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Kirkel

Geschichte:

Ersterwähnung 1075, im Besitz der Bliesgaugrafen. Nach 1242 in der Erbfolge Ganerbenburg der Herren von Kirkel aus dem Hause Siersberg und der Grafen von Saarwerden. Erwähnung als Reichslehen im 13. Jh. Die Burgherren hatten von Rentrisch bis nach Bruchmühlbach das Geleitrecht auf der via regia, die von Metz kommend zum Rhein führte. Ab 1386 Lehen der Kurfürsten von der Pfalz. Ab 1410 im alleinigen Besitz der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und fortan Vorort des Amtes Zweibrücken mit Sitz eines Amtmanns. Ab 14. Jh. werden verschiedene Funktionsbereiche der Burg erwähnt. In der 2. H. 15. Jh. erweiterte Ludwig der Schwarze (1453-1489) die Burg, wahrscheinlich im Sinne der Verteidigungsfähigkeit mithilfe von Feuerwaffen. Beliebter Aufenthaltsort Herzog Wolfgangs (1521-1569). Sein Sohn Johann I. (1569-1604) befestigte die Angriffseite der Burg erheblich und errichtete einen repräsentativen Corps de Logis. Sowohl im Dreißigjährigen Krieg, wo die Burg zeitweise noch Zufluchtsort des Herzogs von Zweibrücken war, und später in den Reunionskriegen Frankreichs gegen das Deutsche Reich wurde die Burg schwer beschädigt. Hierbei wurde auch die Südseite des runden Bergfrieds zerstört. Während dieser Kriege wurden immer wieder Soldaten auf der Burg einquartiert. In Friedenszeiten fanden kaum Ausbesserungen statt. Seit den 1670er Jahren kam es wiederholt zu kleineren Bränden. Schließlich wurde die Burg durch die französischen Truppen in großen Teilen entfestigt durch die Zerstörung der Sicherungsanlagen, wie z. B. der Zugbrücken und Tore. Zuletzt fiel die Anlage gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus ungeklärter Ursache einem verheerenden Brand zum Opfer. Da die Zweibrückische Rentkammer einen Wiederaufbau nicht in Betracht zog, wurde die Burg dem Verfall preisgegeben und ab 1740 bis ca. Mitte 19. Jh. durch die Dorfbewohner abgebrochen. In den 1950er Jahren wurde der ruinöse runde Bergfried zum Aussichtsturm ergänzt. Archäologische Erforschung seit 1993 im Vorfeld umfangreicher Sicherungs- und Erschließungsmaßnahmen.
Die umfangreich erhaltenen Kellereirechnungen der Burg Kirkel ab dem 15. Jh. stellen eine wichtige historische Quelle dar. (C. Bernard)

Bauentwicklung:

Aufgrund von Zerstörungen und Wiederaufbauten ist sie mehrmals grundlegend verändert worden. Von der ältesten mittelalterlichen Nutzungsphase der Burganlage finden sich auf dem Plateau der Oberburg nur archäologisch fassbare, zeitlich nicht näher einzugrenzende Baubefunde.
Die 2. Bauphase auf dem Felsmassiv dürfte zeitlich gegen Ende des 12./Anfang 13. Jahrhunderts einzuordnen sein. Ihr ist ein halbrunder Turm (4) im Norden des Plateaus zuzuordnen.
In der nächsten, 3. Bauphase wohl im 13. Jahrhundert wurde der alte halbrunde Turm bis auf wenige Steinlagen abgetragen und der donjonartige Palas darüber hinweg verlängert.
In eine 4. Bauphase fällt die Errichtung des südlichen, runden Bergfrieds (9) vermutlich im 14. oder frühen 15. Jahrhundert. Er erhebt sich am Südende des Palas, wo zuvor der Küchenbau niedergelegt wurde und überragt inklusive seiner 1955 aufgeführten Aussichtsplattform und des Kegeldaches das Oberburgplateau um ca. 28 Meter.
Der letzte große Ausbau der Burganlage erfolgte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Im Bereich des spätmittelalterlichen Torzwingers entstand der als "Neuer Bau" bezeichnete herzogliche Wohntrakt. (R. Friedrich)

Baubeschreibung:

Älteste Spuren auf der Oberburg sind zeitlich nicht einzuordnen. Vom aufgehenden Mauerwerk der ehemaligen Kernanlage sind nur geringe Teile erhalten. Hier sind zunächst die beiden weithin sichtbaren Türme der Oberburg zu nennen. Erstes zusammenhängend nachweisbares Gebäude auf dem Felsmassiv ca. Ende des 12. Jh. mit einer Küche im Süden und halbrundem Turm im Norden, Buckelquader mit Zangenlöchern. Ein ca. 5,40 m tiefer, quadratischer Schacht neben der Küche wurde durch alle Bestandsphasen hindurch als offener Raum genutzt und war an der Oberfläche sicherlich durch einen Bohlenbelag abgedeckt . Es könnte sich um einen Vorratskeller gehandelt haben. Vermutlich im 13. Jh. wurde der halbrunde Turm abgetragen, der Palas darüber hinweg verlängert und am nördlichen abschüssigen Ende des Felsens durch einen neuen Turm abgeschlossen. Er hat einen unvollständig erhaltenen polygonalen (evtl. sechseckigen) Grundriss mit ungleichen Seitenlängen und fast quadratischem Innenraum. Ein zeitgleich errichteter Lastkran blieb bis ins 15. Jh. in Benutzung. Die Errichtung des runden Bergfrieds ist der letzte archäologisch nachweisbare Umbau auf der Oberburg. Er steht am Südende des Palas an der Stelle der alten Küche, die vermutlich im 14. Jh. abgerissen wurde. Erste Bering-Ebene mit Buckelquadermauer ab Spätmittelalter. Es konnte ein spätmittelalterliches Burgmannenhaus freigelegt werden. Tor mit Graben zum vorgelagerten Zwinger, nördlicher Abschluss des Zwingers durch ein unteres Tor mit Graben, erstmals 1438 erwähnt. In der 2. H. des 16. Jh. Ausbau: massive Verstärkung der Wehrmauer, Errichtung eines flankierenden Torturms, äußeres Tor mit Zugbrücke. Corps de Logis an der Stelle des alten Zwingers mit vollständiger Zugbrückenanlage im Erdgeschoss: Mann- und Wagenbrücke mit Kammern für Gegengewichte und breitem Brückengraben und parallel ein Gang, der auf die ehemals ca. 11 m hohe Wehrmauer führte. Laut Inschrift am äußeren Tor war die Baumaßnahme 1595 vollendet. (C. Bernard).

Arch-Untersuchung/Funde:

Vereinzelte römische Funde. Keramik und Kleinfunde ab dem 10./11. Jh., Gefäß- und Fensterglas. Farbige Putzfragmente der Oberburg. Mehrere Spolien farbig gefasster Laibungen und Doppelfensterstürze mit Maßwerkblenden in der Ausführung innerhalb eines rechteckigen Rahmens. Sie entsprechen dem hochgotischen Standardfenster an Profanbauten ab ca. 2. H. des 14. Jh., wahrscheinlich verglast. Reste mehrerer Kachelöfen, ca. 12.-17. Jh..