EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Langendonk bei Kapellen

Geschichte:

Die Burg Langendonk stand im Mittelalter direkt auf der Grenze zwischen dem Herzogtum Geldern und dem Erzbistum Köln. Der durch die Burg fließende Fluss (Fleuth) bildete den natürlichen Grenzverlauf zwischen den beiden Territorien. Dies hatte zur Folge, dass die Hauptburg und mit ihr der heute noch erhaltene Turm kölnisch und die Vorburg geldrisch war.
Die Ersterwähnung des Hauses geschieht im Jahr 1391, als der Knappe Johan von Wyenhorst vom Erzbischof von Köln die Erlaubnis erhielt, die Burg zu "besseren ind vesten", was eine schon existente Anlage voraussetzt. Die Burg sollte ein Offenhaus des Erzbischofs sein, was diesem im Kriegsfalle das Sonderrecht einräumte, die Burg jederzeit mit seinen Mannen zu besetzen. Ausgenommen hiervon waren, bedingt durch die besondere Lage der Burg, militärische Handlungen gegen den Herzog von Geldern, desweiteren gegen den Herzog von Berg. Nach dem Tod des Johan von Wyenhorst belehnte der Erzbischof 1436 Johan von Alpen mit der Burg. Johan von Alpen war ein im Herzogtum Kleve angesehener und wohlhabender Mann, Drost des Landes von Kleve und Besitzer des Hauses Zelhem in der Düffel bei Kranenburg. Als weitere Besitzer von Langendonk sind 1672 Arnold von Wachtendonk und 1693 Adolf Bertram von Wachtendonk überliefert. In welchem Verhältnis diese zu den ab 1669 als Besitzer genannten Herren von Ossery stehen, ist bisher nicht geklärt. Die von Ossery blieben bis zum Ende des 19. Jh. Besitzer der Burg. Nach mehrmaligen Besitzerwechseln gelangte das Anwesen an die Familie Croonenbrock, die noch heute den Bauernhof neben der Turmruine bewirtschaftet. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Über die Baugestalt und Bauentwicklung der Wasserburg Langendonk ist nicht viel bekannt, sieht man von der Turmruine ab. Ein Lageplan von um 1790 unterrichtet uns über die verschwundenen Burggebäude. Über die Vorburg im Westen, gelangte man über eine Brücke in die Hauptburg. Links vom Eingang stand der heutige Turm, an dessen Nordseite sich ein Gebäudetrakt anschloss. Nord- und Südseite des Burghofes waren mit zwei parallelen Flügeln bebaut, die Ostseite war offen. Im Bereich der Vorburg sind auf dem Plan zwei Gebäude eingezeichnet. Die Vorburggräben sind schon teilverfüllt und nur noch in Resten eingezeichnet.
Das Gesamtbild um 1790 lässt Rückschlüsse auf jüngere Umbauten zu. So wird die offene Ostflanke der Hauptburg im Mittelalter sicher geschlossen gewesen. Auch sind an der Vorburg Reduktionen im Bestand, wie z.B. den Gräben, zu erkennen.
Alte Fotos aus den zwanziger Jahren des 20. Jh. zeigen den Turm schon allein stehend, jedoch noch mit einem Pyramidendach, das in der Folgezeit verloren ging. Seitdem ist der Baukörper anhaltendem Verfall ausgesetzt. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Die quadratische Turmruine (6,90 x 6,90 m), mit gut 1,50 m starken Mauern im untersten Geschoss, hat eine Höhe von gut 15,50 m, die sich seit dem Verlust des Daches nur geringfügig verringert hat. Ursprünglich scheint der Turm in den Verlauf einer etwa 1,30 m starken Ringmauer eingebunden gewesen zu sein, deren Abbruchkanten und Bauspuren auf der Nord- und Südseite des Turmes noch erkennbar sind. Das ebenerdige Geschoss im Turm war mit einem Tonnengewölbe geschlossen und nur vom darüber liegenden Stockwerk aus durch eine Öffnung zugänglich.
Der Eingang zum Turm lag im ersten Obergeschoss, auf der zum Burghof hin liegenden Ostseite. Er war über eine Leiter oder Holztreppe zugänglich. Eine Tür auf der Nordseite des Raumes führte auf den hier anbindenden Trakt. Der Raum war mit einem Kamin beheizbar. Im zweiten Obergeschoss führte eine Tür durch die Südwand auf die im Vergleich zur Nordseite hier viel höhere Ringmauer. Auf dieser Seite dürfte das Burgtor gelegen haben, wie die Zuwegung auf dem Lageplan von um 1790 andeutet. Im dritten Obergeschoss sorgten ein Kamin und ein außen liegender Abtritterker für einen zeitgemäßen Wohnkomfort.
Die einzelnen Ebenen des Turmes wurden durch heute verlorene Balkendecken separiert.
In der Neuzeit wurden neue Öffnungen eingebrochen, Anbauten angefügt, verändert und wieder abgerissen, Spuren (u.a. Dachanschläge) die am Mauerwerk der Ruine sichtbar geblieben sind.
Die Datierung der Turmruine ist ohne Bauforschung nur allgemein mit 14./15. Jh. anzugeben.
Funktional enthält der Turm alle Elemente für ein komfortables Wohnen. Weiter schützte er das wohl südlich angrenzende Burgtor. Eine analoge Turmstellung ist aus alten Abbildungen von der Burgwüstung Haus Eyl, Gem. Bedburg-Hau, bekannt. (J. Wroblewski)