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Gimborn

Geschichte:

Burg Gimborn ging aus einem Hof des Kölner St. Gereonstifts (Ersterwähnung 1180) hervor, den die Stiftsherren seit dem 14. Jahrhunderts an niederadelige Familien als Lehen ausgegeben haben. Von diesen wurde der Umbau vom Hofgut zur Burg vorgenommen. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts waren die Herren von Gimborn, Besitzer der Wasserburg Gimborn. Von 1341 wohnen hier Heinrich und Jutta Kreuwel mit ihren drei Söhnen Heinrich, Gottschalk und Heidenreich, geboren 1341. Letzterer heiratete Adelheid von Selbach zu Alsbach. Nach dem Tode des Heidenreich Kreuwel vermählte sich seine Witwe mit Simon von Isengarten. Ab 1399 begegnet und ihr Sohn als erster Ehe mit Heidenreich Kreuwel, Johann, als Herr zu Gimborn. Johann erscheint in den unruhigen Kriegsjahren nach der Schlacht bei Kleverhamm 1397 wohl zunächst auf Seiten des Grafen von der Mark, schließlich befand sich Gimborn seit 1274 als Teil des Bezirks Gummersbach im Pfandbesitz der Grafen von Berg. Später wurde Gummersbach dem märkischen Amt Neustadt zugeschlagen. Bereits 1402 begegnet Johann von Gimborn als Lehnsmann und 1404 bis 1405 als Amtmann zu Steinbach sowie 1413 als Schultheiß zu Siegburg. 1408 heiratete er Kunigunde von Bernsau. Als er 1421 starb hinterließ er die Tochter Adelheid von Kreuwel, so dass Gimborn in die Verfügungsgewalt seiner Mutter Adelheid und ihres zweiten Gatten Simon von Isengarten überging, der sich wiederum von St. Gereon belehnen ließ. Auch Engelberg, dessen Sohn, verheiratet mit Hedwig von Braunsberg, erkannte 1424 die Lehnshoheit des Stifts über "Schloss" und "Haus" Gimborn an.
Bis 1477 blieb Gimborn durch deren Sohn Wilhelm, vermählt mit Kunigunde von Spronge, wiederum bis zu seinem Tod in der Hand der von Isengarten. Deren Tochter, Regina von Isengarten, in erster Ehe verheiratet mit Dietrich Tork, in zweiter Ehe mit Albert Schüngel. 1446 gelangte Gimborn durch Kauf an den bergischen Erbmarschall Bertram von Nesselrode zu Ehrenstein. 1446 erfolgte die Aufteilung des Besitzanteils des Dietrich von Bourscheidt auf Wilhelm Quad von Buschfeld zu Wickrath, Sophie, Margarethe und Dietrich von Bourscheidt d. J. Da seine Ehe mit Margarethe von Bourscheidt kinderlos geblieben war, vererbte er Gimborn seinem Neffen Dietrich von Bourscheidt (d.J.). Dietrich d. J. von Bourscheidt hatte das Amt des Erbhofmeisters des Landes Jülich inne. Nach seinem Tod ging Gimborn zunächst auf Wihelm Quad von Buschfeld zu Wickrath über, der mit der Tochter des Dietrich von Bourscheidt d. Ä., Sophie von Bourscheidt-Veynau, vermählt war. Bald darauf gelangte Gimborn an Johann von Harff zu Alsdorf und Gimborn d. Ä. über. Durch die Heirat seiner Tochter Anna kam der Besitz 1550 an Wilhelm II. von Breitbach-Bürresheim. Wilhelm II. fiel in der Schlacht von St. Quentin. Sein Sohn Adolf, der zunächst Hofmarschall des Bischofs von Lüttich war, trat 1595 in habsburgische Dienste. Als Wieder Stadthauptmann gelang ihm während der Türkenkriege 1599 die Rückeroberung der Festung Raab an der Donau. Kaiser Rudolf erhob Adolf daraufhin in den Reichsgrafenstand und verlieh ihm das Wappen mit Türkenkopf und Rabe, in Anspielung an den Ort seines Sieges. Als er 1600 in Ungarn verstarb hinterließ er in Gimborn seine Frau Elisabeth Margarethe und seinen Sohn Adam.
