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Bieberstein bei Reichshof

Geschichte:

Die geschichtlich gesicherten Anfänge der in Spornlage über dem Wiehltal gelegenen Burg Bieberstein reichen in das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts zurück. In den Schriftquellen wird das Haus Bieberstein erstmals 1341 in einem zwischen Agnes von Löwenburg und Ludwig von Bieberstein geschlossenen Ehevertrag genannt. Ludwig von Bieberstein, der zu diesen Zeitpunkt noch unmündig ist und von seinem Vater Adolf von Sottenbach vertreten wird, erklärt sich bereit, das Haus zu Bieberstein seiner zukünftigen Gattin im Falle seines Ablebens als Witwensitz zur Verfügung zu stellen. Im darauf folgenden Jahr 1342 ist ein weiteres Mal von der Burg die Rede, die den Grafen von Sayn als Herren der Herrschaft Homburg zu Lehen aufgetragen wird. Darüber hinaus dürfen sich die Herren der Herrschaft Homburg der Burg Bieberstein als Offenhaus bedienen. Die Burg bildete einen wichtigen Eckpfeiler im Nordwesten der Herrschaft Homburg, da sie in unmittelbarer Nachbarschaft zu der erst 1385 an die Grafen von Sayn gefallenen vorher bergischen Vogtei Wiehl lag und von der Burg aus die unweit entfernt vorbeiführende Brüderstraße von Köln nach Siegen kontrolliert werden konnte. Die von Bieberstein begegnen im späten 14. Jahrhundert als Burgmannen zu Homburg und unterhielten darüber hinaus Lehnsbeziehungen zu den Kölner Erzbischöfen. 1426 versetzte Konrad von Bieberstein die Hälfte der Burg an die Stael von Holstein. Ob Burg Bieberstein, wie die Koelhoffsche Chronik zum Jahr 1434 berichtet, vom Kölner Erzbischof Dietrich von Moers eingenommen und zerstört worden ist, lässt sich aufgrund fehlender weiterer Schriftquellen, die ein solches Ereignis bestätigen, nicht eindeutig verifizieren. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlischt die Familie von Bieberstein und der Besitz gelangt auf dem Erbweg an die aus dem Märkischen Sauerland stammenden von Karthausen. 1490 wird Albrecht von Karthausen von Graf Eberhard von Sayn-Wittgenstein, Herrn zu Homburg mit Burg Bieberstein belehnt. 1565 begegnet Gerlach von Karthausen, Amtmann zu Homburg als Inhaber des Lehens Bieberstein. 1571 berichtet Jost Lixfeld, der Schwiegersohn Gerlachs, dass dieser über eine Erbtochter der von Bieberstein das Haus erhalten und den baulich vernachlässigten Adelssitz wiederhergestellt habe. Durch die Ehe mit Elisabeth von Karthausen gelangte Bieberstein an die Beamtenfamilie Lixfeld, die Bieberstein 1676 für 2375 Reichstaler an ihren Landesherrn, Graf Wilhelm Friedrich von Sayn-Wittgenstein veräußert. Ab 1702 werdend die zur Burg gehörenden Ländereien verpachtet und der Adelssitz dient einem bäuerlichen Pächter als Wohnsitz. Im 19. Jahrhundert bewohnt ein sayn-wittgensteinischer Förster das Haus Bieberstein. Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Anlage als Wohnsitz aufgegeben und gerät in Verfall. In den 1880er Jahren noch relativ gut erhalten, wird der Bau in den folgenden Jahrzehnten durch Steinraub erheblich dezimiert. 1980 werden die baulichen Reste der Burg in die Denkmalliste eingetragen. (J. Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zur baulichen Entwicklung der im Kern wohl spätmittelalterlichen Anlage des 14. Jahrhunderts liegen bislang noch keine detaillierten Untersuchungen vor. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Kunstdenkmälerinventars um 1900 fand Edmund Renard nur noch bescheidene Reste des fünfeckigen Wohnturms vor. 1885 hatte der Heimatforscher Wilhelm Idel noch eine Bleistiftzeichnung des dreigeschossigen Turmes mit schadhaftem Walmdach angefertigt. Die Aufgabe als Wohnsitz eines Försters erfolgte um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In den Schriftquellen findet sich lediglich der Hinweis, dass Gerlach von Karthausen, der 1490 die Burg als Lehen empfing, die in Verfall geratene Anlage wiederherstellen ließ. Unklar ist, ob Burg Bieberstein im Zuge einer Fehde vom Kölner Erzbischof Dietrich von Moers 1434 Schaden nahm oder gar zerstört wurde. Die noch erhaltenen Mauerreste des Wohnturms datieren sehr wahrscheinlich in die Gründungszeit der Burg, die zeitlich vor das Jahr ihrer Ersterwähnung 1431 zu setzen ist. 1933 erfolgten Ausgrabungen auf dem Burggelände und 1958 wurden Teile der vor dem Turm gelegenen Ringmauer am Steilhang zur Wiehl für die Verbreiterung der unterhalb vorbeiführenden Bundesstraße abgetragen. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die unmittelbar oberhalb der Wiehltalstraße gelegene Burgruine Bieberstein nimmt einen steil zum Tal hin abfallenden Sporn ein. Zum infrastrukturellen Umfeld der Burg zählte die vollständig abgegangene Mahlmühle. Typologisch ist die Anlage als Wohnturm anzusprechen. Erhalten blieben die 2-3 m hohen Mauerreste des Hauptgebäudes, das an der Angriffsseite zum ansteigenden Vorgelände der Burg eine im stumpfen Winkel geknickte Mauer aufweist. Burg Bieberstein weist somit Parallelen zu verschiedenen spätmittelalterlichen Wohntürmen des Mittelrheingebietes (u. a. zur Burg Reichenstein im Kreis Neuwied) auf. Die 1885 datierte Skizze des Heimatforschers Idel zeigt den noch dreigeschossigen, reich durchfensterten Bau mit steilem Walmdach. Im Vorfeld der Burg lagen verschiedene Wirtschaftsgebäude, von denen jedoch nur noch geringe Mauerreste erhalten blieben. (J. Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Auf Initiative von Hermann Conrad, des Gründers des Museums auf Schloss Homburg fanden 1933 Ausgrabungen auf dem Burggelände statt. Man legte u. a. den Zugang zu Kellergewölben unter dem Wohnturm frei.