EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Denklingen

Geschichte:

Burg Denklingen wurde wohl in der Zeit zwischen 1397 und 1404 errichtet. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Kleverhamm 1397 hatte Wilhelm von Berg einige Gebietsverluste an die klevisch-märkischen Gegner zu verzeichnen. Wilhelms dritter Sohn Adolf eroberte daher Burg und Amt Windeck, die Wilhelm verpfändet hatte, bis 1399 zurück. Das Amt war zu dieser Zeit kein zusammengehöriges Gebiet,sondern umfasste direkt um Windeck die Kirchspiele Much und Rosbach sowie das durch die saynisch-homburgischen Kirchspiele Nümbrecht, Wiehl, Waldbröl und Morsbach abgetrennte Eckenhagen. Während der Amtssitz Windeck im Süden als repräsentative Landesburg bereits vorhanden war, fehlte in dem nördlichen Distrikt Eckenhagen nun eine entsprechende Anlage als administratives Zentrum der bergischen Landesherrschaft. Eine weitere Funktion der Burg war sicherlich auch der Schutz der zahlreichen Bergwerke in der Region. Das Areal des Bauplatzes befand sich allerdings in homburgisch-bergischem Grenzgebiet, weshalb Junggraf Gerhard von Sayn, 1404 eine Klärung der Besitzverhältnisse einforderte. In Kleverhamm hat er zunächst auf Seiten der Bergs gekämpft, sich 1402 allerdings mit diesen überworfen und ihnen, gemeinsam mit Johann von Looz (Herr von Heinsberg und Löwenberg), die Fehde angesagt. Als Bedingung für eine Waffenruhe forderte er, dass, sofern die Burg auf saynischem Grund erbaut worden sei, sie entweder abgebrochen werden oder ihm selbst als Offenhaus verfügbar sein müsse. Bei der endgültigen Beilegung der Fehde 1407 fielen die Friedensverhandlungen dann allerdings für Adolf von Berg günstig aus und die saynischen Forderungen fanden keine Berücksichtigung. Nach dem Tod Wilhelms 1408 trat Adolf von Berg die Herrschaft über das Herzogtum an und regierte bis 1437. Wegen zahlreicher Fehden dauerhaft in Geldnot, verschrieb er 1413 dem bergischen Rat Johann Kreuwel von Gimborn "Haus und Freiheit" Denklingen als Lehen. Kreuwel machte dem Herzog daraufhin Denklingen zum Offenhaus. Für die Bewachung und Instandhaltung der Landesburgen wurden Burgmannen eingesetzt, wie beispielsweise der 1423 noch von Adolf von Berg eingesetzte Engelbert von Scheidt genannt Weschpfennig, der für seine Dienste mit einer in der Denklinger Burgfreiheit gelegenen Hofstatt belehnt wurde, also mit einem Bauplatz für einen Hof und Burgsitz. Aus dem Jahr 1433 ist ein Vertrag zwischen Adolf von Berg und dem Landgrafen von Hessen bekannt, mit welchem beide einander die Öffnung wichtiger Grenzburgen zusichern. Auf bergischer Seite sind dies Windeck, Denklingen und Neuenberg. Darin zeigt sich die Bedeutung Denklingens als südliche Grenzburg des Herzogtums Berg.
1435 fiel das gesamte Amt Windeck als Pfand an Wilhelm von Nesselrode. Im Erbpfand seiner Familie blieb das Amt bis ins 17. Jh. hinein und zu ihren Amtspflichten gehörte die Instandhaltung der Burgen Windeck und Denklingen. Im Verlauf der Zeit verlor Denklingen seine strategische Bedeutung als Wasserburg durch die fortschreitende Entwicklung von Feuerwaffen. Stattdessen tritt die Burg als Amtssitz ab dem 16. Jh. in zunehmende Konkurrenz zu Windeck und wird zum zweiten administrativen Schwerpunkt. Ab 1518 ist Denklingen Amtssitz des Rentmeisters Henne Pampus, der die Güter- und Einnahmenverwaltung, die Rechnungslegung und im Amt Windeck überdies das Richteramt innehatte. Pampus' Nachfolger im Amt war Reinhard Stappenhöfer, der sich allerdings vornehmlich auf seinem Hof Fronhausen bei Wildberg aufhielt und die Burg in Denklingen leer stehen ließ. In dieser Zeit war das Anwesen stark vernachlässigt, so dass Stappenhöfer 1559 berichten musste, dass die Zugbrücke bereits eingestürzt sei und das beim Burghaus gelegene Sommerhaus zu vermodern drohte. Umfangreiche Reparaturen wurden erst unter Stappenhöfers Amtsnachfolgern durchgeführt, die wieder auf Denklingen residierten. Ein Inschriftenstein von 1582 weist auf die baulichen Aktivitäten hin, die neben den Reparaturen auch Um- und Ausbauten umfasst haben könnten. Von nun an blieb Denklingen der Amtssitz der Rentmeister, so dass sich für die Burg die Bezeichnung "Rentei" einbürgerte. Am 11 März 1605 kam Burg Denklingen nochmals zu Ehren, als hier eine Reihe von Adeligen aus den ehemals homburgischen Kirchspielen Waldbröl und Morsbach den Huldigungseid auf ihren neuen nun bergischen Landesherrn leisteten. Im Siegburger Vergleich von 1604 waren diese Kirchspiele den Jülich-Bergischen Gebieten zugeschlagen worden. Die Bedeutung Denklingens als Amtssitz nahm durch die völlige Zerstörung von Burg Windeck im Jahr 1672 durch französische Truppen zu. Denklingen erhielt nun alle Funktionen von Windeck, auch das Hochgericht. Ein zweistöckiger Torbau wurde 1798 errichtet, der als Amtsgefängnis diente.
1811 zog der Bürgermeister des Verwaltungsbezirks Eckenhagen-Denklingen, Christian Mittelacher, in das Amtshaus ein und kaufte es 1824 mitsamt allen zugehörigen Grundstücken vom preußischen Staat. Das Anwesen blieb über mehrere Generationen im Besitz der Familie Mittelacher. Spätere Besizter nutzten es für landwirtschaftliche Zwecke. Nach einigen Jahren Leerstand übernahm 1975 die Gemeinde Reichshof die Gebäude und renovierte und sanierte sie 1987 aufwändig.
Seither werden die Gebäude vom Heimat- und Geschichtsverein genutzt. (Ruth Beusing)

