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Kirspenich

Geschichte:

1166 wird erstmalig urkundlich ein Hermann von Kirspenich und damit das Bestehen eines gleichnamigen Adelssitzes erwähnt. 1278 gehörte Kirspenich Gerlach von Dollendorf, der, nachdem er als Jülicher Gefolgsmann in Kölner Gefangenschaft geraten war, seinen Besitz zu Kirspenich dem Erzbischof von Köln zu Lehen auftragen musste. Die Wasserburg wird 1301 von Gerhard von Alfter und Kirspenich, dem Erben Gerlachs von Dollendorf, dem Grafen von Jülich als Offenhaus aufgetragen, blieb jedoch unter der Gerichtsbarkeit Kölns im Status eines festen Hauses zur demonstrativen Sicherung adeligen Landbesitzes. Im Nachmittelalter wurde sie nur von den Pächtern bewohnt. Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb der Freiherr von Friemersdorf gen. Pützfeld, der Besitzer von Kalmuth, auch Kirspenich. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde die Anlage im 20. Jahrhundert zu einem Gasthaus mit einem großen Tanzsaal umfunktioniert. Heute zum Wohn- und Geschäftshaus ausgebaut. (A. Zingler)

Bauentwicklung:

Auf älterem Vorgänger im 13. Jahrhundert ein Wohnturm errichtet - analog zu Arloff und von demselben Bauherrn, später mit einer Zwingeranlage umgeben und Anlage einer Vorburg auf polygonalem Grundriss, die vor dem 19. Jahrhundert um die Hälfte reduziert wurde. Im 18. Jahrhundert Anbau eines Wohnhauses. Im 20. Jahrhundert Umbau zu einem Gasthaus. Im Turm bedeutende Wandmalereireste des 17. Jahrhunderts. (A. Zingler)

Baubeschreibung:

Die einteilige Wasserburg besteht aus einem Wohnhaus mit Turm, an dem sich im Nordwesten die Wirtschaftsgebäude auf spitzwinkligem Grundriss anschließen, welcher sich durch eine nachträgliche Verkleinerung erklären lässt. Der Zugang der Burg erfolgt über eine neuere Steinbrücke. Der fünfgeschossige Wohnturm besteht aus Bruchsteinen und stammt zumindest im Unterbau wie der Arloffer Turm noch aus dem 13. Jahrhundert und dürfte wie dieser von Gerlach von Dollendorf erbaut worden sein. Die beiden obersten Geschosse aus kleinteiligerem Mauerwerk wurden in einer zweiten Bauphase im Zuge der Erweiterung des 14. Jahrhunderts Aufgesetzt. Dazu gehören auch die dem Turm im Süden und Osten vorgelegten halbrunden Bruchsteinterrassen, die als Rest einer den ehemals freistehenden Turm umfassenden Zwingeranlage mit vier runden Ecktürmen zu deuten sind.
Das spätbarocke zweigeschossige Wohnhaus aus verputztem Bruchstein wird an den Langseiten von kleinen Dreiecksgiebeln bekrönt. Die Rechteckfenster werden von stichbogigen Werksteingewänden eingefasst. Der weitgehend originale Dachstuhl trägt ein ungewöhnlich hohes Mansarddach kaum jüngeren Datums als die barocke Haube des Turmes. Die sich im Norden auf spitzwinkeligem Grundriss anschließenden Vorgebäude beinhalten wenigstens noch z. T. mittelaterliche Reste. Die Außenmauern des Westflügels und das Rundbogentor sind im Kern noch spätmittelalterlich und damit Überreste der ehemals auf einer eigenen Insel gelegenen, wesentlich größeren Vorburg. Der Ostflügel stammt aus dem 17.-19. Jahrhundert, Hoffronten und Innenausbau sind stark verändert. (A. Zingler)

Zu den bedeutenden Befunden, die 1998 im Rahmen von Entschuttungsmaßnahmen und Untersuchungen zum Zustand des Gebäudes gemacht wurden, zählt die Reste einer renaissancezeitlichen Deckenbemalung des ausgehenden 16. bzw. beginnenden 17. Jahrhunderts. Im ersten Turmobergeschoss stieß man auf einen verputzten Deckenbalken mit Teilen erhaltener originaler Malerei. Eine dendrochronologische Untersuchung des Balkens erbrachte jedoch keine verwertbaren Ergebnisse. Im Erdgeschoss konnte ein nachträglich eingebauter Unterzug dendrochronologisch in den Zeitraum zwischen 1605 und 1630 datiert werden, so dass sich für den Befund im darüber liegenden Geschoss eine zeitliche Einordnung in das ausgehende 16. und beginnende 17. Jh. ergibt. Vergleichbare Reste bemalter Decken finden sich in Schloss Rheydt (1566/67) sowie in der Kellnerei des Rheinberger Schlosses (um 1630). (J. Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

keine