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Walbeck

Geschichte:

Haus bzw. Schloss Walbeck, nicht unweit des gleichnamigen Ortes, war im Mittelalter das Zentrum einer Herrlichkeit, die im Besitz der Schenken von Nideggen war. Zu dieser Herrlichkeit gehörte auch das nahe bei Schloss Walbeck liegende Haus Steprath. Die Herrlichkeit war mit dem Herzogtum Geldern verbunden, jedoch bestand kein direkter Zugriff darauf. 1381 wird ein Heinrich Schenk von Nideggen erwähnt. Der erste urkundliche Beleg für die Wasserburg liegt für 1403 vor, als Wynand Schenk von Nideggen zugunsten seines Bruders Heinrich auf seinen Anteil an dem Haus verzichtete. Mit dem Haus und der Herrlichkeit eng verbunden ist das 1km nördlich liegende Haus Steprath, das vielleicht von Heinrich Schenk von Nideggen noch in der 1. H. des 15. Jh. erbaut wurde. Belege hierfür fehlen aber. 1452 kam es zu einer Teilung der Herrlichkeit Walbeck unter den Söhnen Heinrichs. Johann erhielt das Schloss Walbeck, Dietrich erhielt die Herrschaften Afferden und Blyenbeck (heute NL), sowie jenen Teil der Herrschaft Walbeck, auf dem heute noch das Haus Steprath steht. Eine Entstehung von Steprath im 16. Jh. ist über den Baubestand anzunehmen. Bis ins 18. Jh. hinein teilten sich die Besitzer der Häuser Steprath und Walbeck die Herrlichkeit, was dazu führte, dass sich ein jeder auch Herr von Walbeck nannte.
Die Familie Schenk von Nideggen war bis im 16. Jh. im Besitz von Schloss Walbeck. Über Vererbung gelangte das Haus zuerst an die Familie von Bylandt und danach an die Familie von Gramey. 1653 kam Walbeck an die von Bönninghausen, die 1802 im Mannesstamme ausstarben. Mehrere Besitzerwechsel folgten, bis das Anwesen 1903 durch Jakob Klein ersteigert wurde. Sein Sohn, Major Dr. Walther Klein Walbeck, ließ das Haus renovieren und seinen Wohnbedürfnissen anpassen. Das im Zweiten Weltkrieg nur leicht beschädigte Schloss diente zuerst als Erholungsheim für Bergleute und ab 1955 als Domizil des Instituts für christliche Sozialpädagogik. Die Familie Klein-Walbeck verkaufte das Haus 1980 an das sozialpädagogische Institut CJD, die das Anwesen seither nutzt und pflegt. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

1743 zeichnete Jan de Beyer Haus Walbeck, das sich seither nur geringfügig verändert hat. Der Zeichner blickte von Südosten auf die Burganlage. Ein imposanter Torturm mit Rundbodenfries und Satteldach zwischen Treppengiebeln sicherte den Eingang zur Vorburg. Ein hoher Kamin deutet die Bewohnbarkeit des Turmes an. Über die hölzerne Zugbrücke erreicht man eine in den Wassergaben vorgeschobene Steinbrücke. Der zweiflügelige, strohgedeckte Wirtschaftsbau der Vorburg verdeckte dem Zeichner den freien Blick auf das Haupthaus. Der Vorburgflügel im Bildvordergrund besitzt ein leicht vorkragendes Fachwerkobergeschoss auf einem Rundbogenfries. Er ist über einen kleinen Anbau über Eck mit dem Torturm verbunden. Der Westflügel der Vorburg ist im Ansatz zu erkennen, sein Giebelfeld ist ebenfalls in Fachwerktechnik ausgeführt.
Vom Haupthaus ist der Süd- und Ostflügel sichtbar. Auf dem Dach des Südflügels eine offene achteckige Laterne sowie kleine Dachgauben. Der Ostflügel ist höher ausgeführt und besitzt unterschiedlich große Kreuzstockfenster. Das oberste Geschoss ist über einem Klötzchenfries vorkragend. Ein zweiter Fries ist unterhalb der Dachtraufe zu sehen. Auf den Außenecken sitzen polygonale Eckwarten, die im heutigen Bestand rund sind. Auch am Südflügel ist über den Vorburgdächern eine Eckwarte zu sehen. Wie der Südflügel ist die Dachzone des Ostflügels mit kleinen Gauben aufgelockert.
Eine einfach gehaltene aber durchaus informative Ansicht des Schlosses stammt noch aus dem Jahr 1782, aus der Hand eines unbekannten Zeichners. Auf ihr ist der Umbau der Vorburg zu sehen. Die Gebäude inkl. Torturm aus der Jan de Beijer Zeichnung sind durch einen hakenförmigen Bau ersetzt worden. Der Zugang wurde auf die Südseite verlegt und damit axial auf das Haupthaus ausgerichtet. Letzteres hat keine gravierenden Veränderungen erfahren. Das aus einer leichten Vogelperspektive dargestellte Haupthaus zeigt zu dem an der Südseite zwei Treppengiebel, wovon nur einer im Ansatz bei Jan de Beijer zwischen Torturm und dem Vorburgsüdflügel zu erkennen ist. Die Eckwarten am Haus sind in der jüngeren Darstellung rund wiedergegeben. (J. Wroblewski)

