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Zelhem

Geschichte:

Die Frühgeschichte der Burg stützt sich auf eine Mitteilung des geldrischen Chronisten Wilhelm von Berchem, der im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts schrieb. Er berichtet, dass Graf Balderich, den er auch einen Grafen von Zelhem nennt, um die Jahrtausendwende seine Burg Zelhem abbrechen ließ, um mit den Steinen das von ihm gestiftete Kloster in Zyfflich erbauen zu lassen. Die Mitteilung Wilhelm von Berchems verdient eine gewisse Glaubwürdigkeit, denn der Gründungsbau der Zyfflicher Kirche ist bauarchäologisch auf um 1000 datiert. Nicht gesichert in der Zuweisung an Zelhem ist eine urkundliche Nennung für das Jahr 1190 (allodium Gerardi de Selheim 100 marcis emit).
Die hochmittelalterliche Gründung der Burg ist noch mit Fragezeichen behaftet, die ggf. über archäologische Untersuchungen zu klären sind.
Gesicherte Erkenntnisse liegen erst für das Spätmittelalter vor:
Im 14. Jahrhundert war Zelhem im Besitz des Dietrich von Horn, Herr des Kranenburger Landes. Als 1368 das alte Klever Grafenhaus ausstarb, stritt sich Dietrich mit Adolf von der Mark um das Erbe. Nachdem Adolf von der Mark sich durchgesetzt hatte, zwang er Dietrich von Horn, auf seine klevischen Güter und somit auch auf Zelhem zu verzichten. Noch im gleichen Jahr belehnte er Rütger van Groesbeek mit dem Gut Zelhem. 1377 wurde Hermann von Eil mit den oeversten hues end myt den voerborchte, sowie dem Gut zu Zelhem belehnt, wobei die Burg ein Offenhaus der Grafschaft sein sollte. Durch Vererbung kam das Haus 1417 an die wohlhabenden Herren von Alpen und im 16. Jahrhundert an die Familie von Pallant. Im 17. Jahrhundert wurde das Anwesen an die Herren von Wyllich verkauft. In der Mitte des 19. Jahrhundert gehörte Zelhem den Herren von Hertefeld. Über Erbschaft gelangte Zelhem an den Freiherrn Walter von Esebeck, der den Besitz 1912 zur Hälfte an Anton Lamers verkaufte. 1926 kam das Anwesen an die Familie Arden, die es heute noch besitzt und pflegt. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Haus Zelhem hat ein großes Potential an originaler Bausubstanz des 15./16. Jahrhundert bewahrt, das bisher nicht näher untersucht worden ist.
Haus Zelhem wurde an einer alten Waal-Schlinge, dem Zelhemer Meer, erbaut. Zur Burg gehörte auch eine Wassermühle, die an der Rodebeke stand, die in das Zelhemer Meer mündete. Der ungefähr rechteckigen Hauptburginsel lag einst im Nordosten gegenüber die Vorburg, von der sich keine Reste erhalten haben.
Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden detailgenauen Zeichnungen von Cornelis Pronk und Jan de Beijer erlauben eine Rekonstruktion des verschwundenen Bauzustandes. Haus Zelhem bestand damals aus dem heute noch erhaltenen Südostflügel mit den beiden Ecktürmen. Im Südwesten und Nordosten stießen im rechten Winkel zwei kürzere Flügel an. Auf der Westecke der Hauptburginsel stand ein niedriger Rundturm mit umlaufendem Spitzbogenfries und Helm. Die Nordwestseite der Burg war durch eine Wehrmauer begrenzt, das Burgtor lag im Nordostflügel. Im Innenhof war gegen den Südostflügel ein weiterer Trakt mit dem polygonalen Treppenturm angesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde diese Gebäudegruppe auf ihren heutigen Umfang reduziert und der Südostflügel um ein Obergeschoss erniedrigt. Auf der Südwest- und der Nordwestseite entstanden Scheunen und Stallungen. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Vom Haupthaus blieb der langgestreckte Südostflügel mit zwei unterschiedlich großen Ecktürmen und einem hofseitigen polygonalen Treppenturm mit Renaissanceportal erhalten. An diesen Flügel stößt ein winkelförmiger Wirtschaftstrakt aus dem 19. Jahrhundert mit Scheunen und Stallungen an. Desweiteren ein Ökonomiegebäude auf der Nordwestseite. Die Gräben um das Haupthaus führen z.T., je nach Jahreszeit, noch Wasser bzw. sind als Bodensenken in den Wiesen erkennbar. Von der Vorburg im Nordosten keine Spuren mehr sichtbar, hier jetzt eine Hofanlage.
Der aus Backstein errichtete Südostflügel besitzt über dem gewölbten Keller ein Obergeschoss. Die höher aufragenden Ecktürme sowie der Treppenturm deuten das verlorene Stockwerk an. Für die Datierung von Haus Zelhem ist eine lateinische Inschrift in der Portalumrahmung des Treppentürmchens von Bedeutung. Sie besagt, dass ein Graf von Alpen die Burg erbaut habe und dass diese später durch Elbert, Freiherr von Pallant wiederhergestellt wurde. Haus Zelhem war in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Alpen. Die Mitteilung der Portalinschrift über die Erbauung der Burg in dieser Zeit findet ihre Bestätigung in der erhaltenen Bausubstanz: Mauerwerk, Fensterformen und Einteilung, Schlüsselscharten und die schönen Gewölbe im Keller sind gotischen Ursprungs. Dieser Kernbau wurde unter Elbert von Pallant um die Mitte des 16. Jahrhundert lediglich modernisiert. Hierzu zählen neben dem Portal am Treppenturm, die Gewölbe in den Türmen, einige schöne Kamine sowie eine am östlichen Eckturm, unterhalb des Dachansatzes umlaufende, reich verzierte Bildleiste. Wie die Burg vor dem 15. Jahrhundert ausgesehen hat, ist ohne archäologische Grabungen nicht zu beantworten. (J. Wroblewski)