Geschichte:
In den zwanziger Jahren des 11. Jh.s schrieb der Mönch Alpert von Metz einen Bericht über die großen Adelsfehden am Niederrhein, die in den Jahren 1002-1018 ausgefochten wurden. Um Macht und Besitz kämpften gegeneinander die Gaugrafen Balderich von Hamaland und seine Frau Adela einerseits und Wichmann, aus dem Hause der Billunger, in Allianz mit dem Bischof von Utrecht andererseits. In diesem langwierigen Krieg spielten Burgen eine wichtige Rolle, unter anderem auch die Burg Aspel, die Verwandte des Grafen Wichmann in einem unzugänglichen Sumpfgebiet erbaut hatten, so dass man, laut Alpert von Metz, kaum an sie herankam.
Zum Zeitpunkt des Gaugrafenkrieges war Godizo, Sohn des Richizo, Herr von Aspel. Nach dem Aussterben des hochadeligen Geschlechts im Mannesstamme schenkte die Erbin Irmgardis von Aspel die Aspeler Herrschaft samt der späteren Stadt Rees (Stadtrechte 1228) um 1075 dem Kölner Erzbischof. 1153 hielt sich der Erzbischof Reinald von Dassel auf Aspel auf. Unter Philipp von Heinsberg (1167-1191) wurden Aus-/Umbauten vorgenommen.
Ihren nördlichsten Vorposten im Erzbistum mussten die Erzbischöfe von Köln im 12. und 13. Jh. gegen die Grafen von Kleve behaupten. In der 1. H. des 13. Jh.s kam es zu wiederholten Fehden zwischen den beiden Kontrahenten, in deren Folge unter anderem die Burg Aspel 1238 durch Graf Dietrich IV. von Kleve zerstört wurde. Die Burg wurde 1243 wieder hergestellt. Allein von 1289 bis 1392 sind zehn kölnische Amtleute für Aspel bekannt. 1392 musste Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden nach einer verlustreichen Fehde mit Kleve Rees sowie Land und Amt Aspel mittels einer Verpfändung an Kleve abtreten. Da die Klever Grafen und späteren Herzöge (1417) ihrer neuen Landesburg Aspel keine übermäßige Pflege zu Teil werden ließen, kam es schon 1444 zu ersten Abbrüchen. 1470 durften die Reeser Bürger Basaltsteine zum Bau des Mühlenturmes aus Aspel holen. Die Landesburgfunktion ging auf benachbarte, jüngere Häuser über.
Die Benutzung der Burg beschränkte sich fortan auf das Areal der Vorburg. Seit 1405 ist hier ein steinernes Haus mit Hof urkundlich überliefert, welches bis 1803 als erbliches Burglehen ausgegeben wurde. Für 1652/53 sind nicht näher bekannte neue Gebäude errichtet wurden. 1690 gelangte Aspel an die Familie von Wittenhorst-Sonsfeld (siehe Schloss Hueth), die 1722, auf alten Grundmauern in der Vorburg, einen schlossartigen Baukörper errichten ließen, der von einem aufwändigen, heute leider nicht mehr erhaltenen Park umgeben war. Nach weiteren Besitzwechseln erwarb im Jahr 1850 die Kongregation der "Töchter vom heiligen Kreuz" das Schloss. Sie gründeten hier ihre erste Niederlassung in Deutschland und richteten unter anderem eine Oberschule ein. Nach dem das Gymnasium 1986 in die Stadt Rees verlegt worden war, diente Aspel weiter kirchlichen und sozialen Zwecken. (Jens Wroblewski)
Bauentwicklung:
Die baugeschichtliche Entwicklung von Haus Aspel ist bisher nur über urkundliche Nachrichten sowie Angaben aus älterer Forschungsliteratur grob erhellt. Ausgrabungen bzw. Bauuntersuchungen fehlen noch.
