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Rietberg-II

Geschichte:

Schloss Rietberg wurde von den Grafen von Rietberg im 14. Jahrhundert erbaut, als sie ihre Residenz aus der Stadt Rietberg nach außerhalb in den Bereich der Emsniederung verlegten. Weitere Bezeichnungen waren auch "castrum", "borch", "hus" oder "slot" und wegen der morastigen Lage auch manchmal auch "dat Dreckslot". Im Jahr 1456 trug Konrad V. Graf von Rietberg die Grafschaft dem hessischen Landgrafen Ludwig zum Lehen auf. Kurzzeitig unter kaiserlichen Befehl kam Schloss Rietberg während des Erbstreites der Grafen Otto IV. und Johann II. Mit der Eroberung von Schloss Rietberg 1557 durch das Exekutionsheer des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises gegen Graf Johann II. wurden auch die Verteidigungsanlagen der Stadt geschleift. Die Wiederbelehnung des Hauses Rietberg erfolgte 1566, doch für Schloss Rietberg bestand nun ein Befestigungsverbot.
Mit der Trauung von Graf Johann III. und Gräfin Sabina Katharina von Ostfriesland-Rietberg 1601 begann die Rekatholisierung der Grafschaft, die fast 70 Jahre evangelisch gewesen war, ein.
Das sog. "hochgräfliche Haus Rittberg" wurde zwischen 1603 und 1623 in Stil der Weserrenaissance umgebaut, 1683 erhielt der westfälische Barockbaumeister Johann Mauritz Gröninger einen Vertrag über den Ausbau eines Alkovens am Schloss. Dieser prächtige Bau war bis 1687 gräfliche Residenz. Nach der Eheschließung der Erbtochter Maria Ernestine Franziska von Ostfriesland-Rietberg mit dem mährischen Grafen Maximilian Ulrich von Kaunitz wurde die Hofhaltung 1699 in Rietberg aufgegeben und die Grafschaft aus der Ferne verwaltet. Das unbewohnte Schloss verfiel zusehends und große Teile des Mobiliars kamen durch Diebstahl abhanden. Noch vorhandenes Inventar wurde allmählich verkauft. Im April 1802 entschied der Landesherr, Fürst Dominikus Andreas von Kaunitz-Rietberg, das Schloss Rietberg abbrechen zu lassen. Im folgenden Jahr wurde es vollständig abgetragen.
Bald darauf war das vergangene Schloss Gegenstand von romantischer Verklärung in der Bevölkerung, die in idealisierender Weise nun von "Schloss Eden" sprach.
Im Jahr 1822 erwarb der Osnabrücker Kaufmann Friedrich Ludwig Tenge (1793-1865) auf Gut Niederbarkhausen (Oerlinghausen, Lippe) den ehemaligen Besitz der Grafschaft Rietberg und auch das ehemalige Schlossgelände und die Johanneskapelle. Um 1900 ließ die Familie Tenge die ausgedehnten Fischteiche anlegen, die 1996 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden. Im Jahr 1999 schenkte die Familie die Johanneskapelle der Stadt Rietberg. Heutiger Besitzer des Schlossgeländes ist Carl Friedrich Tenge-Rieberg, er betreibt seit 1983 auf dem einstigen Schlossgelände das Gestüt Rietberg für Vollblutzucht. (H.T.)

Bauentwicklung:

Schloss Rietberg wurde bereits im 14. Jh. erbaut, erst am Anfang des 17. Jhs. (1602-1607) wurden die Wallanlagen errichtet. Es wird vermutet, dass es sich bei der mittelalterlichen Burg um eine geschlossene Bebauung um einen ovalen Burghof handelte. Am Anfang könnte eine Motte dort gestanden haben. Um 1600 war in der Mitte des Hofes noch ein Bergfried vorhanden, der während des Umbaus zwischen 1603 und 1623 im Stil der Weserrenaissance, verschwunden ist. Die Nepomukkapelle am Eingang zur Schlossallee stammt von 1748. Die Zuschreibung an den westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun kann nach neueren Erkenntnissen nicht aufrecht erhalten werden. Die finanzielle Basis für den Bau der Kapelle bildete der Erlös aus dem Verkauf des gräflichen Gestütes auf Schloss Rietberg. Der Südflügel fiel einem Schlossbrand, der vor 1755 stattgefunden haben muss, zum Opfer.
Die gesamte Schlossanlage verfiel im 18. Jahrhundert und wurde 1803 abgebrochen. Heute ist nur noch die sternförmige Wallinsel erhalten. (H.Tausendfreund)

Baubeschreibung:

Als Vorläufer des im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebauten und in der Barockzeit veränderten Schlosses Rietberg ist eine Niederungsburg des 14. Jahrhunderts anzusprechen.
Im 18. Jahrhundert bestand Schloss Rietberg aus einer Vierflügelanlage mit Vorwerk, barocken Gärten, Fasanerie und einem Tiergarten sowie der St.-Johannes-von-Nepomuk-Kapelle. Die äußerst prachtvolle und originelle Kapelle ist in dieser Zeit einzigartig in Westfalen. Dem im Kern ovalen Grundriss entspricht im Innenraum der fein getönte Stuckmarmor der Wände. Hölzerne Stichkappen wölben sich über dem mehrfach verkröpften Kranzgesims. In der Mitte erhebt sich eine erhöhte Hauptkuppel. Eine vollplastisch geschnitzte Darstellung von Johannes von Nepomuk auf dem Totenbett sowie seine Apotheose schmücken den Säulenaltar, der nach einem Entwurf von Joseph Guidobald Licht entstand. Aufgrund der Raumaufteilung und der eleganten Formensprache wird die Kapelle in die Tradition des böhmisch-fränkischen Barock eingeordnet.
Der südliche Flügel des Schlosses wurde bei einem Brand vor 1755 zerstört. Gegenüber des Torturmes lag vermutlich ein noch mittelalterlicher rechteckiger Turm, an den sich der hintere Flügel anschloss. Sein gotischer Gaffelgiebel ragte über den Renaissancetrakt hinaus. Möglicherweise war der Nordflügel, in dem sich auch die Schlosskapelle befand, im Kern noch mittelalterlich. Das 1607 erbaute, der Anlage vorgelagerte Torhaus wurde 1846 abgebrochen. (H.T.)

Arch-Untersuchung/Funde:

2002 fand eine archäologische Untersuchung statt, bei der neuzeitliche Keramik zutage trat. (H.T.)