EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Kugelsburg

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge der in den Schriftquellen erstmals 1255 als "Cugelenberg" erwähnten Burg reichen sehr wahrscheinlich bis vor 1200 zurück. Vermutlich wurde die Höhenburg unweit eines Übergangs der Handelsstraße Fritzlar-Paderborn über die Twiste von den Grafen von Everstein auf Grund und Boden der Abtei Corvey angelegt. Der unterhalb der Burg gelegene Ort Volkmarsen, der 1233 als Stadt bezeichnet wurde und vor 1272 über eine eigene Befestigung verfügte, ging aus einem 1155 erwähnten Fronhof der Abtei Corvey hervor. 1187 belehnte das Erzstift Mainz den Grafen Everstein mit der Grafschaft Thurisberge (westlich der Twiste). Zur Sicherung ihres neu erworbenen Besitzes legten die Grafen die Kugelsburg an, deren Entstehung in der Literatur in die Zeit zwischen 1196 und 1198 datiert wird. 1260 wird die Kugelsburg durch den Abt von Corvey, den Erzbischof von Köln sowie Herzog Otto von Braunschweig belagert, eingenommen und zerstört. Infolge von Differenzen verloren die Grafen von Everstein die wiederhergestellte Kugelsburg. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts teilen sich die Grafen von Waldeck als Vögte des Corveyer Besitzes in der Region und das Erzstift Köln die Besitzrechte an der Burg. Das rheinische Erzstift hatte 1304 nach einer Fehde gegen die Grafen von Everstein die Hälfte der Burg als Pfand von der Abtei Corvey erhalten. Der Kölner Erzbischof Hermann von Hessen versetzt 1474 seinen Anteil an der Kugelsburg und der Stadt Volkmarsen an seinen Bruder, den Landgrafen Hermann III. von Hessen, dem die Bevölkerung und die Burgbesatzung die Huldigung verweigern, so dass Burg und Stadt gewaltsam eingenommen und erneut teilweise zerstört werden. 1503 gelangt auch die zweite Hälfte der Burg an das Erzstift Köln und 1507 verzichtet die Abtei Corvey endgültig auf jegliche Besitzansprüche an der Kugelsburg. Die Kugelsburg und die Stadt Volkmarsen verbleiben von 1503 bis 1802 im Alleinbesitz des Erzstifts Köln. 1802 gelangt der Besitz an Hessen-Darmstadt, 1806 an Nassau-Oranien, 1807-13 an das Königreich Westfalen, 1814 an Preußen und schließlich 1818 an Kurhessen. Die Kugelsburg wurde bereits im Dreißigjährigen Krieg 1632 teilweise zerstört und nach einer weiteren Einnahme und Beschädigung durch französische Truppen im Siebenjährigen Krieg 1760 vollends zur Ruine. 1885 gelangte die Burg in den Besitz der Stadt Volkmarsen. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der noch als Ruine imposanten Höhenburg ist bislang noch nicht hinreichend erforscht worden. Zum ältesten noch erkennbaren Baubestand gehört sehr wahrscheinlich der am Steilhang an der Südwestecke des Burggeländes erbaute quadratische Wohnturm, der in das 13. Jahrhundert datiert. Der runde Bergfried an der gegenüberliegenden Angriffsseite entstand vermutlich erst im 14. Jahrhundert während der kurkölnischen Herrschaft über die Burg. Zu einem späteren Zeitpunkt (15. Jh. ?) scheint der Wohnbau entstanden zu sein, dessen Reste westlich des Bergfrieds noch erkennbar sind. Schriftquellen, die über bauliche Aktivitäten berichten, sind bislang kaum bekannt. 1590/91 sind Reparaturarbeiten bezeugt. 1984 bis 1994 wurde die gesamte Anlage, auf deren Vorburggelände sich ein Burgrestaurant befindet, saniert und für Besucher erschlossen. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die Kugelsburg erhebt sich in aussichtsreicher Lage auf einem nach Süden gerichteten Bergsporn 1 km östlich der Stadt Volkmarsen. Die der Geländetopographie folgende Grundrissgestalt der Hauptburg ist länglich-oval. Nach Süden schließt sich auf einem niedrigeren Areal die Vorburg an, von der sich lediglich geringe Reste der Ringmauer erhalten haben. Auf dem Vorburgplateau befindet sich heute ein Gastronomiebetrieb. Den südlichen Teil der Kernburg nimmt die Ruine des quadratischen Wohnturmes ein, dessen Mauerwerk sehr wahrscheinlich dem 13. Jahrhundert angehört. Ein Pendant zu dem Wohnturm bildet der schmale runde Bergfried mit Hocheingang an der Nordseite der Burg. Der Rundturm ist in die noch erkennbare Ringmauer eingebunden und erhebt sich unmittelbar über dem imposanten Halsgraben. Westlich schließen sich an den Bergfried die Ruinen eines spätmittelalterlichen Wohnbaus an, dessen Entstehung nicht vor das 15. Jh. datiert. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Funde von der Kugelsburg (Keramik, Armbrustbolzen sowie zwei eiserne Pulverkammern früher Geschütze) befinden sich im Museum Wolfhagen.