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Falkenstein am Donnersberg

Geschichte:

Erstmals wird ein wohl aus eigenständigem Geschlecht stammender "Sigbold von Falkenstein" 1135 erwähnt, dessen Söhne Hunfried und Heinrich zur Reichsministerialität gehörten, wobei eine Burg vorauszusetzen, aber nicht genannt ist. Durch Heirat Hunfrieds von Falkenstein mit einer Tochter Werners II. von Bolanden gelangten beim Aussterben der Falkensteiner 1202 offenbar deren Besitz und Reichsämter an Werner III. von Bolanden, der 1215 erstmals als Reichstruchsess belegt ist. Bei der um 1225 erfolgten Bolander Erbteilung unter Werner IV., Philipp IV. und Philipp V. (den Söhnen Werners III. und Philipps III.) gelangte die Falkensteiner Herrschaft an Philipp IV., der spätestens 1233 als "von Falkenstein" urkundete und eine glänzende Karriere als Reichsministeriale machte (1246 Reichstruchsess). Durch die Heirat mit Isengard von Münzenberg verband er diese beiden hervorragenden Reichministerialengeschlechter familiär, so dass den Bolandern beim Aussterben der Münzenberger 1255 eine bedeutende Erbmasse in Wetterau und Taunus zufiel. Aber auch bei dieser innerfamiliären Erbteilung der Falkensteiner 1266 zwischen Philipps Söhnen Philipp II. und Werner wird eine Burg nicht explizit genannt, so dass es unklar ist, ob bei der ersten Erwähnung einer Burg Falkenstein 1271 die pfälzische Stammburg oder die ererbte (Neu)Falkenstein im Taunus gemeint ist. Sicher wird die pfälzische Anlage erst 1368 genannt, als Philipp die linksrheinischen Teile der Herrschaft Falkenstein zeitweilig verpfändete, darunter "unser slosse Falkenstein, burg und da". 1397 wird Philipp VII. von Falkenstein-Münzenberg durch König Wenzel in den Grafenstand erhoben. Jedoch ging die Grafschaft bereits 1407 beim Tod Philipps VIII. vormundschaftlich an Werner III. über, der seit 1388 Erzbischof von Trier war, und der die Burg 1413 an seinen Falkensteiner Amtmann Johann von Lewenstein verpfändete. Mit Werners Tod starb das Falkensteiner Geschlecht 1418 in männlicher Linie aus. Nach zwischenzeitlicher Aufteilung unter den Gatten bzw. Nachkommen der drei Schwestern Werners gelangte Falkenstein 1420 ungeteilt an Graf Ruprecht IV. von Virneburg. Dessen Enkel Wilhelm verkaufte 1456 seine gesamte Herrschaft Falkenstein an Wirich IV. von Daun-Oberstein, während 1458 Kaiser Friedrich III. die Reichsherrschaft Falkenstein an Herzog Johann III. von Lothringen verlieh, so dass sie Wirich als Afterlehen empfing - eine Konstellation, die über 200 Jahre bestand. Während des 30jährigen Krieges geriet die Herrschaft Falkenstein zum Zankapfel zwischen Wilhelm von Daun-Bruch und Graf Philipp Dietrich von Manderscheid-Kail, Nachkomme der verstorbenen Gräfin Sidonia von Daun-Bruch. In der Folge wurde Burg Falkenstein am 8. Februar 1644 von französischen Truppen überrumpelt, am 15. April desselben Jahres aber wieder von lothringisch-spanischen Verbänden zurückerobert. Nachdem 1654 der Amtmann Wirichs von Daun-Falkenstein-Bruch erneut gewaltsam in die Burg eingedrungen war und die lothringische Besatzung vertrieben hatte, verkaufte Wirich 1667 seine Rechte und Ansprüche endgültig an Herzog Karl IV. von Lothringen. Der Rechtsstreit mit der Partei Löwenhaupt-Manderscheid konnte erst 1731 beendet werden. Wann die Burg, deren guter Bauzustand - trotz zwischenzeitlicher Sprengungen 1647 - nach Wiederbefestigung noch 1654 erwähnt wird, zerstört wurde, ist nicht genau belegt. Eine Zerstörung 1688/89 im pfälzischen Erbfolgekrieg ist gut möglich, aber nicht verifiziert. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die Anlage weist sicher mehrere Bauphasen auf, die aber aufgrund mangelnder Untersuchung und Erhaltung nur ansatzweise auszumachen sind. Ältester Teil und somit Kern der Anlage dürfte der an der höchsten Stelle gelegene Bereich mit dem Bergfried sein. Unklar ist, ob hierzu auch schon Schildmauer und Palas zu rechnen sind, die sicherlich später verändert wurden, da der Palas in einem jetzigen Bestand in einer jüngeren Bauphase (vielleicht des 15 Jhs. ?) entstanden sein dürfte.
