EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Breuberg

Geschichte:

Die Burg, deren bauliche Anfänge sehr wahrscheinlich bis ins 12. Jh. zurückreichen, war seit ihrer Ersterwähnung 1222 als Lehen des Reichsklosters Fulda in der Hand der edelfreien Herren von Breuberg, die sich zuvor nach dem nahegelegenen Lützelbach benannt hatten. Es gibt keinen Grund für die häufige Behauptung, die Burg sei eine Gründung Fuldas. Auch waren die Herren von Breuberg niemals Vögte des Reichsklosters.
Mit dem Aussterben der Herren von Breuberg um 1323 wurden Burg und Herrschaft zu einer Ganerbschaft, bis 1497 die Grafen von Wertheim sämtliche Anteile in ihre Hand bringen konnten. Graf Michael III. machte die Burg zu seiner Residenz. Das unerwartete Aussterben des Wertheimer Grafenhauses 1556 führte zur erneuten Aufteilung von Burg und Herrschaft, die nun je zur Hälfte den Grafen von Erbach und den Grafen von Stolberg-Königstein zufiel. Die Hälfte der Stolberger fiel kurz darauf im Erbgang u. a. an die Grafen von Löwenstein, die bis zum Beginn des 17. Jhs. auch die übrigen Anteile erworben konnten, so dass die Burg anschlißend den Grafen von Erbach und den Grafen Löwenstein jeweils zur Hälfte gehörte.
Beide Grafenhäuser konnten Besitz und Baubestand der Burg über das Ende des Alten Reiches hinaus bis zu ihrer Enteignung während des Zweiten Weltkrieges erhalten. Ab 1919 diente die Burg als Jugendherberge. Nach Kriegsende wurde das Land Hessen zum Eigentümer der Burg bestimmt. (Thomas Steinmetz mit Ergänzungen durch Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Aussagen zur Baugeschichte können sich bisher nur auf die umfangreichen archivalischen Quellen stützen. Befunde von Archäologie und Bauforschung liegen bisher praktisch nicht vor.
Die Umrisse der romanischen Kernburg aus der Zeit vor 1222 wurden in den späteren Jahrhunderten nirgendwo verändert, deshalb blieb die romanische Ringmauer über weite Strecken erhalten. In den Kernburg-Gebäuden ist dagegen keine nennenswerte Bausubstanz aus der Frühzeit der Burg erhalten geblieben.
Um 1400 besaß die Burg eine Vorburg und zwei Zugbrücken, von denen sich Reste der oberen am Aufgang zur Kernburg erhalten haben. Ansonsten wurden Vorburg und die anzunehmenden Außenbefestigungen durch den späteren Ausbau der Burg ab 1497 unter den Grafen von Wertheim beseitigt. Erhalten blieb nur der wohl erst um 1480 entstandene, halbrunde Wilhelmsturm im Graben.
In der ersten Hälfte und Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte jener Ausbau, der der Burg ihr bis heute erhaltenes Gesicht verlieh. auf der "Schütt" errichtet. Zwischen 1507 und 1515 wurden drei weitere Geschütztürme errichtet. Dem Eingang zur Burg wurde durch ein großes, gemauertes Vorwerk geschützt, die "Schütt", auf der 1563 das bis heute erhaltene Erbacher Zeughaus errichtet wurde. Um die Festung wurde ein Graben angelegt, in dem zwischen Wilhelmsturm und Michaelsturm eine heute nur noch im Ansatz vorhandene Zwingermauer verlief. Im Dreißigjährigen Krieg erfolgte zudem die Anlage von Erdschanzen auf dem Wall. In der Zeit um 1600 entstanden als letzte Neubauten die Renaissance-Gebäude der Vorburg, allen voran der Föppelsbau von 1591/93 und der Johann-Casimir-Bau von 1613 mit seiner einzigartigen Stuckdecke. Im 18. Jh. verfiel die Burg aufgrund mangelnder Bauunterhaltung. 1850 wurde der Föppelsbau abgerissen. Die Grafen von Erbach veranlassten 1858 die ersten Renovierungs- und Sicherungsmaßnahmen.
Ab 1985 erfolgte der Ausbau der Kernburg für die dortige Jugendherberge, der auch eine grundlegende Sanierung der Bausubstanz beinhaltete. (Thomas Steinmetz mit Ergänzungen durch Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Bei der Burg Breuberg handelt es sich um eine der größten Burgen im Odenwald. Die romanische Kernburg von ca. 55 x 38 m Ausdehnung hat mit Ringmauer, Bergfried und Burgtor weitgehend die späteren Ausbauphasen überstanden. Die Gebäude der Hauptburg sind baulich im 15. und 16. Jahrhundert überformt worden und werden heute teilweise als Jugendherberge genutzt. In der Vorburg blieben mit dem ruinösen Wertheimer Zeughaus von 1528 und dem Johann-Casimir-Bau von 1613 bedeutende Werke der Renaissance erhalten. Das Wertheimer Zeughaus ist der früheste Profanbau der Renaissance in weitem Umkreis.
Eindrucksvoll sind die äußeren Befestigungsanlagen mit halb- bis vollrunden Geschütztürmen, dem ausgemauerten Graben sowie dem Vorwerk jenseits des Grabens. Von den im 17. Jahrhundert angelegten Erdschanzen auf dem Wall gibt es keine Spuren mehr. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die vorgeschichtliche Besiedlung des Burgberges ist durch verschiedene Keramikfunde erwiesen. Die Mittelalter-archäologie war in der Burg dagegen noch nicht tätig.