EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Neckarsteinach, Hinterburg

Geschichte:

Die Burg wird aufgrund einer von der älteren Literatur vertretenen Meinung bis heute als älteste Burg der Neckarsteinacher Burgengruppe sowie als Stammsitz der Herren von Steinach angesehen. Neue Forschungen sehen jedoch in der Vorderburg die eigentliche Burg der Herren und späteren "Landschaden" von Steinach. Es ist nicht sicher, aber doch wahrscheinlich, dass in der im Testament des Speyrer Bischofs Heinrich (1272) genannten "munitio" Steinach die Hinterburg zu erkennen ist. Da die Hinterburg in der Folgezeit stets in der Hand des Hochstiftes Speyer war, ist von der Erbauung durch dieses und nicht durch die Herren von Steinach auszugehen. Erst 1341 hören wir erneut von der Hinterburg, als Hans von Hirschhorn dort als Amtmann eingesetzt wurde. 1344 wird sie anlässlich einer erneuten Bestellung eines Amtmannes als ausbesserungsbedürftig bezeichnet. Dennoch war sie 1426 erneut in schlechtem baulichem Zustand und wurde deshalb in der Folgezeit ausgebaut. 1548 schließlich kam die Hinterburg als Lehen an Hans Pleickard I. Landschad und geriet nach dem Aussterben der Landschad im Mannesstamm 1653 in Verfall. Neuer Lehnsträger wurden die Herren von Metternisch. Von den Erben der Landschaden wurde die einsturzgefährdete Ruine 1904 dem hessischen Staat geschenkt. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Entgegen der Annahme der älteren Literatur gibt es keinen Grund, die Erbauung der Hinterburg vor 1200 zu datieren. Alle kunstgeschichtlich datierbaren Schmuckformen (Fenster, Burgtor, Zangenlöcher) deuten vielmehr auf eine Bauzeit im zweiten Viertel oder der Mitte des 13. Jahrhunderts. Bei der Gründung der Burg war für die Neckarseite ein Wohnbau oder Palas vorgesehen, der jedoch aufgrund der hinderlichen Nähe zum Burgtor nicht ausgeführt wurde. Die bereits in die Ringmauer eingebauten Fenster wurden deshalb vermauert und erst 1906 geöffnet und restauriert. Generell ist unklar, inwieweit die Hinterburg im 13. Jahrhundert überhaupt fertiggestellt und genutzt wurde. Die für 1344 urkundlich überlieferte Unbewohnbarkeit könnte auch auf Nicht-Vollendung zurückzuführen sein. Ab 1426 sind mehrfach Baunachrichten überliefert, so sollten die Ringmauern repariert, der Keller des Steinhauses eingewölbt und eine Zugbrücke eingerichtet werden. Im 15. Jahrhundert entstand so der dreifache Mauerring der Burg, zu dem überdies ein ausgemauerter Graben entstand. Ein Ausbau des Wohngebäudes im Renaissancestil scheint nach 1544 durch die Landschaden erfolgt sein, da sich im Schutt Reste eines Renaissancegiebels fanden. Seit 1904 erfolgten wiederholt umfangreiche Restaurierungen durch das Großherzogtum bzw. Land Hessen. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Hinterburg ist die westlichste der drei Neckarsteinacher Burgen, die in geringem Absatnd auf einem schmalen Grat im Zwickel der Einmündung der Steinach in den Neckar liegen. Ein 10 m breiter Halsgraben schützt die Burg gegenüber dem höher gelegenen Bergmassiv im Westen.
Die Hinterburg ist dank ihres mit Buckelquadern verblendeten Bergfrieds, der frühgotischen Einzelformen und des vierfachen Mauerrings in der Fernsicht die eindrucksvollste der vier Neckarsteinacher Burgen. Im Detail sind ihre Gebäude jedoch mit Ausnahme des komplett erhaltenen Bergfrieds sehr stark zerstört. Dieser ist noch ca. 22 m hoch erhalten und weist eine Seitenlänge von 8 m auf. Er ist über Eck gegen die Hauptangriffsseite gestellt, Wehrmauer und Graben besitzen hier ebenfalls einen Knick. Eindrucksvolle Zeugnisse des romanisch-frühgotischen Mischstiles sind das Burgtor und die (restaurierte) Fenstergruppe des ursprünglichen Palas an der Neckarseite. Der runde, an die äußere Zwingermauer angefügte Geschützturm an der Neckarseite und der Torturm im Osten sind nur als niedrige Stümpfe erhalten. Von einem jüngeren Palas, der über den ursprünglichen Ostabschluss der Burg hinausragt, sind ebenfalls nur noch Reste erhalten. (Thomas Steinmetz/Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Umfangreiche archäologische Funde wurden 1978 bei Bauarbeiten in der Burg getätigt und in den 1980er Jahren geordnet.