EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schiltach

Geschichte:

Bisher wird angenommen, dass Burg und Stadt Schiltach um die Mitte des 13. Jhs. durch die Herzöge von Teck (Oberndorfer Linie) gegründet wurden. Diese betrieben einen Herrschaftsaufbau und die Sicherung der Verkehrswege. Die Burg Schiltach ersetzte dabei die Willenburg.
Allerdings könnten einige kalkgemagerte Keramikscherben auf eine frühere Gründung der Burg Schiltach schon im 12. oder frühen 13. Jh. hindeuten. Insofern könnten sich die Laufzeiten von Willenburg und Schiltach teilweise überlappen.
Schon 1280 urkundet Herzog Ludwig II. von Teck mit seinen Söhnen zu Halbmeil (zwischen Schiltach und Wolfach). Bei Schiltach könnte es sich daher um älteren Familienbesitz der Teck handeln. Möglicherweise könnte Burg Schiltach zunächst "Waldesehre" geheißen haben. Eine Burg dieses Namens ist zwischen 1271 und 1306 belegt. Die Burg Schiltach hätte demnach 1271 schon bestanden. Herzog Ludwig I. ist schon 1251 im oberen Kinziggebiet fassbar. Vielleicht erbaute er die Burg "Waldesehre"/Schiltach. Das eröffnet insgesamt die Möglichkeit, dass der Besitzkomplex der Tecker bereits auf zähringischer Grundlage beruht.
1306 tritt erstmals ein Tecker direkt in Schiltach auf; Herzog Hermann II. tauschte ein Grundstück. 1324 soll Luitgard von Wittichen beim Herzog auf der Burg vorgesprochen und um Hilfe für ihre geplante Klostergründung gebeten haben; der Herzog habe einen Wutausbruch bekommen.
Die Bedeutung der Burg beruht u.a. auf der 1386 belegten Schiltacher Steige, die schon 1333 allgemein als Straße erwähnt ist; der Zoll wird ausdrücklich 1365 genannt.
Die - allerdings im 14. Jh. verarmenden - Tecker nutzten die Burg Schiltach auch als Residenz. 1342 heißt Herzog Hermann III. "Herr zu Schiltach". Da er kinderlos blieb, entstand ein Erbstreit. Konrad von Urslingen, Sohn seiner Schwester Beatrix, setzte sich 1371 durch. Die Urslinger, die von der Burg Irslingen am oberen Neckar stammten, waren mit den Staufern in Italien gewesen und hatten dort den Herzogstitel erhalten. Reinold V. hatte Beatrix von Teck geheiratet, wodurch sein Sohn Konrad VII. später das Erbe antreten konnte. Bereits 1365 befreiten Reinold, Beatrix und Konrad die Nonnen von Wittichen vom Entrichten des Schiltacher Zolls.
Auch diese Familie verarmte, auch hinterließ Reinold VI. keine legitimen Nachkommen. Er war oft in Fehden unterwegs und musste die Besitzungen verkaufen, verpfänden oder sonstwie belasten. Am 31. August 1381 wurden "Schiltach die burg und Schiltach die statt" für 6000 Gulden an Graf Eberhard von Württemberg verkauft. Der Verkauf dauerte lange, zumal der Urslinger längst nicht mehr alleiniger Herr von Schiltach war. Teile waren schon früher an die Herren von Geroldseck verpfändet gewesen, die sie ebenso weitergaben. Daher bestanden verschiedene Ansprüche; so besetzte Mathis von Signau im Jahre 1378 Burg und Stadt mit Waffengewalt und verursachte Schäden.
Die Grafen von Württemberg ließen 1398 Reinold von Urslingen bis zur völligen Bezahlung auf der Burg wohnen. Der Urslinger hatte noch die Burghut und war auch noch in Fehden verstrickt. Er verstarb 1442 schließlich im Hegau.