Nur das Dach des Südflügels, bekrönt mit einer achtseitigen Laterne und die auf den Ecken sitzenden Eckerkertürmchen konnte er erfassen. Am rechten Bildrand war die Ostseite des Haupthauses für ihn einsehbar, mit Kreuzstockfenstern im Obergeschoss und Gauben auf dem Dach. In Höhe der Fenster gliederte ein Klötzchenfries die sonst schmucklosen Wandflächen. Unterhalb des Dachansatzes verlief ein zweiter Fries.

Noch im 18. Jh., nach de Beyers Besuch, wurde die Vorburg als eingeschossiger Winkelbau völlig neu errichtet, mit einer nun auf der Südseite liegenden Zufahrt mit Zugbrücke, die im 19. Jh. durch ein Flügeltor ersetzt wurde.

Baubeschreibung:

Das vierflügelige und zweigeschossige Haupthaus mit kleinem Innenhof steht auf einem leicht verzogenen, rechteckigen Grundriss (ca. 25 x 30 m). Die Außenwände haben eine Stärke von gut zwei Metern. Zahlreiche Bauspuren, z.B. an den Fenstern, weisen auf sekundäre Einbauten und Anpassungen hin. Das Obergeschoss, wie auf den hist. Ansichten über einem Klötzchenfries vorkragend, nahm sicherlich eine Wehrgangebene auf. Die Dächer wurden nach einem Brand 1833 verändert. Der Südflügel verlor die achteckige Dachlaterne, auch die Gauben sind verschwunden, sowie die beiden Treppengiebel aus der Darstellung von 1782. Auffällig sind die heute runden Eckerkertürmchen, die bei de Beyers eckig dargestellt sind. Es sind keinerlei Bauspuren sichtbar, die auf eine Veränderung der Ecktürmchen hinweisen. Jan de Beyer gehört zwar zu den detailfreudigsten Zeichnern seiner Zeit, doch ist von einem anderen Beispiel, der Alten Kirche in Kellen (Kleve) bekannt, dass er romanische Rundbogenfenster zu gotischen Spitzbogenfenstern machte.
Neuere Baubeobachtungen am Schloss konnten eine schrittweise Bebauung des Innenhofes nachvollziehbar machen. Ursprünglich scheint nur die westliche Seite bebaut gewesen zu sein. In weiteren Etappen wurden auch die übrigen Hofseiten bebaut. In der Außenwand des Südflügels befindet sich, links neben dem heutigen Zugangstor zum Innenhof aus dem 17. Jh. das zugemauerte alte Burgtor. Gemäß der 1782´er Ansicht befand sich darüber eine Sonnenuhr.
Das Innere des Haupthauses ist durch nachfolgende Umgestaltungen den jeweiligen Nutzungszwecken angepasst worden. An neuzeitlichen Wohnelementen ist eine Wendeltreppe (1. H. 19. Jh.) sowie ein Wappen geschmückter Sandsteinkamin (1. H. 20. Jh.) zu nennen.
Schloss Walbeck wurde bisher in das 16. Jh. datiert. Neuere Forschungen hingegen favorisieren zu Recht eine Datierung in das 14. Jh.. Schon 1957 hatte der verdienstvolle Landeskundler F. Gorissen die mittelalterlichen Ursprünge des Schlosses und dessen typologische Verwandtschaft mit den mittlerweile untergegangenen Burgen, Haus Driesberg und Kranenburg (beide Kreis Kleve), erkannt. Als übereinstimmende Merkmale benannte er einen viereckigen Grundriss, der von einer hohen Ringmauer mit Wehrgang und Eckerkertürmchen umschlossen ist. Die Entstehung des Kranenburger Stadtschlosses (1388-1395) veranlasste Gorissen, Walbeck in die gleiche Zeit zu datieren. Sowohl die Eckerkertürmchen, die in dieser Form ab der 2. Hälfte des 14. Jh. an Stadttoren und Burgen des Niederrheinlandes vorkommen, sowie der Klötzchenfries und das Mauerwerk, stützen eine Datierung um 1400.
Die Vorburg, eingeschossig, zeigt einen zum Haupthaus offenen, hufeisenförmigen Grundriss. Die Flügel gehen sicher noch auf die Umbauten im 18. Jh. zurück. Die heutige Fassung lässt Anpassungen im 19. Jh. erkennen, die evtl. mit dem Brand 1833 im Zusammenhang stehen. Die Vorburg wurde ab 1971 zu Wohnzwecken ausgebaut. 1999 erfolgten aufwertende Korrekturen. (J. Wroblewski)