EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Rheineck

Geschichte:

Als Initiatoren der vermutlich um 1115 gegründeten Burg kommen die Pfalzgrafen in Betracht. 1129 benennt sich Otto von Salm, der Gatte der Pfalzgrafenwitwe Gertrud von Nordheim, Graf von Rheineck. 1151 wird die Burg Rheineck von König Konrad eingenommen und zerstört. 1164 berichten die Quellen von einer Besetzung Rheinecks durch den Domdechanten Philipp von Berg. In der Urkunde ist erstmals explizit von dem "castrum" Rheineck die Rede. Unklar ist, ob sich die Angaben für die Zeit vor 1164 auf die noch bestehende Burg Rheineck beziehen oder auf eine namenlose große Burganlage auf der südlich Rheineck gelegenen Reutersley. Bei dieser salierzeitlichen Burg könnte es sich um eine Vorgängeranlage der Burg Rheineck gehandelt haben (Liessem, Burgen der Salierzeit, 1992). Als kölnischer Burggraf lässt sich ab 1195/1200 Heinrich von Rheineck nachweisen. Im Zuge einer Auseinandersetzung der Burggrafenfamilie von Rheineck mit dem Kölner Erzbischof wird Burg Rheineck 1301 belagert. Die Belagerung durch das Erzstift Köln verlief erfolglos. Unterstützung erfuhren die Burggrafen von Rheineck durch König Albrecht. Nach dem Aussterben der Familie von Rheineck belehnte das Erzstift Köln 1539 die Herren von Warsberg mit Burg und Herrschaft Rheineck. 1654 gelangte die Burggrafschaft Rheineck an die Grafen von Sinzendorf. 1785 wurde die nach Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 und durch Kölnische Truppen 1692 verwüstete und später wiederhergestellte Burg durch einen Brand zur Ruine. 1832 erwarb der Professor Moritz August von Bethmann-Hollweg die Burg und ließ den Wohnbau sowie die imposante Burgkapelle durch den Architekten Johann Claudius Lassaulx wiederherstellen. Nach mehrfachem Besitzerwechsel seit 1950 ist die Burg heute Sitz eines Instituts für Unternehmensführung. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Burg Rheineck ist bislang nur unzureichend untersucht worden. Das besondere Interesse der Forschung konzentrierte sich auf die historistische Wiederherstellung der Anlage durch die Familie von Bethmann-Hollweg nach 1832. Der noch erhaltene mittelalterliche Baubestand - es handelt sich im Wesentlichen um den quadratischen Bergfried und die Ringmauer - datiert in die zweite Hälfte des 12. Jhs. In nachmittelalterlicher Zeit wird die Burg, und dort insbesondere der Wohnbau, mehrfache bauliche Veränderungen erfahren haben. Diese resultieren nicht zuletzt aus den Zerstörungen bzw. Beschädigungen der Burg 1689, 1692 und 1785. In das 1832 initiierte "Neubauprogramm" der Burg wurde neben dem Wohngebäude auch die imposante Kapelle miteinbezogen. Der neu errichtete, im Grundriss und in der Außengestaltung jedoch an einen romanischen Bau um 1200 anschließende Sakralbau ist über dem Torweg platziert und gehört zum Typus der romanischen Torkapellen. Im Zuge der historistischen Umgestaltung erhielt der quadratische Bergfried einen neuen Zinnenkranz. 1976 wurde die Anlage instandgesetzt. Im Inneren des Wohnbaus blieb die Raumdisposition erhalten. Die Räume wurden jedoch 1979 neu zu modernen Wohnzwecken eingerichtet. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Von der hochmittelalterlichen Burg aus der 2. H. des 12. Jhs. blieben im Wesentlichen ein Teil der als langgezogene Acht ausgebildeten Ringmauer sowie der imposante quadratische Bergfried erhalten. Der an der Angriffsseite hinter der Ringmauer platzierte, übereck gestellte Bergfried weist z.T. flüchtig gearbeitetes und noch unvollendetes Buckelquadermauerwerk in seinen unteren Partien und an den Ecken auf. Der obere Teil des Turmes scheint einer späteren Bauphase anzugehören. Den Abschluss des Turmes (Seitenmaß 12.60 x 12.30 m) bildet ein Zinnenkranz aus dem zweiten Viertel des 19. Jhs. An der gegenüberliegenden Nordseite des Burgareals befindet sich das mehrflügelige Wohngebäude, das an der Stelle und unter Einbeziehung von Mauerteilen eines Vorgängerbaus 1832 nach Plänen des Architekten Lassaulx errichtet wurde. Besondere Beachtung verdient die an der Ostseite gelegene Burgkapelle. In Grundriss und Außengestaltung erinnert der Sakralbau an eine romanische Kapelle aus der Zeit um 1200. Die Kapelle steht unmittelbar über dem Torweg, gehört also der Gruppe der romanischen Torkapellen an (vgl. Gelnhausen, Münzenberg, Wildenburg im Odenwald, Trifels u.a.). Dem Besucher präsentiert sich der Bau als ein großes Oktogon mit angebautem Treppenturm und kleinerem, rundem, nach Osten vorspringendem Altarerker. Ob das Innere ursprünglich zweigeschossig war, ist umstritten. Den jetzigen Kapellenraum schmücken Fresken von Eduard von Steinle, die in den Jahren 1837-40 entstanden und die Bergpredigt, die acht Seligpreisungen sowie Christus mit Heiligen thematisieren. (Jens Friedhoff)