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Streitwiesen

Geschichte:

Das Gebiet der späteren Hft. Streitwiesen war urspr. im Besitz der Gfn. v. Peilstein, ab 1180 der Gfn. v. Pernegg, ab 1220 der Hrn. v. Lengenbach-Rehberg. 1144 wird hier erstmals "Ozzo von Stritwisen" genannt. Lechner sieht in den Streitwiesern eine Nebenlinie der Hrn. v. Stiefern-Arnstein, einem Ministerialengeschlecht aus dem engsten Umkreis des Landesfürsten. Die Burg soll 1296 während des Adelsaufstandes zerstört worden sein. Die Streitwieser verkaufen die Burg 1373 an die Volkersdorfer, welche sie an Hans v. Maissau weitergeben. Vor 1434 gelangt die Hft. an die Fleischeß, 1455 an die Schrott, 1522 an die Albrechtshaim, 1536 an die Kernbaum und schließlich 1550 an die Rot. Jakob Rot v. Reinprechtspölla erweitert 1556 die Burg durch neuzeitliche Befestigungen. Ab 1584 sind die Velderndorfer, ab 1598 die Hrn. v. Peukheim Besitzer. 1697 kaufen die Sinzendorfer den Besitz und gliedern ihn der Hft. Pöggstall an. Die Burg in Streitwiesen wird in der Folge aufgegeben. Zwischen 1777 und 1795 sind die Gfn. Abensperg-Traun Besitzer, sonst bleibt Streitwiesen ein Bestandteil der Hft. Pöggstall. Seit 1980 bemüht sich die "Burgengemeinschaft zur Erhaltung der Burg Streitwiesen" um die Anlage. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die heutige, ausgedehnte und stark gegliederte Burganlage geht im Kern auf einen bereits relativ ausgedehnten, hochmittelalterlichen Burgbau des 12. und 13. Jhs. zurück. Zentrum des als Kernzone anzunehmenden Bereiches ist der noch heute dominant in Erscheinung tretende, quadratische Wohnturm, dessen südl. Teile eingestürzt sind. Das dünnwandige Mauerwerk, dessen Schale aus streng lagerhaftem, hammerrecht bearbeitetem Bruchsteinmaterial mit partiellem Strukturwechsel hergestellt ist, verweist - neben dem charakteristischem Eckverband aus tlw. aufgestellten Platten - in das 12. Jh., entsprechend der urk. Erstnennung vielleicht in die 1. H. d. 12. Jhs. Der Turm steht im NO-Bereich eines gegen SW orientierten Beringrechteckes, an dessen N-Front Hinweise (Giebel) für einen hier stirnseitig angestellten Wohnbau vorhanden sind, der folglich des dem Turm verwandten Mauerwerks nicht wesentlich später als der Turm zu datieren ist. Südlich dieses Bereiches liegt auf einer Abtreppung des Hügels die rom. Burgkapelle, ein rechteckiger Apsidensaal, dessen urspr. O-Abschluss einem spätmittelalterlichen Polygonalchor weichen musste. Das lagerhafte, quaderhafte Mauerwerk des Primärbaues lässt zeitliche Verwandtschaft zum Wohnturm vermuten. Östl. der Kapelle laufen Reste eines frühen Beringteiles aus hammerrechtem, quaderartigem Material hangabwärts, ohne jedoch die urspr. Funktion und Beziehung zu den anderen Bauteilen erkennen zu lassen. Mglw. stammt der Mauerzug von einer frühzeitigen Ummauerung der temporär isolierten Kapelle bzw. einer flankenartigen Zugangssituation. Die östl. vorgelagerte Vorburg lässt im Zuge ihres Beringverlaufes im N und S einbezogene hochmittelalterliche Teile aus lagig verlegtem, quaderhaften Material erkennen. Eine vermauerte Rundbogenöffnung im Zentrum der S-Seite geht mglw. auf eine frühe Torsituation zurück.
Zum Teil im späten Mittelalter, wie der Chorbau der 2. H. d. 14. Jhs. an Stelle der rom. Apside nahe legt, vor allem aber nach der Übernahme durch Jakob Rot 1550, kam es zu ausgedehnten Bautätigkeiten, die den Bau in eine frühneuzeitliche, bastionär befestigte Schlossanlage umformten. Der östl. Teil wurde mit einem zentralen östl. Zugbrückentor, eckbetonendem Rundturm und einer zumeist südl. orientierten, mehrphasigen Verbauung zur Vorburg gestaltet, der Kapellenbereich wurde als rundturmverstärkter Zwinger in angeschlossene Neubauten des 16. Jhs. einbezogen. Gegen die nördl. stark überhöhende Bergseite, wo jedoch ehem. später verebnete Grabensicherungen zu vermuten sind, wurden ausgedehnte Zwingeranlagen gerichtet.
Die bereits stark gefährdete Burganlage wird seit der Übernahme durch die "Burggemeinschaft Streitwiesen" baulich gesichert und nutzungsgemäß adaptiert. Die Kapelle und angeschlossene Gebäude sind unter Dach und werden vom Verein genützt. Im kleinen Rahmen erfolgen laufend weitere Arbeiten, eine nachhaltige Sicherung, vor allem des Bereiches Wohnturm - Palas, wurde 1999 begonnen. (G.R.)

Baubeschreibung:

Die komplexe Burganlage gliedert sich in eine weitläufige Vorburg im Norden mit dem sog. "Turnierhof" und der Hauptburg im Süden. Diese ist wiederum in einen durch einen Mauerzug getrennten Kapellenbereich im Osten und der eigentlichen Kernburg im Westen mit bergfriedartigem Wohnturm und Palas unterteilt. Weitere Wohn- und Wirtschaftstrakte erstrecken sich vor allem an der Ostseite der Vorburg. (T.K.).