Bauentwicklung:

Der möglicherweise noch in Fundamenten enthaltene Burgbau des 15. Jh. ist stark modern überprägt. Die sichtbaren Bauelemente des heutigen Gebäudes sind wesentlich jünger (17./ 18. Jh.). Auch die Wirtschaftsgebäude sind jüngeren Datums. Der Charakter der Wasserburg ist indes in der modern überbauten Ortslage nicht mehr erkennbar. (Ruth Beusing)

Baubeschreibung:

Die ehemals von drei Bächen gespeisten Gräben sind heute allesamt zugeschüttet, die Wälle eingeebnet. Das Torhaus von 1698, der Mühlteich und wenige Mauerreste lassen allerdings die ursprüngliche Ausdehnung der Burg erahnen.
Das Amts-/Burghaus ist ein zweigeschossiger Bruchsteinbau, der im Kern noch in das 15./16. Jh. zurückreichen könnte. Das Gebäude wurde allerdings durch zahlreiche Umbauten stark verändert. Die meisten der Fensteröffnungen dürften aus dem 17./18. Jh. stammen. Dieser Zeit gehört auch das Mansarddach an, das 1950 bei einem Brand zerstört und statt der Beschieferung eine Abdeckung mit Pfannen erhielt. Auch bei dem Seitentrakt handelt es sich um eine spätere Erweiterung. Im Innern der Burg gab es in früherer Zeit drei Säle, die mittlerweile durch Zwischenwände unterteilt sind. Eine hölzerne Wendeltreppe, deren Spindel vom Erdgeschoss bis unter das Dach aus einem einzigen Eichenstamm gehauen ist, verbindet die Stockwerke. Ein kleiner Fachwerkpavillon südlich des Amtshauses wurde im 18. Jh. auf dem Sockel der ursprünglichen Ummauerung angelegt. Er diente zunächst als Bade- später als Wasch- und Gartenhaus, über eine Falltür gelangte man zum Wasser des Burggrabens. (Ruth Beusing)