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Eisenberg bei Korbach

Geschichte:

Südwestlich der Stadt Korbach wird die Korbacher Hochfläche durch das Massiv des 562 m hohen Eisenberges dominiert. Der Eisenberg weist die Reste von drei mittelalterlichen Burganlagen (vgl. Eisenberg-I und Eisenberg-II) auf, von denen die auf dem Gipfel in unmittelbarer Nachbarschaft des 1905 errichteten Georg-Viktor-Turms gelegene Burg 1974 bis 1982 in ihren Grundrissen freigelegt und saniert wurde. Unklar ist, ob sich die urkundliche Nachricht über die 1254 genannte Burg auf dem Goldberg (castrum Goldenberge) auf die Gipfelburg bezieht oder auf die weiter nördlich in Spornlage errichtete Anlage (Eisenberg-I). Zuverlässige Informationen, die sich auf die Gipfelburg beziehen, liegen aus dem Jahr 1359 vor. Zu diesem Zeitpunkt lassen sich die Herren von Nordenbeck auf der Burg Eisenberg nachweisen. Unklar ist, ob die Burg von den Grafen von Waldeck gegründet wurde oder ob sie älteren Ursprungs ist und ihre Entstehung den Edelherren von Itter als Herren des Ittergaus verdankt. Explizit ist von einer Burg auf dem Eisenberg 1367 die Rede. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Anlage im Besitz der Grafen von Waldeck. 1421 trat Graf Heinrich VII. von Waldeck Burg Eisenberg an seinen Bruder ab. 1450 hatten die Herren von Viermünden einen Burgsitz auf dem Eisenberg inne. Von 1487 bis 1692 fungierte die in nachmittelalterlicher Zeit erweiterte und im Stil der Renaisssance um- und ausgebaute Burg als Residenz der Linie Waldeck-Eisenberg. Die Aufgabe der Burg erfolgte Ende des 17. Jahrhunderts. Um 1729 ist von dem Schloss zu Eisenberg als einer unbewohnten Ruine die Rede und ab 1741 erfolgte die systematische Niederlegung der Mauern, da die Steine zum Neubau einer Meierei und zu Gebäuden in den umliegenden Orten verwendet wurden. Im Zuge einer umfangreichen Grabung wurden die Grundmauerreste in den Jahren 1974-1982 freigelegt und saniert. (J.F.)

Bauentwicklung:

Im Unterschied zu den historischen Anfängen der Burg, über die nur wenige gesicherte Erkenntnisse vorliegen, konnte die bauliche Entwcklung der Anlage von einer bescheidenen spätmittelalterlichen Randhausanlage zu einem Renaissancebau auf der Grundlage der archäologischen Grabungen unter Berücksichtigung der archivalischen Überlieferung und überlieferter Bildquellen rekonstruiert werden. Im 14. Jahrhundert bestand die Anlage aus einer über hufeisenförmigem Grundriss errichteten Hauptburg, die von einem Ringgraben umgeben war, an deren Westseite sich das Wohngebäude befand, dessen Feldseite schildmauerartig ausgebildet und in mehreren Bauphasen verstärkt wurde. Wie ein am Georg-Viktor-Turm eingemauerter Wappenschild belegt, ließen Philipp III. und seine zweite Gattin Anna von Kleve um 1520 bauliche Erweiterungen an der Burg vornehmen. Sehr wahrscheinlich entstand zu diesem Zeitpunkt vor der eigentlichen Kernburg ein dreigeschossiger Wohnbau mit zwei polygonalen Türmen an der Hauptfront. Graf Wolrad II. von Waldeck ließ 1656 ein neues Gebäude mit dem Haupttor aufführen und 1586 erfolgte der Bau einer neuen Kirche sowie die Instandsetzung der Burg. Die 1621 erfolgte Besetzung des Schlosses durch die Truppen des hessischen Landgrafen Moritz zog offenbar nur geringe bauliche Schäden nach sich. 1640 wurde Eisenberg von kaiserlichen Truppen eingenommen und 1649 entstand ein Brand infolge eines Blitzschlags. 1689 ist von Sturmschäden die Rede. 1662 und 1692-1694 lassen sich Ausbesserungsarbeiten nachweisen, doch bereits um 1700 wird die Anlage als bedeutungslos und 1729 als "ruinös" bezeichnet. Ab 1741 wurden die Ruinen zwecks Gewinnung von Baumaterial abgerissen. Die Grundrissgestalt wurde 1974-1982 im Zuge einer Grabungskampagne freigelegt und saniert. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die auf dem Gipfel des 562 m hohen Eisenbergs gelegenen 1974-1982 freigelegten Grundmauerreste belegen die Existenz einer mittelalterlichen Randhausanlage, die über hufeisenförmigem Grundriss aufgeführt wurde. Die Hauptburg nimmt lediglich eine Fläche von etwa 38,5 x 25 m ein. Vor die Ringmauer treten ein um 1500 entstandener Halbrundturm an der Nordseite sowie an der Südseite, die in den Graben versetzte 1586-1589 errichtete Schlosskirche. Zum Baubestand der mittelalterlichen Burg gehört die Ringmauer, an die sich an der Westseite der rechteckige Wohnbau anlehnte. Die Außenseite des Wohngebäudes war als Schildmauer ausgebildet, die mehrfach verstärkt wurde. Im Innenhof wurden an der Süd- und Ostseite nach 1400 zwei weitere Gebäude angelegt. An- und Umbauten sind zwar in den Archivalien erwähnt, lassen sich jedoch nicht eindeutig dem archäologischen Befund zuordnen. Der Keller eines dieser Gebäude diente offenbar als Schmelzlaboratorium zum Probieren von Erzen aus Waldeck (Funde von Erzschlacken, Metallresten, Schmelztiegeln und Mineralien). Zwischen 1620 und 1645 legte man offenbar den Oberbau nieder und der Keller wurde überpflastert. Das Burgtor befindet sich an der Ostseite der Hauptburg. Ursprünglich handelte es sich wohl um ein einfaches Tor, das nach 1586 zu einem Torturm umgestaltet wurde. Als eine recht zuverlässige Bildquelle erweist sich eine 1586 von dem Oberförster und Rentschreiber Johann Berthold geschaffene Zeichnung des Schlosses Eisenberg. Sie zeigt die noch von ihrer mittelalterlichen Ringmauer umgebene Hauptburg, umgeben von Graben und einem mit Palisaden besetzten Wall sowie den im 16. Jahrhundert entstandenen schlossartigen Neubau nördlich der Hauptburg. Bei dem renaissancezeitlichen Schlossbau handelt es sich um ein dreigeschossiges Gebäude mit steilem Satteldach, dessen Hauptfront durch zwei polygonale Türme mit welschen Hauben akzentuiert wird. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1974-1982 Freilegung der Grundmauern und archäologische Untersuchung der Anlage. Keramikfunde aus dem Graben der Hauptburg datieren vornehmlich in das ausgehende 12. und beginnende 13. Jahrhundert.