EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Bedburg a. d. Erft

Geschichte:

Schloss Bedburg zählt zu den frühesten Sitzen in der Erftniederung. Die erste schriftliche Erwähnung des Namens „Betbure“ findet sich im Güterverzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahre 893. Eine Nachricht des Jahres 1140 nennt einen Ludolphus de Bethbure. Im 13. Jahrhundert besaßen vermutlich die Herren von Heinsberg das Schloss als Lehen. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts verfügten die Herren von Reifferscheid als Gefolgsleute der Grafen von Jülich über Bedburg. Im ständigen Konflikt zwischen den Grafen, bzw. den späteren Herzögen von Jülich, und den Kölner Erzbischöfen wurde Schloss Bedburg wiederholt in Mitleidenschaft gezogen und wechselte mehrmals die Besitzer, bzw. Lehnsherren. 1240 nahm Erzbischof Konrad von Hochstaden das Schloss ein. Erzbischof Siegfried von Westerburg eroberte das Schloss ein weiteres Mal. Der Bericht über den Tod Wilhelms IV. von Jülich aus dem Jahre 1278 erwähnt, das Schoss sei völlig verwüstet worden. 1291 belehnt der Kölner Erzbischof den Grafen Johann I. von Reifferscheid wiederum mit Bedburg. Bis 1403 blieb die Herrschaft in männlicher Folge in Besitz der Grafen von Salm-Reifferscheid.
Mechthildis, die einzige Tochter Grafs Johann IV. von Reifferscheid, heiratete 1403 den Grafen Wilhelm von Limburg, deren einzige Nachfolgerin, Margaretha, vermählte sich mit Graf Gumbrecht I. von Neuenahr. Bis 1588 verblieb Bedburg in der Herrschaft der Grafen von Neuenahr. Nach der Niederlage des Erzbischofs Gebhard Truchsess von Waldburg im Kölnischen Krieg, verlor Graf Adolph von Neuenahr seinen Anspruch auf Schloss Bedburg. Der neue Kölner Erzbischof und Landesherr Ernst von Bayern belehnte 1588 Graf Werner von Reifferscheid mit dem Schloss. Da die Grafen von Neuenahr weiterhin auf ihrem Anspruch auf Schloss Bedburg bestanden, entwickelte sich ein gerichtlicher Prozess, der erst 1791 ein Ende fand. Bis 1798 blieb Schloss Bedburg in der Hand der Grafen von Salm-Reifferscheid. Zwischen 1807 und 1814 diente das Schloss als Wohngebäude für die Familien der Veteranen der französischen Armee. Nachdem es bis 1820 leer stand, wurde es kurzzeitig bis 1822 als Lazarett für Augenkranke der Strafanstalt Brauweiler genutzt. 1839 bei einer öffentlichen Versteigerung durch die Genossenschaft des rheinischen Ritteradels erworben, diente das Schloss von 1842 bis 1922 als Sitz der rheinischen Ritterakademie. Danach ging das Gebäude in den Besitz der Gewerkschaft Neurath über und wurde als Verwaltungszentrum genutzt. (H. J. Greggersen)

Bauentwicklung:

