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Ahaus

Geschichte:

Die Burg wurde wohl zwischen 1115 und 1125 auf einer Sanddüne im Überschwemmungsbereich der Aa errichtet. Aufgrund der Straßentopographie wird teilweise angenommen, dass sie nordwestlich gegenüber der heutigen Burg verschoben im heutigen Vorburgbereich lag. Ursprünglich stellte sie eine Grenzfestung des Bistums Münster gegen Deventer dar, wurde aber Sitz eines Zweiges der Edelherren von Diepenheim, die sich seit ca. 1150 "von Ahaus" nannten. 1177 wurde das "castella Ahusen" durch den Bischof von Münster zerstört. Die Burg scheint aber sofort wieder aufgebaut worden zu sein, denn 1191 wurde sie von Johann I. von Ahaus dem Kölner Erzbischof zu Lehen aufgetragen. 1402 wurde sie von den Edelherren von Ahaus an das Fürstbistum Münster verkauft.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 fiel das Schloss und das Amt Ahaus in den Besitz der Fürsten Salm-Salm und Salm-Kyrburg. Diese vermieteten 1819 das Hauptgebäude an den Amsterdamer Tabakfabrikanten Hermann Oldenkott, der im Nordflügel eine Tabakfabrik einrichtete. 1829 gingen Schloss und Park durch Kauf an die Familie Oldenkott über. Nach dem Krieg erwarb der Kreis Ahaus die Ruine mit dem Ziel, das Gebäude wieder zu errichten und es dann als Bibliothek und Berufsschule zu nutzen. Der Park des Schlosses ging in das Eigentum der Stadt Ahaus über. Durch die kommunale Neugliederung verlor Ahaus den Kreissitz an die Stadt Borken, der damit zum neuen Schlosseigentümer wurde. (S.Eismann)

Bauentwicklung:

Von der ursprünglichen Burg existieren keine Angaben zur Baugeschichte. Es wird angenommen, dass es sich bei der 1177 zerstörten Burg um eine Motte und bei ihrem Nachfolgebau um eine steinerne Ringmauerburg mit rundlichem Grundriss handelte. Für das Jahr 1394 erwähnen Schriftquellen eine Kernburg mit Wohnhaus, eine Vorburg mit Brauhaus und einem weiteren Wohngebäude und eine mit der Stadt Ahaus nicht identischen Burgfreiheit. Zu Beginn des 15. Jhs. wurde die verfallene Burg wieder hergestellt und im 2. Viertel des 15. Jhs. zur Landesburg ausgebaut. Im 16. Jh. wurde sie abermals ausgebaut. Auf Veranlassung des Fürstbischofs Friedrich Christian von Plattenberg erbaute der Kapuzinermönch Ambrosius von Oelde zwischen 1690 und 1698 unter Einfluss des flämischen Barock das Schloss. 1765 bis 1767 fügte Johann Conrad Schlaun nach den Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg in die Gartenfront einen Mittelrisalit mit großer Freitreppe ein. Im März 1945 wurde das Schloss durch einen Bombenangriff zerstört. Die bis dahin noch erhaltene barocke Ausstattung der Räume verbrannte. Der Wiederaufbau erfolgte aber mit dem alten Aussehen. (S.Eismann)

Baubeschreibung:

Die Gestalt der ursprünglichen Burg ist nicht bekannt, nach Mummenhoff dürfte es sich um eine Ringmauerburg gehandelt haben.
Die heutige Burg besteht aus einer Zwei-Insel-Anlage, von der der Außengraben 1887 zugeschüttet wurde. Das Hauptgebäude umfasst mit drei Flügeln einen Ehrenhof, zu dessen offener Seite ein Triumphtor mit seitlichen Wachhäusern steht. An den Ecken der Schlossinsel befinden sich vier Pavillons. Die 30 m langen Seitenflügel enden in jeweils einem Pavillonturm. Im nördlichen Turm befand sich ursprünglich eine Kapelle. Der 50 m breite Mitteltrakt wird auf der Gartenseite durch einen Risaliten gegliedert, von dem eine Treppenanlage zum Wasser führt. Im östlich anschließenden Garten stand auf der Nordseite die erste steinerne Orangerie Westfalens, bis sie im 19. Jh. abgerissen wurde. Ihr Pendant auf der südlichen Gartenseite bildete ein "Komödienhaus". (S. Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Südlich des heutigen Schlosses fanden sich dendrochronologisch auf das Jahr 1394 datierte Pfahlsetzungen, die eine leicht gekrümmte Linie beschreiben und entweder als Mauerunterbau oder zur Befestigung von Grabenkanten gedient haben könnten. (S.Eismann)