygonale Ostteil der Burg mit der bedeutenden Burgkapelle St. Nikolaus an. Im Zuge einer Erweiterung entstand der durch eine 3 m starke polygonale Mantelmauer geschützte Westteil, der in die zweite Hälfte bzw. in das Ende des 12. Jhs. datiert. Von den sich innen an die Ringmauern anlehnenden Wohnbauten haben sich nur spärliche Reste erhalten. Den bedeutendsten Bauteil der Burg stellt die sich an den Palas anschließende Burgkapelle St. Nikolaus dar. Sie entstand wohl zu Beginn des 12. Jhs. (bzw. u 1100) und weist zwei ursprünglich kreuzgratgewölbte Joche mit eingezogener Apsis auf. Diese ist an der Außenseite mit vier schlanken Rundbogenblenden auf Halbsäulen nach dem Vorbild des Speyrer Doms versehen. Im Westjoch befand sich - wie die zweigeschossige Blendbogengliederung der Wände sowie eine Treppe in der Südmauer belegen - ursprünglich eine Empore. In spätmittelalterlicher Zeit entstanden die Zwingermauern. Das nördliche Zwingertor ziert ein großes dekoratives Doppelwappen Pfalz-Hessen von 1578.
Auf der durch eine Zwingermauer entstandenen Nordterrasse des Burggeländes wurde 1876 ein villenartiger Wohnbau errichtet. (Dieter Barz / Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

1906 am Nordhang Reste eines frühmittelalterlichen Mauerzuges freigelegt.