Die Anlage geht vermutlich auf eine Motte zurück, von der sich jedoch keine Spuren erhalten haben. Als älteste Bauteile haben sich im Kellergeschoss Tuffsteinmauern aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Nach den schweren Beschädigungen der Burg in Folge der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen von Jülich in den Jahren 1240 und 1278 errichtete Johann von Reifferscheid Anfang des 14. Jahrhunderts einen wasserumwehrten Backsteinbau über viereckigem Grundriss, der den Kern der überlieferten Anlage bildet. Etwa um 1550 fand eine Modernisierung des Innenhofes durch zweigeschossige Laubengänge statt. Die Belagerung durch bayerische Truppen im Truchsessischen Krieg fügte 1584 dem Bau abermals umfangreiche Schäden zu. Ab 1588 erfolgten die Wiedererrichtung der zerstörten Anlagen und der Ausbau zum repräsentativen Schlossbau durch Graf Werner von Salm-Reifferscheid. Vor allem der Neubau des ausladenden Flügels der südöstlichen Seite und der Einbau eines neuen Treppenhauses fallen in diese Bauperiode. Daneben passte man die architektonischen Gliederungselemente dem veränderten Geschmack der Renaissance an. Sowohl die äußeren Befestigungsanlagen als auch die Vorburg im Südwesten fielen den Zerstörungen während der Wirren des Niederländischen Krieges 1673 zum Opfer. 1765 errichtete Sigismund von Salm-Reifferscheid das neue Hauptportal am Südwestflügel des Schlosses. Die Nutzung des Schlosses durch die Rheinische Ritterakademie brachte ab 1842 zunächst Veränderungen der Raumteilungen mit sich. Zwischen 1847 und 1853 wurde im Nordwesten ein neuer Flügel als Erweiterungsbau angefügt, in dessen Anschluss bis 1855 eine Kapelle nach den Plänen des Architekten Vincent Statz folgte. Nach 1922 fand eine umfassende Sanierung des Bauwerkes statt, bei der mit der Wiederherstellung der Kreuzstockfenster und der großen Schlagläden ein früherer Bauzustand zumindest im Äußeren wieder hergestellt werden sollte. Zu dieser Maßnahme zählte auch die Neuerrichtung eines Torhauses in Formen der Neurenaissance. In den Jahren 1982/83 erfolgte eine eingreifende Umgestaltung der Schlossinnenräume zu einer mehrteiligen Wohnanlage sowie Büros für die Stadtverwaltung (Standesamt), wobei der komplette Innenhof mit einer Glasbedachung versehen wurde. (H. J. Greggersen)

Baubeschreibung:

Den Kern des bestehenden Bauwerks bildet die Anfang des 14. Jahrhunderts in Backstein errichtete dreiflügelige Anlage, deren Nordwestseite durch eine Ringmauer zu einem geschlossenen Rechteck von etwa 29 x 40 m ergänzt wurde. Während die Nordwestseite durch Rundtürme an den Gebäudeecken geschützt wurde, besaßen ihre Pendants auf der Südostseite ursprünglich einen quadratischen Grundriss. Unter Beibehaltung der mittelalterlichen Umfassungsmauern von Südwest- und Nordostflügel sowie der runden Ecktürme erfolgte Ende des 16. Jahrhunderts der Umbau der wehrhaften Burganlage zu einem repräsentativen Renaissanceschloss. Die Nordwestseite wurde mit einem weiteren Gebäudetrakt zur Vierflügelanlage geschlossen. Der gegenüber liegende Südwestflügel erhielt einen völligen Neubau, dessen Flankierungsbauten über den Fundamenten der ehemaligen Ecktürme stehen. Neben der Veränderung des Baukörpers passte man auch die architektonischen Schmuckelemente der neuen Zeit an. Die backsteinernen Außenwände der dreigeschossigen Flügelbauten wurden einheitlich durch Stockgesimse und horizontal verlaufende Tuffsteinbänder gegliedert, zwischen den im Wechsel Kreuz- und Querstockfenster eingesetzt sind. Die viergeschossigen Rundtürme verzichten auf die Horizontalgliederung. Hohe, abgewalmte Satteldächer schließen die Flügelbauten ab. Nur der nordöstliche Flankenbau wird durch einen Schweifgiebel hervorgehoben. Die beiden Rundtürme besitzen geschweifte Hauben. Im Südwesten führt eine zweiläufige Treppe zum 1765 in spätbarocken Formen gestalteten Portal, das mit dem darüber liegenden Balkon eine repräsentative Einheit herstellt. Die aus dem Renaissanceumbau Mitte des 16. Jahrhunderts stammenden zweigeschossigen Arkadengänge, die sich über die Nordwest- und Nordostwand des Innenhofs erstrecken, erhielten wegen Einsturzgefahr 1924 eine Stützkonstruktion mit Keramikverkleidung.
Auch wenn der Anbau des neuen Schultraktes und der anschließenden Kapelle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Gestaltungsformen zurückhaltend ist und sich somit vom eigentlichen Schlossbau abhebt, prägt seine monumentale Erscheinung mit vier Geschossen in erheblichem Ausmaß das Gesamtbild des bestehenden Bauwerks. Während zwei Seiten der Anlage noch von breiten Wassergräben umgeben sind, entstand auf der Nordwestseite ein weitläufiger Platz, der von Westen her durch ein 1922 neu entstandenes Torhaus im klassizistischen Stil zu erreichen ist. (H.J. Greggersen)