EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Neckarsteinach, Hinterburg

Geschichte:

Die Burg wird aufgrund einer von der älteren Literatur vertretenen Meinung bis heute als älteste Burg der Neckarsteinacher Burgengruppe sowie als Stammsitz der Herren von Steinach angesehen. Neue Forschungen sehen jedoch in der Vorderburg die eigentliche Burg der Herren und späteren "Landschaden" von Steinach. Es ist nicht sicher, aber doch wahrscheinlich, dass in der im Testament des Speyrer Bischofs Heinrich (1272) genannten "munitio" Steinach die Hinterburg zu erkennen ist. Da die Hinterburg in der Folgezeit stets in der Hand des Hochstiftes Speyer war, ist von der Erbauung durch dieses und nicht durch die Herren von Steinach auszugehen. Erst 1344 hören wir erneut von der Hinterburg, die damals bereits in Verfall geraten war und als speyrische Amtsburg wiederhergestellt werden sollte. Dennoch war sie 1426 erneut in schlechtem baulichem Zustand und wurde deshalb in der Folgezeit ausgebaut. 1544 schließlich kam die Hinterburg als Lehen an Hans Pleickard I. Landschad und geriet Mitte des 17. Jahrhunderts in Verfall. Von den Erben der Landschaden wurde die einsturzgefährdete Ruine 1904 dem hessischen Staat geschenkt. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Entgegen der Annahme der älteren Literatur gibt es keinen Grund, die Erbauung der Hinterburg vor 1200 zu datieren. Alle kunstgeschichtlich datierbaren Schmuckformen (Fenster, Burgtor, Zangenlöcher) deuten vielmehr auf eine Bauzeit im zweiten Viertel oder der Mitte des 13. Jahrhunderts. Bei der Gründung der Burg war für die Neckarseite ein Wohnbau oder Palas vorgesehen, der jedoch aufgrund der hinderlichen Nähe zum Burgtor nicht ausgeführt wurde. Die bereits in die Ringmauer eingebauten Fenster wurden deshalb vermauert und erst 1906 geöffnet und restauriert. Generell ist unklar, inwieweit die Hinterburg im 13. Jahrhundert überhaupt fertiggestellt und genutzt wurde. Die für 1344 urkundlich überlieferte Unbewohnbarkeit könnte auch auf Nicht-Vollendung zurückzuführen sein. Ab 1426 sind mehrfach Baunachrichten überliefert, so sollten die Ringmauern repariert, der Keller des Steinhauses eingewölbt und eine Zugbrücke eingerichtet werden. Im 15. Jahrhundert entstand so der dreifache Mauerring der Burg, zu dem überdies ein ausgemauerter Graben entstand. Ein Ausbau des Wohngebäudes im Renaissancestil scheint nach 1544 durch die Landschaden erfolgt sein, da sich im Schutt Reste eines Renaissancegiebels fanden. Seit 1904 erfolgten wiederholt umfangreiche Restaurierungen durch das Großherzogtum bzw. Land Hessen. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Hinterburg ist dank ihres Buckelquader-Bergfrieds, der frühgotischen Einzelformen und des vierfachen Mauerrings in der Fernsicht die eindrucksvollste der vier Neckarsteinacher Burgen. Im Detail sind ihre Gebäude jedoch mit Ausnahme des komplett erhaltenen Bergfrieds sehr stark zerstört. Eindrucksvolle Zeugnisse des romanisch-frühgotischen Mischstiles sind das Burgtor und die (restaurierte) Fenstergruppe der Neckarseite. Der runde Geschützturm der Neckarseite und der Torturm sind nur als niedrige Stümpfe erhalten. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Umfangreiche archäologische Funde wurden in den 1980er Jahren geordnet.