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Gemen

Geschichte:

962 wurde ein Hof namens Gamin als Vogteilehen des Damenstifts Vreden erstmals urkundlich erwähnt. Das Geschlecht derer von Gemen taucht seit 1108 in den Quellen auft, seit 1139 mit ihrem Titel "Edelherren". Die Burg selbst wird 1274 erstmals genannt. Seit Mitte des 13. Jhs. waren sie in Lehnsabhängigkeit von den Grafen von Kleve, bis am Ende des 14. Jhs. die Burg zum Allodialgut wurde. 1492 kam nach Aussterben des Geschlechts die Burg durch Heirat an die Grafen von Holstein-Schaumburg. Im niederländischen Freiheitskrieg wurde das Schloss 1568 belagert und geplündert. 1638 folgten nach längeren Erbstreitigkeiten die Grafen von Limburg-Styrum. Die über die Jahrhunderte hinweg dauernden Streitigkeiten mit dem Bistum Münster um die Landeshoheit wurden um 1700 durch einen Vergleich zugunsten von Gemen entschieden. Nach dem Aussterben der Linie von Limburg-Styrum 1771 ging die Burg durch mehrere Hände. 1806 wurde Gemen in das Fürstentum Salm eingegliedert und verlor damit seine Reichsunmittelbarkeit. 1814 wurde das Schloss in Folge des Wiener Kongresses Preußen zugeschlagen. 1822 kam es an die Freiherren von Landsberg-Velen, die es bis heute besitzen. Seit 1946 ist es durch das Bistums Münster als Jugendbildungsstätte unter dem Namen "Jugendburg" gepachtet. (S.Eismann)

Bauentwicklung:

Der erste Bau wird wahrscheinlich eine Motte gewesen sein, von der aber nichts erhalten ist. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wird die Burg zu einer Randhausanlage ausgebaut. Der damals errichtete runde Bergfried, dessen Fundament noch heute erhalten ist, war integriert in eine ovale Ringmauer. Innerhalb der Mauer wird sich vermutlich ein Wohngebäude befunden haben, jedoch ist dieses nicht mehr mit Sicherheit feststellbar.
Um 1280 wird erstmals zwischen einem "castrum inferius" und einem "castrum superius" unterschieden. Vermutlich im 14. Jahrhundert wird die Ausdehnung der Hauptburg durch die Errichtung einer neuen Ringmauer fast verdoppelt und erhält dabei einen polygonalen Grundriss. Die Bebauung bestand aus einem Palas mit einer Grundfläche von 8 mal 17,5 Metern und vermutlich einem rechteckigen Wohnturm im Norden. Anfang des 15. Jhs. erfolgte der Ausbau der Burg zum Schloss, in dessen Rahmen 1411 das Herrenhaus errichtet wurde. Außerdem wurde der ehemalige Bergfried, der jetzige Ballturm, auf vier Stockwerke erhöht und der sogenannte Batterie- oder Kapellenturm errichtet. In der Folge wurde die Vorburg neu errichtet und die Freiheit befestigt. 1461 wurde die "Neue Mühle" gebaut. 1571 wird der Uhrenturm im Hof gebaut. 1682 erfolgte der Abbruch des Palas bis auf die Kellerfundamente. Um 1700 fanden barocke Umbaumaßnahmen statt. Durch einen Brand wurden 1865 die Gebäude der Vorburg zerstört und ab 1882 im Stil der Neo-Renaissance neu errichtet. Im gleichen Zug wurde auch der heutige repräsentative Schlosszugang angelegt. Die Michaelskapelle wurde erst 1950 in das Erdgeschoss des Ostflügels eingebaut. (S.Eismann)

Baubeschreibung:

Hauptburg und Vorburg liegen in einem etwa rechteckigen Hausteich. Ein eckig geführter Ringwall trennt die Oberburg von der Bocholter Aa. Eine Fortsetzung dieses Walls trennt seit dem 17. Jh. den Hausteich von einem östlich davon liegenden Sumpfgelände, das unter Wasser gesetzt werden konnte. Nordwestlich liegt eine mindestens seit 1639 bestehende Garteninsel. Im heutigen Hauptschloss stecken noch mehrere ältere Bauteile. Im Ostflügel ist ein zweistöckiges, unterkellertes Haus verbaut, das vermutlich aus dem 14. Jh. stammt und 1639 als Saal bezeichnet wurde. Das Fundament des heute eingebundenen Ballturms gehört zu einem ehemals freistehenden Bergfried aus dem 13. Jh. Der Ostflügel besaß ursprünglich eine heute verschwundene Galerie. Der 1411 vollendete Westflügel besteht aus dem sehr großen Palasgebäude mit einem vermutlich als Batterieturm genutzten Rundturm an der Westecke, beide aus Ziegeln auf Bruchsteinfundamenten. Der Nordflügel wurde 1639 als "neue Küche" bezeichnet, in seinem Winkel zum Ostflügel wurde um 1600 ein Treppentum hinzugefügt.
Auf einem Plan von 1639 wird der Zugang zur Oberburg von der oberen Freiheit winkelförmig über eine bebaute Vorburg dargestellt. Auf ihr befanden sich ein Torhaus, ein Haus des Amtmannes und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Ihre starke Ummauerung besaß Ecktürme. Nach dem Brand von 1865 wurde für den Wiederaufbau eine neue Achse fast in Nordsüdrichtung zu der Straße Velen-Ramsdorf-Gemen angelegt. (S. Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1939 fanden Grabungen auf der Vorburg statt. 1946 wurden im Burghof nicht näher definierbare Fundamente beobachtet. 1958 wurden die Fundamente des Bergfrieds im Ballturm freigelegt. (S. Eismann)