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Bergerhausen

Geschichte:

Die durch Schriftquellen gesicherten Anfänge des Schlosses Bergerhausen reichen bis in das ausgehende 13. Jahrhundert zurück. Als erster Träger des Namens Bergerhausen tritt 1291 "Wernerus de Bergerhusen" in Erscheinung, der als kurkölnischer Schultheiß und Burggraf zu Lechenich amtierte. Nach seinem Tod 1312 ging Bergerhausen an seinen Sohn Wilhelm über, der 1334 starb, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich übertrug das Lehen Bergerhausen - in der Urkunde ist erstmals von dem "castrum" die Rede - an Hermann von dem Bongart (de Pomerio) unter der Bedingung, dass er die Burg dem Erzstift bei Bedarf als Offenhaus zur Verfügung stelle. Folgt man den Ausführungen von J. Strange, der 1866 eine Studie zur Genealogie der Familie von dem Bongart vorlegte, so gehört Hermann, der die Witwe des Wilhelm von Bergerhausen geheiratet hatte, nicht zu der bedeutsamen Niederadelsfamilie von dem Bongart, die aus dem Raum Aachen stammte und seit dem 14. Jahrhundert das Amt des Erbkämmerers der Grafen bzw. Herzöge von Jülich innehatte. Hermann von dem Bongart, Herr zu Bergerhausen gehörte einem aus dem Raum Bonn stammenden Geschlecht an. Hermanns Tochter Nella von Bergerhausen heiratet in zweiter Ehe den jülichen Erbkämmerer Statz (Eustachius) von dem Bongart aus der von Strange untersuchten Familie, die später den Besitz Bergerhausen mit Paffendorf vereinigen konnte. Statz von dem Bongart ließ auf Burg Bergerhausen einen Neubau errichten, von dem in einem Lehnsrevers von 1429 die Rede ist. Für die kommenden drei Jahrhunderte blieb Burg Bergerhausen im Besitz der Familie von dem Bongart. Wesentliche bauliche Veränderungen erfolgten im 16. Jahrhundert unter Wilhelm von dem Bongart (gest. 1554) und seiner Frau Maria Mascherell sowie unter seinem gleichnamigen Sohn (gest. 1596). 1830 gelangte Bergerhausen durch Heirat an Clemens August Freiherr von Waldbott-Bassenheim. Es folgen weitere bauliche Veränderungen an der Burg. Ab 1894 befand sich Bergerhausen im Besitz des Clemens Freiherr von Loe zu Longenburg. Heute ist die Unternehmerfamilie Stollenwerk Eigentümer der aufwändig sanierten Burg, deren Innenräume für kulturelle Zwecke und Feiern angemietet werden können. (J. Friedhoff)

Bauentwicklung:

Ungeachtet der bau- und kunsthistorischen Bedeutung, die der Wasserburg Bergerhausen zukommt, ist die Anlage bislang noch nicht eingehend untersucht worden. Der noch erhaltene Baubestand der zweiteiligen, aus Vor- und Hauptburg bestehenden Wasserburg datiert vornehmlich ins 16. Jahrhundert. Inwieweit Bauteile der spätmittelalterlichen Vorgängeranlagen einbezogen wurden, lässt sich nach heutigem Wissenstand noch nicht sagen. Als Initiatoren des weitgehenden Neubaus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommen Wilhelm von dem Bongart (gest. 1554) und sein gleichnamiger Sohn (gest. 1596) in Betracht. Unklar ist die zeitliche Einordnung des mächtigen noch erhaltenen runden Geschützturmes, der vermutlich in die Zeit um 1500 datiert. Weitreichende bauliche Veränderungen erfolgten im 19. Jahrhundert unter den Waldbott-Bassenheim und unter den von Loe. Auf einer Lithographie von Müller, die 1855 entstand, ist als "Neubau" ein eingeschossiger Westflügel und der dreigeschossige Eckbau zu erkennen, der an die ursprünglich winkelförmige Anlage angefügt wurde. 1887 entstand ein neugotischer Portalvorbau an der Südseite des Herrenhauses. Ferner wurde im Winkel der beiden Hauptflügel ein mächtiger polygonaler Treppenturm mit geschweifter Haube und Laterne aufgeführt. An der Ostseite des Südflügels entstand eine neugotische Kapelle, die 1861 geweiht wurde. Der westfliche Flügel des 19. Jahrhunderts erhielt 1934 ein weiteres Stockwerk und einen neuen geschweiften Giebel. Die noch erhaltenen Vorburggebäude mit einem an der Feldseite befindlichen quadratischen Eckturm wurden im 17. Jahrhundert errichtet und erfuhren im 19. Jahrhundert bauliche Veränderungen. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Schloss Bergerhausen präsentiert sich dem Besucher als zweiteilige, aus einem winkelförmigen Herrenhaus und südlich angrenzender Vorburg bestehende Anlage, die ursprünglich von einer Umfassungsmauer umgeben war, die durch zwei mächtige runde Geschütztürme gesichert wurde. Von den beiden mächtigen Batterietürmen blieb lediglich der im Südosten gelegene erhalten. Bei dem Herrenhaus handelt es sich um einen ursprünglich zweiflügeligen Bau, dessen beide Stockwerke sich über einem hohen Sockelgeschoss erheben. Ob bei dem weitgehenden Neubau des Herrenhauses in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ältere Bauteile Verwendung fanden, lässt sich nach bisherigem Kenntnisstand nicht mit letzter Sicherheit sagen. Die Zugangsfront des Herrenhauses, die sich zum Hof der Vorburg orientiert, weist bemerkenswertes Renaissancedekor (Giebelverdachungen und Büsten) auf. Der Westflügel wurde erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt und 1934 aufgestockt. Die der Vorburg abgewandte Seite der noch von einem breiten Wassergraben umgebenen Hauptburg beeindruckt durch einen mächtigen achteckigen Treppenturm, bei dem es sich - wie bei der Kapelle, die sich an den Ostflügel anschließt - um eine Zutat des späten 19. Jahrhunderts handelt. An der Südwestseite der ein- bzw. zweigeschossigen Vorburggebäude des 17. bis 19. Jahrhunderts erhebt sich feldseitig ein übereck gestellter quadratischer Turm mit Zwiebelhaube. Am Zugang zum Vorhof südöstlich des Herrenhauses liegt der beeindruckende gedrungene runde Geschützturm, dessen Fassade zahlreiche bemerkenswerte Details (Maulscharten, Rundbogenfries) aufweist. (J. Friedhoff)