EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Bellinghoven bei Mehr

Geschichte:

Im Jahr 1325 trug Dietrich von Bellinghoven das durch ihn erbaute Haus Bellinghoven dem Grafen von Kleve als Offenhaus auf. Grund war die Lage des Hauses zwischen der Grafschaft Kleve um Mehrhoog und dem Erzbistum Köln bei Rees. Damit standen die Herren von Bellinghoven fortan auf klevischer Seite.
Im Jahr 1470 erwarb Otto von Hetterscheid die Wasserburg, unter Einräumung eines Rückkaufrests für seinen Vetter Johann von Bellinghoven. Dieser hat später zumindest einen Besitzanteil zurückerworben. 1481 veräußerte Johann diesen an den Ritter Wilhelm von Bernsau. Urkundlich ist jedoch noch ein weiterer Anteilseigner fassbar: Johann von der Horst, Drost des Landes Dinslaken, verkaufte seinen Teil 1492 an Wilhelm von Bernsau.
Im sog. Spanisch-Niederländischen Krieg wurde Bellinghoven 1598 von Spaniern belagert, der Angriff wurde zweimal zurückgeschlagen, jedoch beim dritten Mal das Haus gestürmt, geplündert und die darauf vorgefundenen Menschen ermordet. Ob die Burg dabei größere Schäden erlitten hat, die zu einer Wiederherstellung führten, ist nicht zu beantworten.
Die dem Calvinismus zugewandten Herren von Bernsau richteten auf dem Haus im 17. Jahrhundert einen Raum für Gottesdienste ein und bezahlten den Prediger. Durch den Markgrafen von Brandenburg, als Nachfolger des Klever Herzogs, erhielten die Herren von Bellinghoven die Gerichtsbarkeit über das Haus Bellinghoven sowie den Kirchspielen Haffen und Mehr.
Durch Einheirat kam Bellinghoven Anfang des 18. Jahrhundert an die Herren von Hoensbroech, die ihren Wohnsitz auf Schloss Haag bei Geldern hatten. Im Jahr 1788 konnte der Herr von Hoensbroech die Anlage an den Bürgermeister von Rees Johann Gottfried von Manger, der auch reform. Prediger war, verkaufen. Es folgten noch weitere Besitzerwechsel, bis schließlich die Bergwerksgesellschaft Walsum das Haus mit Ländereien nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb, um es dem Katholischen Jugendwerk Duisburg-Hamborn zu überlassen. Als neuer Nutzer führte der Verein Brücke e. V. (Bistum Essen) Umbauarbeiten durch (1974-76); seit 1983 ist der Caritasverband Oberhausen Besitzer von Bellinghoven. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Trotz einer archäologischen Maßnahme 1976, die den Einbau einer Kellerzone unter dem Schlosshof betraf, ist die Bauentwicklung von der Wasserburg hin zum repräsentativen neuzeitlichen Schloss weiterhin unklar. Gesichert ist, dass an Stelle der Wasserburg eine vorgeschichtliche Siedlung existierte, die während der römischen Kaiserzeit bewohnt war und offenbar niederbrannte. Darüber soll dann ein Mottenhügel aufgeworfen worden sein. Diese Deutung ist heute kritisch zu hinterfragen, da der Erdaufwurf auch nur ein erhöhtes Hauptburgplateau gegenüber der feuchten Niederung sein kann. Gegen eine Motte spricht auch die Erbauung der Burg um 1325, einer Zeit also, in der dieser Burgtyp am Niederrhein nicht mehr aktuell gewesen ist.
Spätmittelalterliche Gebäudereste sind in der Kellerzone des Hauses, hier Südflügel und angrenzender Turm, die einen rechtwinkligen Grundriss bilden, erhalten. Die schlossartige Architektur im aufgehenden Mauerwerk entstammt dem 18. Jahrhundert mehr Klarheit zur Baugenese könnte nur eine intensive baugeschichtliche Untersuchung erbringen.
Ebenfalls fraglich ist Lage der Vorburg; sie hat vielleicht nördlich des Haupthauses gelegen. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Gegenüber dem umliegenden Gelände deutlich erhöhtes Hauptburgplateau (ca. 50 x 45 m) umgeben von Wassergräben, das von Norden her über eine rampenartig ansteigende, zweibogige Steinbrücke zu betreten ist. Im Osten das gelb verputzte, zweigeschossige Hauptgebäude über einem Kellergeschoss, mit Mansardendach. Im Westen an den Ecken zwei quadratische Gartenhäuschen. Das schlossartige Hauptgebäude setzt sich aus einem größeren Süd- und einem schmaleren Nordfllügel zusammen, die ein kurzer Ostflügel mit eingestelltem viergeschossigen Turm mit Schweifhaube und Aussichtsplattform verklammert. Der Belichtung dienen schlichte Rechteckfenster.
Eine Vorburg ist nicht mehr eindeutig identifizierbar, hat aber wahrscheinlich nördlich der Hauptburg gelegen. (J. Wroblewski)

Arch-Untersuchung/Funde:

1976 wurde der Schlosshof abgesenkt, um eine Kellerzone einzubauen. Hierbei konnten Hinweise auf eine vorgeschichtliche Siedlung dokumentiert werden, sowie die spätere massive mittelalterliche Aufschüttung des Hauptburgplateaus. Die Mottenansprache dieser Aufschüttung ist aus heutiger Sicht fraglich (s. Bauentwicklung). (J. Wroblewski)