EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Altenahr

Geschichte:

Bei der Burg Altenahr handelt es sich um eine hochmittelalterliche Burggründung der Grafen von Are. Als ein Vorfahr dieses Dynastengeschlechts gilt Sigebold, der 963 von der Abtei Prüm einige Höfe im Raum Altenahr erwarb und dessen Familie angeblich auf der um 1095 zerstörten Altenburg oberhalb des gleichnamigen Altenahrer Stadtteils saß. Die Grafen von Are verdichteten ihre Rechte und Güter in der Hocheifel und an der oberen Ahr zu einer Herrschaft, deren Zentrum zwischen Adenau bzw. der Nürburg und Altenahr lag. Neben einer älteren Linie der Grafen von Are existierten die Familienzweige Are-Hochstaden und Are-Nürburg. Im Jahre 1161 erlangte der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel das Öffnungsrecht an der 1121 erstmals urkundlich erwähnten Burg Are (Altenahr). Infolge des Aussterbens der älteren Linie gelangte deren Besitz - wozu u. a. die namengebende Stammburg zählte - an die Linien Are-Hochstaden und Are-Nürburg. Wie ein 1166 geschlossener und 1202 erneuerter Burgfriedensvertrag belegt, befand sich Burg Altenahr in gemeinschaftlichem Besitz beider Familienzweige. Nachdem die Anlage 1205 in den alleinigen Besitz des Lothar von Are-Hochstaden gelangt war und dessen Linie mit seinem gleichnamigen Sohn ausstarb, ging Burg Altenahr im Jahre 1246 zusammen mit der Grafschaft Are und mit Hochstaden an das Erzstift Köln über. Im Spätmittelalter diente die Burg und das nach ihr benannte kurkölnische Amt häufig als Pfandobjekt. Die im 14. und 15. Jh. stark ausgebaute Burg wurde 1690 von den Franzosen durch Beschuss stark beschädigt, eingenommen und bis 1697 besetzt. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1706 nochmals mit einer kurkölnischen Besatzung versehen, wurde Burg Altenahr schließlich 1714 auf Befehl des Kölner Kurfürsten Joseph Clemens von Wittelsbach gesprengt. Im 19. Jh. avancierte die sich durch ihre wildromantische Lage auszeichnende Burgruine zu einem beliebten Ausflugsziel und Motiv zahlreicher Maler und Zeichner. Nachdem die Burgruine aus dem Besitz der Erbengemeinschaft Tepel an die Ortsgemeinde Altenahr gelangt war, erfolgte in den 1990er Jahren eine umfassende Sanierung der Anlage. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Der Burg des 12. Jh. gehören außer der Gesamtanlage in den wesentlichen Zügen geringe Reste des Torturms an der Südecke der Hochburg an. Die ehemals zweigeschossige Burgkapelle ist Resultat eines Um- und Ausbaus um die Mitte des 12. Jhs. Belege für die häufige Umgestaltung und Erweiterung der Burg im 14. und 15. Jh. bieten sowohl die Schriftquellen als auch Baubefunde. Erzbischof Walram von Jülich ließ Burg Altenahr 1347 stark befestigen. Innerhalb und am Rande des Berings entstanden Burgmannensitze (z.B. Gymnich). Weitere Burgmannenhöfe lagen außerhalb der Ringmauern, so z.B. die Burg Uprath. Während der Pfandschaft des kurkölnischen Amtmannes Werner von Vlatten, der sich 1426 verpflichtet hatte, 600 fl. an der Burg zu verbauen, wurde u. a. der Torturm der Hauptburg durch einen Strebepfeiler gesichert und die Ringmauer an der Nordseite erneuert. Darüber hinaus übernahm Werner von Vlatten später die Instandsetzung des Brunnens und den Bau von Stube und Kammer zwischen dem Saal und dem neuen Turm. Während des 16. und 17. Jhs. beschränkten sich die baulichen Aktivitäten auf der Burg Altenahr vornehmlich auf Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten. In welchem Umfang die Burg während der Belagerung durch französische Truppen in den Reunionskriegen 1690 Schaden nahm, lässt sich nicht sicher feststellen. Im Jahre 1714 wurde Burg Altenahr schließlich gesprengt und der Baubestand in der Folgezeit durch Steinraub dezimiert. Eine umfangreiche Sanierung der Anlage erfolgte in den 1990er Jahren. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Bei der Burg Altenahr handelt es sich um eine Abschnittsburg. Den Eingang zum eigentlichen Burgbergring bildet die so genannte "Gymnichsportz", ein Torbau, der mit dem vermutlich Ende des 14. Jhs. entstandenen Burgmannensitz der Familie von Gymnich eine Einheit bildet. Das Burghaus enthielt über dem Kellergeschoss in zwei Stockwerken Wohnräume. Der an das Gebäude angebaute Turm war vom oberen Stockwerk und vom Speicher aus erreichbar. Abgesehen von dem Turm, war die bergseitige Angriffsseite durch einen Halsgraben geschützt. Von der "Gymnich Portz" führt der Fahrweg zu einem als Geschützplattform genutzten (?) Hof an der Nordwestseite des Burgberges. Dort befanden sich eine Scheune und das Kelterhaus. Die nun folgende untere Pforte war durch zwei nach Norden verlaufende Mauern mit einem Burghaus (Burglehen der Effelsberg?) auf dem östlichen Felskamm verbunden. Zur Verteidigung des Burgweges diente eine Zwingeranlage. Den oberen Burghof erreicht man mittels einer Treppe durch den Torturm, der in den Quellen auch als "Schellenturm" (Glocke im Dachstuhl) bezeichnet wird. An die Ringmauer-Nordseite fügte sich ein Fachwerkbau mit der Wachtmeisterstube. Unmittelbar daneben lagen das 1549/52 errichtete zweistöckige Back- und Brauhaus. Das "Prinzipal-Burghaus" schloss sich an die Südseite des Torturms an. Dieses Gebäude enthielt Wohn- und Wirtschaftsräume. Von der Südostecke des "Principal-Hauses" verlief die Ringmauer zum "Grauen Turm", der gelegentlich auch als Pulverturm bezeichnet wird. Auf der höchsten, künstlich abgesteilten Kuppe des Burggeländes befand sich der quadratische Bergfried, der bereits im 13. Jh. als Gefängnis diente. Südlich unterhalb des Turmes liegen die Ruinen der beeindruckenden stauferzeitlichen Doppelkapelle der Burg Altenahr. Von dem Sakralbau aus der Mitte des 12. Jhs. blieben Teile der Nord- und Westwand mit Gewölbeansätzen (Kreuzgratgewölbe) erhalten, die im Zuge der Restaurierung Ende der 1990er Jahre mit neuen Stützen unterfangen wurden. (Jens Friedhoff)