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Bilstein im Sauerland

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge der in beeindruckender Lage über dem Lennetal und dem gleichnamigen Ort positionierten Burg Bilstein reichen bis in das beginnende 13. Jahrhundert zurück. Zwischen 1220 und 1225 verlegte die ursprünglich auf Burg Förde (Peperburg OE) ansässige Hauptlinie der Edelherren von Förde ihren Wohnsitz nach Bilstein. Mitglieder der Familie führten in den Schriftquellen in der Folgezeit die Bezeichnung von Bilstein. Als Initiator der Burggründung ist Dietrich von Gevore-Bilstein anzusprechen, der 1225 als "nobilis vir des Bilstene" in Erscheinung tritt. Die geschichtlich nachweisbaren Anfänge der südwestfälischen Dynastenfamilien reichen freilich bis in das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts zurück. 1141 wird mit Heinrich von Gevore erstmals ein Mitglied des Geschlechts urkundlich erwähnt. Der umfangreiche Grundbesitz der von Gevore erstreckte sich von der oberen Lenne bei Wormbach bis zur Bigge nach Olpe und von dort nach Südwesten bis nach Römershagen. Zur Sicherung des Ostteils des Herrschaftsgebietes gründete Dietrich III. von Bilstein (gest. 1335) Burg und Talsiedlung (Stadt) Fredeburg. Der Ort unterhalb der Burg Bilstein wird 1388/98 erstmals als Stadt bezeichnet und ist vermutich aus einem 1190 erstmals genannten Hof der Herren von Gevore hervorgegangen. Vier Jahre vor dem Tod Johanns II. von Bilstein (gest. 1363), mit dem die Familie im Mannesstamm erlosch, war 1359 die Lehnshoheit über die Herrschaften Bilstein und Fredeburg durch Kauf von den Grafen von Sayn an die Grafen von der Mark übergegangen. Burg Bilstein wurde 1363 Sitz eines märkischen Drosten. Im Zuge der Soester Fehde (1444-1449) fielen Fredeburg und Bilstein an den Kölner Erzbischof Dietrich von Moers. Fortan blieben beide Herrschaftszentren in kurkölnischem Besitz und wurden als Pfand an verschiedene Adelsfamilien vergeben. Als Pfandherren von Burg und Amt Bilstein lassen sich u. a. Graf Gerhard II. von Sayn (gest. 1493) nachweisen sowie von 1453 bis 1537 die Herren von Hatzfeldt-Wildenburg. 1445 ging der Pfandbesitz an Friedrich von Fürstenberg über, dessen Familie bis 1802 das erbliche Drostenamt zu Bilstein, Fredeburg und Waldenburg innehatte. Infolge der Auflösung des Kölner Kurstaates gelangte der kurkölnische Besitz 1802 an Hessen-Darmstadt und 1816 schließlich an Preußen. Die Burg büßte ihre Funktion als Amtssitz ein. Die Kreisverwaltung nahm 1818 in Olpe ihren Sitz. Bis 1920 diente die Anlage als Forstamt und seit 1927 beherbergt Burg Bilstein eine Jugendherberge. 1979 ging sie aus dem Besitz des Landes NRW in das Eigentum des Deutschen Jugendherbergswerks über. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die recht komplizierte bauliche Entwicklung der Höhenburg in Spornlage ist bislang erst ansatzweise untersucht worden. Immerhin konnten Teile des mittelalterlichen Baubestandes aus dem 13. Jahrhundert im Rahmen einer kleinen bauarchäologischen Untersuchung des Nordwestflügels der Hauptburg und an dem an der Südostecke gelegene Hahnkampturmes 1977/78 nachgewiesen werden. Als Bestandteil der hochmittelalterlichen Gründungsanlage ist sicherlich auch das so genannte Grashöfchen auf der Felsklippe hinter dem Hauptgebäude anzusprechen. Mitte des 15. Jh. entstanden der so genannte Kapellenturm an der Nordwestecke der Hauptburg sowie der nach 1720 niedergelegte Nordflügel mit einem Tor zum Innenhof. Nach 1720 ließ die Familie von Fürstenberg das über hohem Sockel aufgeführte eingeschossige Hauptgebäude und Teile des Nordwestflügels errichten. Recht zuverlässige Ansichten der Burg um 1720 stellen die von dem wallonischen Maler Renier Roidkin geschaffenen Federzeichnungen dar. Beachtung verdient darüber hinaus ein um 1561 geschaffenes Votivbild, das den Drosten Friedrich von Fürstenberg vor der Kulisse der Burg Bilstein zeigt. Zu den jüngsten Bauten im Burgbereich zählt der 1978 an der Südostseite der Hauptburg aufgeführte Neubau an der Stelle eines Vorgängerbaus. Seine viergeschossige Fassade ist zum Tal hin ausgerichtet und weist einen zweigeschossigen modernen Erker auf. Die noch erhaltenen Bauten im Vorburgbereich, zu denen u.a. das schlichte Torhaus zählt, entstanden in nachmittelalterlicher Zeit. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die zweiteilige Anlag nimmt einen steil ins Veischedetal vorspringenden Bergsporn oberhalb des gleichnamigen Ortes ein. Auf der Spitze des Bergsporns befindet sich die Hauptburg, der im Nordosten der weitläufige Hof der Vorburg zugeordnet ist. Getrennt werden beide Burgteile durch den Halsgraben, der mittels einer Bogenbrücke überquert wird. Der Zugang zur Burg erfolgte von der Nordseite durch ein einfaches Torhaus aus dem 17. Jh. Bei der Hauptburg handelt es sich um einen mehrgeschossigen dreiflügeligen Baukörper, der zum Teil noch mittelalterliches Mauerwerk aufweist, im Wesentlichen aber in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts neu aufgeführt wurde. Das einfache Rundbogentor, das 1930 neben dem ursprünglichen Zugang entstand und den Zutritt zum Burghof erlaubt, wird von zwei Rundtürmen flankiert, von denen der südöstliche Hahnkammturm Mauerwerk des 13. und der gegenüber liegende Kapellenturm Mauerwerk des 15. Jh. aufweisen. Bei dem heute unbebauten ummauerten kleinen Areal auf der äußersten Felsspitze hinter dem Hauptflügel handelt es sich um das "Grashöfchen", das ebenfalls einen Bestandteil der Gründungsanlage des 13. Jahrhunderts bildete. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Rahmen von Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen fand 1977/78 eine kleine bauarchäolgische Untersuchung von Teilbereichen der Hauptburg statt. (J.F.)