EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Höhingen

Geschichte:

Aufgrund einiger früh erscheinender Keramikscherben ist die herkömmliche Meinung einer Burggründung in der Mitte des 13. Jhs. (als Ersatz für die zerstörte Burg Üsenberg im Umfeld von Breisach) nochmals zu überprüfen.
1259 ist ein Ministeriale "Rutherus de Hohingen" nach Höhingen benannt. Höhingen war vermutlich ein abgegangener Ort in der Umgebung, der derzeit nicht lokalisiert werden kann. Ein Verwalter ist als "Pfleger ze Höhingen" 1306 erwähnt, der für Hesso IV. und seinen Sohn Burkard III. tätig war. Die erste direkte Burgnennung als "vesti" datiert von 1336. Ein Bezug der Burg zu Achkarren oder irgendwelche ortsherrlichen Rechte dort bestehen nicht. Für Achkarren ist derzeit keine Burg zu belegen; im flurbereinigten Gelände sind dort allerdings die merkwürdigen Flurnamen "Willburg" und "Kastelberg" anzutreffen.
Im Jahre 1336 musste der Vormund der unmündigen Üsenberger, Markgraf Heinrich von Hachberg, den Städten Endingen und Freiburg eine größere Pfandschaft verschreiben.
Eine chronikalische Überlieferung behauptet, die Breisacher Bürger hätten die Burg Höhingen als Ersatz für die zerstörte Stammburg Üsenberg (nahe Breisach) errichten müssen. Eine Urkundennotiz zeigt an, dass Üsenberg in den 1240er Jahren zerstört wurde. Die Üsenberger hatten in der päpstlichen Partei gegen die Staufer gekämpft. Es wäre also denkbar, dass die Burg Höhingen in der Mitte des 13. Jhs. entstand. Die ältesten Keramikscherben sind in der Machart noch nahe der nachgedrehten Ware; daher ist diese Frage archäologisch noch nicht abschließend geklärt.
Offenbar residierten die Üsenberger nicht auf der Burg, sondern hatten einen Ministerialen oder Amtmann dort sitzen. Möglicherweise gehörte zu seinen Aufgaben auch die Verwaltung einer 1315 nachweisbaren ausgedehnten Reichspfandschaft mit zahlreichen Dörfern im Kaiserstuhl.
1306 ist ein Amtmann erstmals genannt; unter der Vormundschaftsregierung amtierte als Vogt Johann von Ortenberg.
Um 1353 war Höhingen als Pfand in Händen der Snewlin im Hof. Um 1362 waren die Üsenberger offenbar nochmals kurzzeitig im Besitz der Burg. 1384 nennt sich Hesse von Hachberg auch Herr zu Höhingen, obwohl er erst 1392 die Burg mit Zubehör von Werner von Hornberg und seiner Frau Anna von Üsenberg (Tochter des letzten Üsenbergers) erwarb. Anna von Üsenberg heiratete als Witwe später Reinhold von Urslingen, der daraus - vergeblich - Ansprüche auf die Burg Höhingen ableiten wollte. 1415 musste Markgraf Otto von Hachberg, Herr zu Höhingen, seine Herrschaft Hachberg und Höhingen an Markgraf Bernhard I. von Baden verkaufen; er erhielt ein Wohnrecht auf Höhingen, wo er 1418 verstarb. Unter dem letzten Hachberger sind Thame von Ramstein und der Edelknecht Rudolf von Schnellingen - beide aus der Region Kinzigtal - als Vögte belegt. 1420 wurden die letzten Anspüche der Verwandtschaft durch Baden finanziell abgegolten. Seither sind markgräflich-badische Amtmänner belegt, beginnend mit Heinrich Röder. 1424 amtierte für ein Jahr Herzog (!) Reinhold von Urslingen als Amtmann für Markgraf Bernhard I. von Baden. Damals wurde ein Burginventar erstellt. 1525 wurde Höhingen von den Bauern erstürmt und in Brand gesetzt. Bei der Teilung der markgräflichen Herrschaft kam 1535 Höhingen an die Obere Markgrafschaft (Sausenberg-Rötteln, später Residenz in Durlach). 1620 veranlasste Markgraf Georg Wilhelm von Baden in der Frühphase des Dreißigjährigen Krieges eine neue Befestigung der Burg. Dennoch wurde die Burg 1633 von den Kaiserlichen erstürmt. 1638 mussten diese wegen der Belagerung Breisachs die Burg Höhingen aufgeben und setzten sie in Brand. 1671 verkaufte Markgraf Friedrich VI. die Steine der Burg zum Festungsbau in Breisach an die Franzosen. (H.Wagner)

Bauentwicklung:

Nichts bekannt. Ein Teil der Unterburg, die lange gerade Südflanke, könnte nachträglich angebaut oder erneuert sein. (H.W.)

Baubeschreibung:

Fast kegelförmiger Bergrücken oberhalb des Ortes Achkarren, vom Ort jedoch etwas abgerückt. Im Untergrund Vulkangestein, weitgehend von Löss bedeckt. Relativ kleine Kernburg von ovalem Grundriss. Darauf ein Keller obenauf, ein Keller am Rand (im Wald) und zerborstene Trümmer, die vermutlich ehemals zu einem Rundturm gehörten. Auf einer tieferen Ebene rings umlaufend eine ausgedehnte Vorburg/Unterburg. Ringmauerreste und Teile von Stützpfeilern noch im Wald erhalten. Auch die Zuwegung ist noch gut zu rekonstruieren. Soweit noch zu erkennen, beginnt der Weg im Nordosten nahe dem Waldrand, verläuft am Osthang, knickt an der Südseite nach NW ab. Er erreicht die Vorburg an ihrer südwestlichen Ecke, wo ein Tor zu vermuten ist. Eine lange, gerade verlaufende Stützmauer im Rebgelände erweist sich als Abschnitt der Ringmauer der Unterburg. Dieser Abschnitt ist offenbar im Spätmittelalter oder in der frühesten Neuzeit neu errichtet worden. Die Mauerreste im Wald weichen in der Materialzusammensetzung ab und verlaufen rundlich oder polygonal; diese Abschnitte gehören zur ursprünglichen Konzeption.
Im Westen ist im Vulkangestein ein Halsgraben vorhanden, um die Burg gegen den von Südwesten und Westen ansteigenden Grat zu sichern. (H. Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Begehungen. Die Lesefunde setzen mit einigen Keramikscherben des frühen bis mittleren 13. Jhs. (oder gar des 12. Jhs.?) ein und reichen bis ins 16./17. Jh. (H.W.)