Geschichte:
Sehr wahrscheinlich wurde die Burg Kalsmunt oberhalb der 1141 erstmals urkundlich erwähnten Reichsstadt Wetzlar Ende des 12. Jhs. von Kaiser Friedrich I. Barbarossa gegründet. Einen ersten Hinweis auf die Burg in den Schriftquellen finden wir freilich erst 1226 mit der Erwähnung eines Reichsministerialen von Kalsmunt. Die Kapelle der Burg Kalsmunt wird 1269 genannt. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jhs. nimmt die Überlieferung zu. Als Burgmannen der Reichsburg Kalsmunt werden 1277 die Herren von Runkel, 1286 die Grafen von Nassau, 1287 die Herren von Limburg und 1292 die Herren von Merenberg bezeugt. Nach dem Erlöschen der Dynastenfamile von Merenberg gelangte deren Burglehen als Pfand an die Herren von Falkenstein, deren Anteile an der Reichsburg 1418 u. a. an die Grafen von Solms, die Stadt Wetzlar und die Grafen von Nassau-Weilburg gingen. 1536 gelangte Burg Kalsmunt an die Landgrafen von Hessen, 1604 an Hessen-Darmstadt und 1803 schließlich an die Stadt Wetzlar. Zum Zeitpunkt einer 1609 auf Weisung des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt erfolgten Bestandsaufnahme der Anlage war die Burg zu diesem Zeitpunkt bereits ruinös. (J.F.)
Bauentwicklung:
Die Baugeschichte der ehemaligen Reichsburg Kalsmunt bedarf noch einer eingehenden Untersuchung. Im Zuge von Grabungen 1913 und 1938/39 wurde der Grundriss der aus Vor- und Hauptburg bestehenden Anlage ermittelt. Zum Kernbestand der Burg gehört der quadratische Bergfried mit einem teilweise erhaltenen Außenmauerwerk aus Buckelquadern. Sehr wahrscheinlich datiert der Turm in die zweite Hälfte des 12. Jhs. Die als Zangentor konzipierte Toranlage der Kernburg und die Reste der Ringmauer aus Basaltbruchsteinen könnten evtl. sogar älter als der Bergfried sein, während die in bescheidenen Resten erhaltenen runden Flankentürme mit Schießschartenöffnungen ins Spätmittelalter datieren. Über Um- und Ausbau der Burg nach 1300 sind keine sicheren Aussagen möglich. Der erhaltene Bergfriedstumpf wurde 1836 als Aussichtsturm zugänglich gemacht. Die offene Ruine ist jederzeit frei zugänglich. (J.F.)
Anknüpfend an die Untersuchungen von karl Metz fanden seit dem Frühjahr 2014 mehrere archäologische Lehrgrabungen des Vorgeschichtlichen Semniars der Philipps-Universität marburtg statt. Zu den spektakulären Befunden bzw. Funden gehört die hochmittelalterliche Burgkapelle der Reichsburg in direkter Nachbarschaft zum Hauptturm der Burg. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Burg Kalsmunt erhebt sich auf einer markanten Basaltkuppe über der Stadt Wetzlar. Der Grundriss der bislang nur unzureichend erforschten Anlage konnte zumindest ansatzweise im Zuge von Grabungen 1913 und 1938/39 geklärt werden. Die großrämige Vorburg ist von Osten durch eine Toranlage zugänglich und zeichnet sich durch einen mehrfach abgeknickten Mauerverlauf aus, der an der Süd-, Ost- und Nordseite den Bereich der Hauptburg umgibt. Nordwestlich schließt sich an die Vorburg die Hauptburg an, deren Hofareal durch ein Zangentor betreten werden kann. An der Nordwestseite der Kernburg haben sich geringe Mauerreste von Gebäuden erhalten, über deren Funktion bislang keine sicheren Angaben möglich sind. Zu den am besten erhaltenen Bauteilen der Ruine zählt der quadratische Bergfried mit Resten der Buckelquaderverblendung. Der noch 11 m hohe Turm wurde über einem Grundriss von 12 x 12 m errichtet und dürfte ursprünglich eine Höhe von mindestens 20 m aufgewiesen haben. Abgesehen von dem einstigen Hocheingang im Nordwesten sowie einigen Schlitzfenstern hat sich mit einer schmalen Öffnung auf der Nordostseite der Zugang zu einer ehemaligen Abortanlage erhalten. Nordwestlich des Kalsmunter Bergfrieds blieb ein Mauerzug mit einem halbrunden Schalenturm stehen. (J.F.)
Arch-Untersuchung/Funde:
Grabungen wurden auf dem Burggelände 1913 und 1938/39 durchgeführt. (J.F.)
Seit 2014 wurden auf dem Burggelände mehrere archäologische Lehrgrabungen durch das Vorgeschichtliche Seminar der Phlipps-Universität Marburg vorgenommen. Die Grabungskampagnen erstreckten sich auf das untre plateau der Vorburg sowie auf das Umfeld des Hauptturms im Bereich der Kernburg. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Befund der hochmittelalterlichen Burgkapelle sowie der Nachweis einer in dem Sakralbau durchgeführten Bestattung. (Jens Friedhoff)