In den 1420er Jahren hatten die Grafen von Württemberg die Kaufsumme abbezahlt und dadurch die völlige Verfügung über Burg und Stadt. Straße und Pass inspirierten wohl den Vorstoß der Grafen von Württemberg nach Westen in Richtung Oberrhein.
Burg und Stadt gehörten nun zu Württemberg, wurden aber erstmal 1435-1442 an Graf Johann von Zimmern verpfändet. In der Folgezeit diente die Burg württembergischen Niederadligen als Burgsitz, so Melchior von Schauenburg (1486) und Marquart von Iflingen-Graneck (1548). Die Grafen von Württemberg hatten für den Notfall das Öffnungsrecht, die Bewohner die Pflicht der Burghut. So konnte 1464 Graf Eberhard von Württemberg im Kampf gegen Hans von Rechberg (auf Hohenschramberg) seine Reisige u.a. in Schiltach stationieren. Am 22.8.1504 dürfte sich Kaiser Maximilian auf Burg Schiltach aufgehalten haben und bestellte von hier aus zwei große Kanonen aus Straßburg.
1519 konnte die Stadt Rottweil kurzzeitig die Burg in Besitz nehmen, als Herzog Ulrich von Württemberg das Land verlassen musste.
Auf dem "Bergschloss" wurden keine Befestigungsmaßnahmen mehr durchgeführt; seit 1592 heißt die Burg Schiltach auch "Landsehr" und "Hohe Landesehr" . Ab Mitte des 16. Jhs. saß hier ein Forstmeister.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde 1634 die württembergische Burgbesatzung durch kaiserliche Truppen verjagt, die sich in Schiltach einquartierten. 1638 konnten sie einen Angriff der Schweden abwehren. 1643 zogen sich die Kaiserlichen nach Rottweil zurück; die Franzosen steckten die Burg Schiltach in Brand und sprengten sie. Die Ansicht von M.Merian 1643 war noch kurz zuvor entstanden.
Mercy, der Befehlshaber der nachkommenden bayerischen Truppen, ordnete den Wiederaufbau an und bemannte die Burg wieder als Stützpunkt gegen Frankreich. Die Berichte, z.B. 1717, sprechen jedoch von einem schlechten baulichen Zustand der Burg. Letzte Reparaturen erfolgten 1733 am Beginn des Polnischen Erbfolgekriegs. 1748 wurden wieder der Bauzustand und ausbleibende Reparaturen beklagt. 1749 wurde wegen der Kosten und dem fehlenden Nutzen der Abgang der Burg und der Verkauf des Baumaterials beschlossen.
Erste Denkmalschutzbestrebungen im frühen 19. Jh. setzten sich nicht durch. Zwischen 1828 und 1830 erfolgten der Abbruch und die Einebnung der Burg. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Die baulichen Anfänge der Burg auf dem Schiltacher Schlossberg sind bislang unklar. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um eine hochmittelalterliche Burggründung, die in der Folgezeit um- und ausgebaut wurde. Wahrscheinlich ist ferner eine fortifikatorische Verstärkung der Anlage im 16. Jahrhundert unter der Württembergischen Landeshoheit. Ungeachtet dessen wird die Burg 1643 von französischen Truppen zerstört. In der Folgezeit wurde die Anlage wiederhergestellt und diente weiterhin als militärische Operationsbasis der Landesherren. Der Ausbruch des Polnischen Erbfolgekrieges 1733 hatte eine Instandsetzung der Burg zur Folge. Weiteren Reparaturen folgte schließlich im 19. Jahrhundert der Bedeutungsverlust sowie die sukzessive Aufgabe der Anlage. In den Akten der badischen Domänenverwaltung ist 1810 von einer Ruine die Rede und 1828 bzw. 1830 erfolgte der endgültige Abbruch der Burg. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Südlich oberhalb der Stadt Schiltach zieht sich in Ost-West-Richtung der "Schlossberg" (416.5 m ü.NN). Die längliche, rechteckige Burg nimmt eine Spornlage etwa 100 m über der Talsohle ein; nach Osten wird sie durch einen etwa 23 m breiten und bis zu 9 m tiefen Halsgraben vom Bergrücken abgetrennt. Der Halsgraben erreicht diese Breite am oberen Rand, im mittleren Bereich. Hier erlaubt heute eine gedeckte Holzbrücke den Zugang, was wohl nicht der historischen Situation entspricht. Ansonsten dürfte die Grabenbreite eher 15-20 m betragen. Im Graben steht stellenweise der Fels an, ansonsten zeigt sich Hangschutt. An der Grabensohle sind keinerlei Pfeilerreste erkennbar, was mit der Annahme einer anderen Zugangslöstung (im Westen) korrespondieren würde.
