EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Falkenburg bei Berlebeck

Geschichte:

Edelherr Bernhard II. zur Lippe und sein Sohn Hermann II. erzwangen um 1190 den Bau der innerhalb eines Forstes liegenden Burg, der durch kaiserliche Schenkung der Paderborner Kirche gehörte. Das Eigentumsrecht der Kirche und ihr Mitbesitz an der Burg konnten offenbar bald verdrängt werden. Zahlreiche Aufenthalte (Urkundungen) belegen die Bedeutung der Burg für das Geschlecht. 1248 wird ein Heinrich "dapifer de Valckenberg" genannt, ein 1256 bezeugter Kaplan auf der Falkenburg setzt die Existenz einer Kapelle voraus. Bei der Teilung des Landes zwischen Otto und Bernhard V. zur Lippe 1344 wird die Falkenburg als wichtigste Eigenbefestigung "jenseits" des Teutoburger Waldes (aus der Sicht des Stammsitzes der Edelherren in Lippstadt) bezeichnet. Der in der Eversteinschen Fehde durch Bernhard VI. zur Lippe gefangen genommene Herzog Heinrich von Braunschweig wurde 1404/05 auf der Falkenburg festgehalten. Um 1410 wird ein Freistuhl an der Burg erwähnt, sie war zudem Sitz eines Amtes. In der Soester Fehde war die Falkenburg die einzige Befestigung des Landes, die 1447 einem Heer böhmischer Söldner widerstand. 1453 brach bei einem Festmahl nach einem Raubzug ein Brand aus, der offenbar große Teile der Burg zerstörte. Der 1460 eingesetzte Pfandsasse Lambert von Bevessen ließ die Falkenburg umfangreich instand setzen.
Mit dem Ausbau der Burg in Detmold verlor die Falkenburg an Bedeutung und wurde verpfändet. 1493 wird sie bereits als baufällig bezeichnet, war aber noch bis 1523 bewohnt; der Amtmann residierte danach in Heiligenkirchen. Ein 1582 geplanter Wiederauf- bzw. Neubau (Vertrag erhalten) unterblieb. Das Vorwerk als Wirtschaftshof existierte als Kolonat Falkemeier fort. Ende des 18. Jh. wurden Steine der Burg zum Chausseenbau verwendet. (R.Pieper)

Bauentwicklung:

Die Bauentwicklung ist nach den Ausgrabungen noch nicht endgültig geklärt. Bislang liegen nur Einzelbeobachtungen vor. Das Palasgebäude überbaut einen älteren Keller, der weiter genutzt wurde und dessen Westwand nachträglich verstärkt werden musste. Ein älteres und mit dem Neubau aufgegebenes Gebäude lag zwischen Keller und Bergfried. Auch die Keller im nördlichen Wirtschaftsgebäude scheinen älter zu sein als das Gebäude selbst. Möglicherweise wurde ein Teil der Gebäude nach 1460 neu errichtet. Die Vorburg ist in der Bebauung dreiphasig bzw. es liegen teils drei gleichzeitig nicht existente Gebäude übereinander. (R.Pieper)

Baubeschreibung:

Die Falkenburg liegt 370 m ü.NN. und besteht aus der leicht spitzovalen (66 x 46 m) Hauptburg im Osten und der mit einer flachen Seite daran angelehnten und etwas tiefer liegenden Vorburg im Westen; hinzu tritt ein großer Torzwinger im Süden der Anlage sowie ein Ringgraben mit abschnittsweise vorgelegten, kleinen Plateaus.
Die Ringmauer um die Hauptburg ist 169 m lang und bis zu 2,10 m stark. Mit Ausnahme des frei stehenden Bergfrieds in der Ostspitze der Anlage (über dem äußeren Torzwinger zum Bergsattel hin) sind alle Gebäude auf die Mauer gesetzt. Der Palas als Hauptgebäude (35 x 11 m, Portal 1,70 m breit) an der Südseite überbaut einen älteren, in Zugang (Kellerhals mit Rampe) und Belichtung dem Neubau zur Weiterbenutzung angepassten Keller (5,9 x 5,9 m). Ein Kloakenfallschacht führte in den Torzwinger. Im an der Nordseite gegenüber gelegen, teilunterkellerten Wirtschaftstrakt lag u.a. die Küche. Umbauten (Rückverlegung der Fassade) führten zur Aufgabe der Küche (eine Nutzung als Kapelle hat sich nicht bestätigt). Das Tor (Torkammer innen 6,85 x 6,75) und die Torwache lagen im Westen. Zwei weitere Gebäude waren in jener Form teilunterkellert, wie der Palas.
Auch die Vorburg wies eine dichte Innenbebauung auf der Ringmauer (bis 1,40 stark) auf, die später von der Meierei (28 x 12 m, Fachwerk) teilweise überbaut wurde. Der 1410 genannte Brunnen ist als Vertiefung erkennbar; freigelegt wurde eine Pferdetränke. Der Zugang über ein Torhaus lag im Südosten. Es schloß sich der doppelte Torzwinger mit zwei Torhäusern südlich und südöstlich der Kernburg an; im inneren Torzwinger lag die Schmiede. Die Burg umgibt ein Trockengraben (mit Sperrmauer) und ein Wall, der Durchlässe zu kleinen Basteien aufweist. Weiter östlich lag das Vorwerk als Wirtschaftshof, später Kolonat Falkemeier. (R.Pieper)

Arch-Untersuchung/Funde:

Umfangreiche archäologische Ausgrabungen finden seit 2005 statt. Im reichen Fundgut (ca. 420 Objekte) Geschirrkeramik (Irdenware, Faststeinzeug, Steinzeug), Einzelfunde (Schlüssel, Messer, Armbrustbolzen) swie einige hochqualitative Objekte, die den Status der Bewohner widerspiegeln (Riemenverteiler, Reitersporne, Pilgerzeichen, Schachfigur u.v.m.). (R. Pieper)