Dem Bericht des Alpert von Metz ist zu entnehmen, dass sich die Gegner im Gaugrafenkrieg dem Bauprinzip der Motte bedienten. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass die Aufschüttung der Aspeler Motte oder Teile davon noch aus dieser Zeit stammen. Älteren Berichten zu Folge (Ende 19. Jh.) sollen auf der Motte Fundamente eines Turmes und eines Brunnens vorhanden gewesen sein, von denen heute obertägig nichts mehr sichtbar ist. Der urkundlich für 1470 überlieferte Abtransport von Basaltsäulen durch Reeser Bürger mag diese Berichte stützen. In einem Flurbuch aus dem Jahr 1586 ist auf dem Mottenplateau ein zinnenbekrönter Turm dargestellt, der mit den überlieferten Mauerresten im Zusammenhang stehen dürfte. Er dürfte der hochmittelalterlichen Bauphase angehört haben. Der sog. Klevische Kataster von 1734 zeigt den Mottenhügel bereits unbebaut, abgesehen von einem runden Gebäude am Hügelfuss, dicht am Wasser, der evtl. einen Gartenpavillion darstellt.
Die überlieferten mittelalterlichen Bau- und Wiederherstellungsaktivitäten (2. H. 12. Jh.; 1243) sind nicht näher zu konkretisieren.
Weitere Mitteilungen zu alter Bausubstanz sind dem Denkmalinventar von P. Clemen aus dem Jahr 1892 zu entnehmen. Demnach liegen unter dem Torturm der Vorburg "die mächtigen Grundmauern eines Rundturmes, um den ein 90 cm breiter Gang im Halbkreis herumführt." "Unter dem älteren Teile liegen (Bearb.: gemeint ist die Vorburg) vier mit Tonnengewölben überspannte kellerartige Gemächer." Vielleicht handelt es sich hierbei um Reste des 1405 überlieferten steinernen Hauses.
Die ältesten aufgehenden Gebäudeteile in der ehemaligen Vorburg sind der Torturm mit Zwiebelhaube und die beiderseits anstoßenden Schlossflügel, die 1722 im Stil des Barock auf älteren Grundmauern errichtet wurden. Mit dem Übergang von Aspel an die Ordensgemeinschaft (1850) setzten neue Bauaktivitäten ein. Der Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz erbaute 1856-1859 eine einschiffige neugotische Klosterkirche mit Querhaus, die 1927/28 um Seitenschiffe erweitert wurde. Neue Gebäudeflügel entstanden 1891/93 und 1925 im Stil des Neubarock. Die alten Schlossflügel und der Torturm wurden 1908 um zwei Geschosse erhöht und mit Mansarddächern abgeschlossen. (Jens Wroblewski)
Baubeschreibung:
Zum Burgbau nutzte man eine in den Fluss vorgeschobene Landzunge. Haus Aspel setzt sich heute aus einer im Grundriss unförmigen Vorburg sowie einem ovalen Mottenhügel (Hauptburg) im Wasser der Altrheinschlinge zusammen. Die Zweiteiligkeit mit Haupt- und Vorburg ist noch immer gut erkennbar. Der an der Basis gut 70 x 10,5 m messende künstlich aufgeworfene Erdhügel der Hauptburg, mit einer Höhe von etwa 10 m, zählt zu den größten seiner Art am Niederrhein. Ende des 19. Jhs. waren auf dem seither stark erudierten Hügel noch Fundamente einer Turmmauer und eines runden Brunnens oder einer Zisterne erkennbar. Er ist heute baumbestanden und über eine Brücke von der Vorburg aus erreichbar. Ein Rundweg führt den Besucher zum Mottenplateau. Die Bebauung der Vorburg wird bestimmt von den neuzeitlichen Schlossbauten (17.-19. Jh.). Ältester Teil ist der zwiebelhaubenbekrönte Torturm (1722) mit den zwei seitlich anstoßenden, dreigeschossigen, gelbverputzten Flügeln. Daran anbindend Ergänzungsbauten aus dem 19./20. Jh. Im Innenhof die neugotische Klosterkirche (1856-59) mit Seitenschiffen (1927/28). (Jens Wroblewski)