Der gesamte Burgplatz misst etwa 65 x 20 m. Niedrige Schuttwälle und Mauerwerk aus Buntsandstein im Süden deuten noch die ehemaligen Längsseiten der Ringmauer an. Die Mauerschale besteht aus Buntsandstein, das Füllmauerwerk aus Granit mit viel Kalkmörtel. Der Granit steht vor Ort an. Die Ringmauer ist an der Südseite noch etwa 3 m hoch erhalten. Ihre Dicke beträgt, gemessen an einer Bruchstelle, allermindestens 1,30 m; es ist etwa mit 1,70 m zu rechnen. Am Bruchende der Mauer ist ein Buckelquader mit 3 cm breitem Randschlag verbaut.
Der mit einem Pavillon bekrönte Schutthügel im Osten markiert den ehemaligen Standort eines Bergfrieds auf der gefährdeten Bergseite. Auf dem alten Plan von 1934 wird der Turm an der SO-Ecke der Ringmauer gesucht, bei Harter steht er mittig. Nach Merian sprang der quadratische Turm über die Ringmauer nach außen vor.
Der Burgeingang wird im Westen angenommen. Wenn man den Merianstich von 1643 Glauben schenken will, stand direkt daneben ein hohes Wohngebäude, wohl der Palas der Burg. Etwas tiefer liegende Mauerreste im Westen könnten einen Torzwinger (Torkammer) anzeigen. Am Hang unterhalb des Torzwingers sind möglicherweise noch Reste zweier Gräben und eines Walles vorhanden; vielleicht sollten sie eine Annäherung über den Berggrat erschweren. Teile des Burgweges sollen am Nordhang noch vorhanden sein.
Merian trägt neben dem Palas auch noch ein etwas niedrigeres Gebäude ein, das sich offenbar entlang der nördlichen Ringmauer zog; für beide Bauten zeigt er Obergeschosse aus Fachwerk.
Bei der Begehung fiel östlich außerhalb des Halsgrabens eine dreieckige Fläche auf, die vielleicht von einem kurzen, flachen Graben begrenzt wird. Es ist unklar, ob hier jüngere Planierungen oder etwa eine Vorburg vorhanden sein könnten. Angesichts der Zugangslösung im Westen würde die Vorburg hier keinen Sinn machen. Aber vielleicht reflektiert sie einen älteren, hochmittelalterlichen Bauzustand, als der Halsgraben in der jetzigen tiefen Form noch nicht bestand und der Zugang ganz anders verlief? Einige kalkgemagerte Scherben an anderer Stelle könnten eine ältere Datierung der Burganfänge möglich erscheinen lassen. In diesem Falle hätten die Herzöge von Teck hier bereits eine Anlage der Zähringer oder ihrer Ministerialen übernommen? (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ältere Schutträumung. Ein Keller am Rand oder unterhalb der Burg erbrachte ornamentierte Bodenfliesen.
Neuere Begehungen erbrachten Keramik des 13.-18. Jhs., dabei auch Fragmente von Tonpfeifen. Ein Knochenstab stammt von der Würfelherstellung. Einige kalkgemagerte Wandscherben gehören in das 12. oder frühe 13. Jh. und dürften den Beginn der Burg anzeigen. (H.W.)