Jüngeren Datums sind die bastionären Vorbefestigungen im Westen und im Norden vor dem Halsgraben. Hier findet sich eine Bauinschrift, die Graf Melchior von Falkenstein (1501-17) als Bauherren nennt. Ein hinter der Schildmauer freigelegtes Gewölbe trägt in seinem Gurtbogen einen Schlussstein mit dem Namen "Wirich VII. von Daun" und der Jahreszahl 1536. Offenbar kam es in der ersten Hälfte des 17. Jhs. zu erheblichen Baumaßnahmen, insbesondere zur Verstärkung der äußeren Befestigung, von denen aber auch die Kernburg betroffen war. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Von der einst umfangreichen Anlage sind heute nur bescheidene Reste erhalten, die sich auf einem langgestreckten, steilen Ryolithfelsen in nordsüdliche Richtung hinziehen. Instandsetzungsarbeiten in den 1930er Jahren haben die Anlage zudem verändert. Im Norden wurde die Anlage gegen den Berg durch einen Halsgraben gesichert, der heute weitgehend verfüllt ist (Anfang der 1990er Jahre wurde eine Freilichttribüne in dem Halsgraben errichtet). Die Südseite des Halsgrabens wird von einer Bastion mit zwei großen Scharten beherrscht. An den Halsgraben schließt sich die Schildmauer an, in die - etwas ungewöhnlich - der Haupteingang mit segmentbogigem Torabschluss und dahinterliegendem rundbogigen Durchgang integriert ist. Hinter der Schildmauer wurde bei Freilegungsmaßnahmen der 1970er Jahre ein Kellergewölbe entdeckt, das Steinmetzzeichen und einen Gurtbogen mit Schlussstein mit dem Namen "Wirich VII. von Daun 1536" trägt. Östlich hinter der Schildmauer finden sich die freigelegten Mauerreste des "Knechthauses" sowie Reste eines Treppenturmes. Den Kern der Anlage bildet eine sich an höchster Stelle befindliche Felsnase, die den Bergfried trug, der gemäß übereinstimmender Darstellungen aus dem 17. Jh. viereckig und mit einem Steildach sowie vier Ecktürmchen versehen war. Im Bereich der Schildmauer gefundene bossierte Quader sind wohl diesem, demnach als stauferzeitlich anzusprechenden Bergfried zuzuweisen. Hier finden sich auch in den Fels geschlagene Reste einer Tankzisterne. Den südlichen Abschluss der Kernburg bildet der Palas mit seiner durchfensterten Südfront. Eine Burgkapelle ist nur in den historischen Quellen fassbar (1360 eine Kapelle "uf der Burg zu Falkenstein" genannt, 1469 erneute Nennung einer Kapelle).
Der Kernburg im Süden und Westen vorgelagert ist eine zwingerartige Ringmauer. Ca. 35 m südlich des Palas und deutlich tiefer liegt auf einer Felsnase der Rest eines kleinen runden Turmes mit zwei hochrechteckigen Scharten, wohl das südöstliche Ende der Umfassungsmauer markierend. Im Westen befinden sich Reste von zwei massiven, halbrunden, vor die alte Ringmauer vorspringenden Turmunterbauten. Den Zwingerbereich schloss im Norden besagtes Vorwerk am Halsgraben ab, das gegen den Berghang sicherte und in der Meriandarstellung als zinnenbekrönter Rundturm dargestellt, wohl aber als Geschützturm anzusprechen ist.
Eine um 1600 entstandene, aquarellierte Zeichnung und ein vor 1654 zu datierender Kupferstich Merians zeigen übereinstimmende Bauelemente, so den viereckigen Bergfried mit Steildach und 4 Ecktürmchen sowie neben weiteren Gebäuden den Südpalas mit 2 Ecktourellen. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

Instandsetzungsarbeiten in den 1930er Jahren; archäologische Beobachtungen und Freilegungsmaßnahmen Ende der 1970er Jahre.