EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Detmold

Geschichte:

Ursprünglich war die Anlage vermutlich ein Paderborner Haupthof. Spätestens mit der Stadtgründung Detmolds durch Bernhard III. zur Lippe (+1265) wird auch die Burg angelegt worden sein, die damals ein kleineres Areal in Anspruch nahm. Die möglicherweise im 14. Jh. ausgebaute Burg brannte in der Soester Fehde 1447 ab und wurde wieder aufgebaut. Der unmittelbar einsetzende Wiederaufbau erfolgte offenbar in Form (einzelner?) Turmhäuser für Burgmannen; zwei davon sind im heutigen Baubestand erhalten. 1420 lagen zwei Mühlen vor der Burg. 1460 stiften Bernhard VII. und Simon zur Lippe ein Heilig-Geist-Hospital auf dem Burggelände (Vorburg?). 1496/97 wird in einer Rechnung das "Niggenhuse" erwähnt.
Ab 1511 Residenzschloss, erfolgte ab 1525 der Ausbau zur Festung (damals dürfte die Anlage auf die heutige Fläche vergrößert worden sein), sowie sukzessive die Umgestaltung zu einem Renaissanceschloss zwischen 1535 und 1557. Der Bau eines vierten großen Flügels erfolgte im 17. Jh., weitere Umgestaltungen im 18. Jh. Ab 1780 wurde die Ostseite der Wallbefestigung mit dem Torbau abgetragen, verfüllt und die Anlage ungefähr in den heutigen Zustand versetzt. (R.Pieper)

Bauentwicklung:

I. Ältester Teil ist der Bergfried in der Ostecke der Anlage. Er stammt nach heutigen Kenntnissen aus dem 13. Jh.
II. Ähnlich wie in Lage, Varenholz oder Paderborn-Schloss Neuhaus bilden zwei mittelalterliche Turmhäuser den Kern der Wohnbebauung. Das Haus in der Westecke der heutigen Vierflügelanlage ist auf 1447 datiert, das im Südostflügel ist Rest einer Neugestaltung der Anlage um 1460. Inwieweit die bei van Lennep erkennbare Gestaltung des 1670 erneuerten Südwestflügels (darunter ein vermutlich quadratischer Turm) noch mittelalterlich war, bleibt unklar.
III. Die Befestigung wurde ab 1525 vollständig geändert und von der Wohnbebauung lösgelöst. Dies geschah durch die Anlage einer vierseitig die Burg umgebenden Festung aus ursprünglich höherem Wall mit vier Eckrondellen. Sie ist neben der Sparrenburg in Bielefeld das am besten erhaltene Beispiel für einen frühneuzeitlichen Festungsausbau in Westfalen.
IV. Zwischen 1535 und 1557 erfolgte ein Neu- und Umbau der Kernanlage zum repräsentativen Schloss, von dem jedoch fast ausschließlich die Giebel über den Wall hinweg sichtbar waren. Das Detmolder Schloss gilt heute als Hauptobjekt der Weserrenaissance.
V. Der Neubau des Südostflügels um 1670 vervollständigte die heutige Anlage zur geschlossenen Vierflügelanlage; die Einrichtung von zwei "Königszimmern" unterstrich den Anspruch auf den Fürstentitel. (R.Pieper)

Baubeschreibung:

Das Schloss präsentiert sich heute als Vierflügelanlage um einen Innenhof, deren nordöstliche Hauptschauseite zur parkähnlich gestalteten Vorburg bzw. den Wirtschaftshof geöffnet ist; die Seiten zur städtischen Bebauung sind von Befestigungsanlagen und Gräben umgeben.
Der mächtige runde Bergfried in der östlichen Gebäudeecke, vermutlich mit verfülltem Keller, bildet den ältesten Kern der Anlage. Darüber befindet sich ein gewölbtes Geschoss, in das eine Tür mit (unvollständiger) Inschrift die Jahreszahl 1470 angibt. Haube und Fenster stammen aus dem 16. Jh.
Das kleinere der beiden in den Vierflügelbau integrierten Häuser liegt in der Westecke der Anlage, ist nur leicht längsrechteckig und hat etwas stärkeres Mauerwerk als die jüngeren Gebäudeteile. Das Kellergeschoss ("Spülkeller") ist mit einem vierteiligen, flachen Gewölbe auf Mittelstütze geschlossen. Im hohen Erdgeschoss ("Saalkammer") ist eine Balkendecke mit Mittelständer erhalten; der Zugang erfolgt von Südosten. Im 2. Obergeschoss liegt in der nordwestlichen Außenwand ein Abtritt. 2 Kaminnischen sind im Alter ungeklärt, die mittig in der Nordostwand liegende ist vielleicht im Kern mittelalterlich. Die Innenteilung in drei Zimmer ist jünger.
Das längsrechteckige Haus im Südostflügel war ursprünglich ohne Verbindung zum Bergfried. Das Kellergeschoss ist zweischiffig-symmetrisch, vier Joche spitzer Kreuzgratgewölbe mit Gurten ruhen auf 3 Mittelpfeilern. Der Zugang vom Schlosshof in heutiger Form ist jünger. Die Geschosse darüber sind vielleicht noch im Kern mittelalterlich (vgl. Ansicht van Lennep), aber in der Faktur von 1705-07.
Der Wall als einzige und vom Wohnbestand separierte Befestigungsanlage war urspr. in den Burggraben gesetzt und mit dem Schloss nur über Brücken verbunden (Abstand 1 - 6 m); der Bereich zwischen Schloss und Wall ist jetzt verfüllt. Im 16. und 17. Jh. bestand eine doppelte Zugbrücke und mehrgeschossiger Torbau zum Eingang des Schlosses im Osten; dieser Wallabschnitt wurde 2008 freigelegt, dabei konnte der genaue Aufbau der Befestigung beobachtet werden. Der einst bis in Traufhöhe des Schlosses reichende, 21,60 m breite Wall wurde in der Höhe auf 4,75 m stark reduziert, ist mit Futtermauern innen und außen verstärkt und trug außen ursprünglich einen Wehrgang. 3 der 4 Eckrondelle sind erhalten (das Ostrondell fehlt), aber innen verfüllt. Erkennbar sind je 5 oder 6 Geschützscharten in 2 Reihen, die oberste dritte Reihe wurde mit der Reduktion des Walles abgetragen. (R.Pieper)

Arch-Untersuchung/Funde:

2008 im Schlosshofbereich ca. 30 m östlich des Schlosses. - Funde von Werksteinen, Glas, Keramik, Ofenkacheln, 16. - 18. Jh. (R. Pieper)