Mit dem Bau eines neuen Schlosses begann Elisabeth Margarethe im Jahr 1602. Neuere Forschungen belegen, dass ab 1612 unter Graf Adam von Schwarzenberg mit den Umbauarbeiten zu rechnen ist. An Stelle des alten Torhauses ließ er einen größeren dreistöckigen Bau errichten. 1613 folgte der Bau eines Turmes mit Schießscharten sowie Abortanlagen in den oberen Stockwerken. 1614 ließ der Bauherr im rechten Winkel zum Marstall und Torbau ein weiteres Wirtschaftsgebäude aufführen. Die Bauarbeiten im 17. Jahrhundert dienten also nicht der Errichtung eines Schlossneubaues. Statt dessen besteht der heutige Schlossbau zu einem großen Teil aus einem repräsentativen Torhaus des 17. Jahrhunderts. Der mittelalterlich anmutende Turm, der heute die Anlage prägt, stammt ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert. Das alte Burghaus wurde erst im 19. Jahrhundert abgetragen. In den zeitgenössischen Quellen bezeichnet der Begriff Schloss vielmehr die zeitgenössische Gesamtanlage jener Zeit, wie auch auf der Karte von van der Weyhe, die vor 1610 datiert, zu erkennen ist. Gimborn war ab 1630 Mittelpunkt der Grafschaft Gimborn-Neustadt. 1636 wurde das kleine Territorium von Kaiser Ferdinand II. zu einer reichsunmittelbaren Grafschaft erhoben. Bis 1872 bleib das Schloss mit den Burgen Eibach und Neuenberg sowie den Privilegien, Rechten und Einnahmen im Besitz der Grafen von Schwarzenberg, die bereits Adam, der unter dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg zum Minister aufgestiegen war, hatte seinen Wohnsitz nicht mehr auf Gimborn, wo Oberamtmänner saßen. Schloss und Herrschaft Gimborn wurden Ende des 18. Jahrhunderts an den Generalmajor Johann Ludwig Freiherrn von Wallmoden aus dem Hannoverschen Raum, verkauft. Er beabsichtigte, das Schloss als Hauptwohnsitz zu nutzen und ließ ein neues Gebäude gegenüber dem nördlichen Wirtschaftstrakt, der sog. Rentei, erbauten. Unmittelbar nordwestlich der Schlossanlage steht die ursprüngliche Schmiede, in der heute das Schlosshotel untergebracht ist. Ludwigs Sohn Tedel verkaufte das Schloss 1813 bzw. 1817 und bis 1874 wechselte es über Baup Burchard von Merveldt und Cajus Graf von Stolberg zu Stolberg mehrfach seine Besitzer. Seither gehört das Schloss den Freiherren zu Fürstenberg-Gimborn. Seit 1969 ist im Schloss das Tagungs- und Fortbildungszentrum (IBZ) der "International Police Association" (IPA) untergebracht. (Ruth Beusing und Hans-Jochen Baudach). (Ruth Beusing; Ergänzungen Hans-Jochen Baudach)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche Burgstelle, die vom Gimbach, dessen Quelle in der Nähe liegt umflossen wurde, ist nicht erhalten. Auf den Resten dieser alten Burganlage sind spätestens ab 1602 Gebäude errichtet worden. Bei den Umbauten um 1800 erhielt das Hauptgebäude ein Mansarddach und große Rechteckfenster sowie ein neues Treppenhaus, das als Risalit mit geschweiftem Fachwerkgiebel in Erscheinung tritt (bez. 1701-1749). Vor der Hoffassade ließ Cajus Graf Stolberg zu Stolberg 1857 die spitzbogige steinerne Laube mit überdachter Holzgalerie, deren Überdachung Mitte des 20. Jahrhunderts abgerissen wurde, erneuern. An der Nordseite befindet sich das Wirtschaftsgebäude, das aufgrund der Eisenanker in das Jahr 1741 datiert. Ein Lageplan von 1804 soll auch Teile der Burg aus "ältester Zeit" aufweisen; ein kleines Burghaus sowie ein Stallgebäude. Beide Gebäude wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen (Ruth Beusing; Ergänzungen: Hans Jochen Baudach)

Baubeschreibung:

Geringe Reste der Vorgängeranlage des Schlosses, das ab 1602 ausgebaut wurde, sind lediglich in einem Lageplan erkennbar, der in die Zeit vor 1610 datiert. Aus der Ausbauzeit stammt das heutige Herrenhaus, das sich mit seiner Südwestecke an einen großen Turm anlehnt, der jedoch nicht zur mittelalterlichen Burg gehörte. An der Nordostecke der Anlage befindet sich ein schlanker Turm, an den beiden diagonal gegenüberliegenden Ecken sind die Gebäudeecken im oberen Teil turmartig erhöht worden. Der Risalit an der Nordwestseite entstand nach 1701 und wurde offenbar 1749 verändert. Das Mansarddach und die großen Fenster stammen aus dem 18. Jahrhundert. Der Wohnbau an der Nordseite mit integrierter Remise und Stallgebäude (1741) stammen ebenso aus dem 18. Jahrhundert. (Ruth Beusing mit Ergänzungen von Hans-Jochen Baudach)