EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Mörburg

Geschichte:

Die Erstnennung als "Merburg" soll erstmals im Zusammenhang mit der Fischerei in der Schutter im Stadtrecht von Straßburg (zwischen 1129 und 1150) genannt sein. Als Besitz der Geroldsecker kam sie bei der Herrschaftsteilung 1277 an die Herrschaft Lahr-Mahlberg und damit an Walter und Heinrich von Geroldseck. Hier wohnten diejenigen Geroldsecker, die in Straßburg als Domherren fungierten. Der Domherr Hermann von Geroldseck verstarb 1332. Sein Bruder Walter vererbte die Burg seiner Enkelin Sophie. Diese heiratete Eberhard von Werdenberg; daraufhin forderte Walter von Geroldseck die Burg zurück. Schließlich wurde festgelegt, dass der Graf von Werdenberg die Burg behalten könne. Nach dem Tode von Sophie solle sie der Geroldsecker wieder zurückerhalten. Als Eberhard von Werdenberg starb, setzte sich sein Sohn Heinrich gewaltsam in den Besitz der Burg. Als Sophie verstarb, kam die Burg 1391 in schlechtem Zustand an die Geroldsecker zurück.
1412 wurde der in Straßburg ansässige Edelknecht Bernhard von Böcklin mit der "vestin genannt Merburg mit zugehörde" durch Heinrich von Geroldseck-Lahr belehnt. Es werden ihm Auflagen zum Bauunterhalt gemacht; dabei werden der Turm, Turmhelm, das Haus über dem Keller, die Küche, der Stall und die Brücke, Fenster und Öfen, das "rinderhus", der Brunnen und die Gräben um die "vestin" erwähnt. Nach dem Sohn Clauß wurde die Burg in seinem Familienzweig weitervererbt. Die Lehnsherrschaft kam nach dem Aussterben der Linie Geroldseck-Lahr-Mahlberg über die Tochter Adelheid an Graf Johann von Mörs und Saarwerden. Durch den Krieg gegen die andere Geroldsecker Linie musste er schuldenhalber 1442 eine Hälfte der Herrschaft Lahr-Mahlberg an Markgraf Jakob I. von Baden verpfänden, schließlich musste man 1497 verkaufen.
Die Böcklin hatten also zwei Lehnsherren über sich. Die Burg fiel 1752 mit Aussterben des Clauß´schen Familienzweiges der Böcklin an die Lehensherren zurück. Die Erben des Franz August Ferdinand von Böcklin, seine sechs Töchter, konnten jedoch 1700 Gulden Baukosten geltend machen. Der Markgraf von Baden belehnte 1758 mit seiner Hälfte seinen Oberjägermeister Ludwig Dionys von Gallahan und dessen Nachkommen.
Die Burg wurde inzwischen als Mörburger Hof oder Freigut bezeichnet.
Zur Burg gehörten 22 Morgen Land, weiteres wurde zugekauft. Außerdem hingen seit Kaiser Karl V. verschiedene Freiheiten an dem Gut; nur die Rittersteuer musste an die Ortenauer Ritterschaft gezahlt werden, wobei auch diese manchmal verweigert wurde. Die Meier übten außerdem bis 1857 ein Weinschankrecht aus, das wegen der abseitigen Lage offenbar nicht viel einbrachte. Dazu gehörte außerdem ein Jagdrecht in der ganzen Herrschaft Geroldseck-Lahr.
1665 ist "Das adeliche Böcklinsche Haus Mörburg...durch die Kriegsunruhen in verderben und ruin gerathen", wie Wolf Jacob von Böcklin schreibt. Die Burg wurde also Opfer des Dreißigjährigen Krieges oder der daraus resultierenden Vernachlässigung. 1704 wird ein "Steinhaufen" erwähnt, 1755 sind auch die anderen Bauten zerfallen. Der Turm war beschädigt und wurde 1759 abgetragen. 1882 wurden das Meierhaus abgebrochen, das Wasser in die Schutter geleitet und die Gräben eingeebnet. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Nichts bekannt. (Heiko Wagner)

Baubeschreibung:

Um 1986 wurde die Mörburg offenbar durch Josef Naudascher auf einem (älteren ?) Luftbild des Flurbereinigungsamtes lokalisiert. Dabei seien ein runder Turmhügel von etwa 40 m Durchmesser, ein Graben um den Turmhügel sowie zwei Gebäudespuren von der Meierei festgestellt worden. Das Luftbild selbst wurde nie publiziert; anscheinend war damals der Bewuchs nicht so dicht.
Im heutigen, dicht verwachsenen Wald war eine Begehung nur sehr eingeschränkt möglich, manche Strukturen waren nicht zu erkennen und konnten auch nicht vermessen werden.
Im Oktober 1997 wurde durch den Historischen Verein eine Tafel aufgestellt. Sie zeigt einen Plan der Anlage; ob er auf einem historischen Plan oder nur auf Augenschein im Gelände und rekonstruierender Mutmaßung beruht, ist unklar. Der Plan zeigt jedenfalls im Osten eine quer gelagerte, rechteckige Vorburg, von der eine Brücke nach Westen auf die runde Kernburg mit einem quadratischen Wohnturm führt. Das Ensemble wird von einer gestrichelten Struktur eingefasst, die vielleicht einen Vorwall oder Damm darstellen soll. Im Norden passiert außerhalb des Wäldchens der Bruchgraben das Areal, im Süden/Südwesten das Schütterle. Im Gelände konnten stellenweise der äußere Rand des Grabens und die Geländekante der Vorburg erkannt werden; die Strukturen im Gelände scheinen von der Planskizze etwas abzuweichen. Der Turmhügel war unter dem Bewuchs nur teilweise begehbar. Aufgrund von Störungen scheint er nicht mehr ganz rund zu sein; in der südlichen Flanke ist eine dünne Mauerstruktur aus Beton eingebaut. Einige wenige Lesefunde decken etwa den urkundlich belegten Zeitraum ab: eine einzelne geglimmerte Bodenscherbe gehört in das 12. oder frühe 13. Jh., eine weitere Bodenscherbe wohl ins 13. Jh. Einige flache Deckelfragmente lassen sich nur allgemein in das 13. oder 14. Jh. einordnen. Einige Wandscherben der grautonigen jüngeren Drehscheibenware stammen ebenso wie zwei Fragmente von brauntonigen Viereckkacheln aus dem 14./15. Jh. Ein Deckelfragment stammt wohl aus dem 16. Jh., ein weiteres Deckelfragment sowie eine glasierte Wandscherbe und weitere Wandscherben aus dem 17./18. Jh. Dachziegelfragmente, Backsteine, einige Sandsteinsplitter, Kalkmörtel und etwas Fensterglas zeigen die ehemaligen Burgbauten an. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Offenbar ältere Lesefunde und Geländeskizze, keine weitere Untersuchung. Neuere Lesefunde. (Heiko Wagner)