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Starkenburg bei Heppenheim

Geschichte:

Auf dem exponierten Bergkegel oberhalb der Stadt gründete die Abtei Lorsch bereits 1065/66 eine Burg als Nachfolgeanlage einer älteren Befestigung. Unmittelbarer Anlass der Burggründung - es handelt sich um eine Befestigung der Burghalde (Burchelon = Berg mit früherer, d.h. abgegangener Burg) mit Türmen und Wällen - war die 1065 von dem noch unmündigen König Heinrich IV. erfolgte Schenkung des Klosters Lorsch an seinen Berater, den Bremer Erzbischof Adalbert. Im Januar 1066 belagerte der Bremer Erzbischof die Burg, jedoch ohne Erfolg. Von den Bauten des 11. Jhs. ist auf dem Burgberg freilich nichts mehr erkennbar. Wann die heutige Burg entstand, ist unklar. Der früheste urkundliche Hinweis auf die Starkenburg datiert in das Jahr 1206. Ob sich die Anlage damals bereits im Besitz des Erzstifts Mainz befand, lässt sich nach dem bisherigen Forschungsstand nicht sagen.. Als status quo ante des Übergangs an das rheinische Erzstift gilt das Jahr 1232. Fortan diente die Starkenburg als administrativer Mittelpunkt des mainzischen Besitzes um Heppenheim und war bis zum Dreißigjährigen Krieg Sitz des Burggrafen. Das Burggrafenamt wurde von verschiedenen niederadleligen Familien aus dem Odenwald und aus dem Neckarraum, worunter sich auch das nach der Burg benannte Geschlecht der Herren von Starkenburg befindet, ausgeübt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Starkenburg 1621 von den Spaniern eingenommen und besetzt. Mit kaiserlicher Zustimmung fiel die Anlage 1623 samt dem gleichnamigen Amt an Kurmainz zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg diente die in der Stadt Heppenheim gelegene Amtskellerei als Verwaltungssitz. Im Kontext der Reunionskriege des ausgehenden 17. Jhs. wurde die Starkenburg mit Außenwerken versehen. Die vorgeschobenen Erdschanzen der zur Festung ausgebauten Burg wurden auf Befehl des Mainzer Kurfürsten Anselm Franz von Ingelheim im Jahr 1680 angelegt. Diese Befestigungsanlagen bewahrten die Starkenburg vor der Belagerung durch den französischen General Melac 1688/89 und Marschall de Lorges 1693. Aus finanziellen Gründen wurde die mainzische Garnison 1765 aufgelöst und die Burg auf Abbruch versteigert. Der Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal bewahrte die Ruine durch ein Dekret 1787 vor der weiteren Zerstörung. 1803 ging die Starkenburg an Hessen-Darmstadt über. Die nahe dem Brunnen inmitten des Hofes gelegene Ruine des 1768 durch Blitzschlag zerstören Bergfrieds wurde 1924 wegen Baufälligkeit gesprengt. An der der Angriffsseite abgewandten Front der Burg errichtete man 1927-30 einen neuen quadratischen Bergfried, der mit dem daneben gelegenen Neubau von 1959 als Jugendherberge dient. 1964/65 fanden weitere Restaurierungsarbeiten statt. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der südliche Rundturm wieder aufgebaut. (Jens Friedhoff.)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Burg konnte bislang noch nicht schlüssig geklärt werden. Von der Burg des 11. Jhs. haben sich keine oberirdischen Reste erhalten. Die Entstehungszeit der 1206 erstmals als Starkenburg bezeichneten Höhenburg ist unklar. Der noch erhaltene Baubestand der Kastellburg datiert ins 13. und 14. Jh. Die drei noch erhaltenen runden Ecktürme wurden sehr wahrscheinlich im 14. Jh. an die ältere Ringmauer angefügt. Steinmetz schreibt die Türme, von denen der nordwestliche Flankenturm verschwunden ist, dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (reg. 1306-1320) zu. Auffallende Parallelen bestehen zu dem vor 1306 als Niederungsburg errichteten Schloss Fürstenau bei Michelstadt. Auf älteren Ansichten und Plänen ist noch der Hauptwohnbau in der Nordwestecke der Burg sowie eine Kapelle anstelle des neuen Bergfrieds erkennbar. Ebenfalls im 14. Jh. entstand die Zwingeranlage mit runden Flankentürmen. Die beiden Rundtürme im Osten des äußeren Zwingers wurden in der Feuerwaffenzeit, Mitte des 15. Jhs., verstärkt und Ende des 20. Jh. ausgebaut. Nach der Aufhebung der Festung 1765 wurde die Starkenburg auf Abbruch verkauft. Im Jahr 1787 empfahl sie der Mainzer Kurfürst als "Denkmal alter deutscher Kunst und Sitte" der Aufmerksamkeit seiner Beamten. Der quadratische Bergfried in der Mitte des Hofes wurde 1768 durch Blitzschlag ruiniert und schließlich 1924 wegen Baufälligkeit niedergelegt. Als Ersatz entstand 1927-1930 an der Westseite der Burg ein frei rekonstruierter Haupturm, der zusammen mit der 1958/59 erbauten Jugendherberge eine Einheit bildet. Die noch erhaltenen drei runden Flankentürme der Ringmauer wurden stark restauriert und der südwestliche Turm 1964-68 weitgehend erneuert. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Bei der Kernburg handelt es sich um eine rechteckige kastellförmige Anlage, deren Ringmauer vermutlich in das 13. Jh. datiert. Zu Beginn des 14. Jhs. wurden an die Ecken der Ringmauer vier runde Flankentürme angesetzt. Völlig verschwunden ist der im 18. Jh. durch Blitzschlag ruinierte quadratische Bergfried in der Mitte des Hofes. Der 1924 wegen Baufälligkeit abgetragene Turm erreichte eine Höhe von etwa 30 Metern bei einer Seitenlänge von nur 7,90 m und zeichnete sich durch seine schlanken Proportionen aus. Als Ersatz errichtete man 1927-30 unter Verwendung romanischer Zierelemente einen neuen Turmbau an der Westseite, an den sich die 1958-60 errichtete Jugendherberge anschließt. Relativ gut erhalten haben sich innerer und äußerer Zwinger, die sehr wahrscheinlich in das 14. Jh. datieren. Die innere Zwingeranlage weist an der Südwestecke einen kleinen Rundturm auf, während die Nordwestecke durch eine frühneuzeitliche Bastion geschützt wird. An der östlichen Angriffsseite ist der Burg ein zweiter Zwinger mit zwei runden Flankentürmen vorgelagert, deren Schießscharten auf einen Umbau Mitte des 15. Jhs. hindeuten. An der südlichen Flanke des Burgberges befand sich das Vorburgelände. Die Befestigungsanlagen des ausgehenden 17. Jh. lassen sich nur noch an wenigen Stellen erkennen und sind annähernd vollständig verschwunden. (Jens Friedhoff)