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Starkenburg bei Heppenheim

Geschichte:

Auf dem exponierten Bergkegel oberhalb der Stadt gründeten Gefolgsleute der Abtei Lorsch bereits 1065/66 eine erste Burg, die aufgrund ihrer geringen überlieferten Bauzeit von ca. zwei Monaten nur provisorischen Charakter besessen haben kann. Unmittelbarer Anlass der Befestigung des Bergs mit Türmen und Wällen war die 1065 von dem noch unmündigen König Heinrich IV. erfolgte Schenkung des Klosters Lorsch an seinen Berater, den Bremer Erzbischof Adalbert. Im Januar 1066 belagerte der Bremer Erzbischof die Burg, jedoch ohne Erfolg. Von den Bauten des 11. Jhs. ist auf dem Burgberg allerdings nichts mehr erkennbar. Wurde der Berg in den Quellen des 11. Jhs. nur "mons" genannt, so erscheint er 1170 wohl mit Bezug auf die ursprüngliche Lorscher Befestigung als "Burchelon" (= Burghalde) in der Überlieferung. Wann die heutige Burg entstand, ist unklar. Burkhart nimmt mit guten Argumenten an, dass sie von dem Lorscher Abt Sigehard von Schauenburg am Ende des 12. Jhs. gegründet worden ist. Die früheste urkundliche Erwähnung des Namens "Starkenburg" datiert in das Jahr 1206, als ein Ministerialer mit diesem Namen genannt wird. Die Burg selbst erscheint 1228/29 erstmals unter diesem Namen in der schriftlichen Überlieferung. Diese folgte einer vorangegangenen Rebellion der Burgmannen gegen den Lorscher Abt. Der Mainzer Erzbischof kaufte den Burgmannen die Starkenburg ab und erwirkte von Kaiser Friedrich II. die Übertragung der Rechte an der Burg. Die neuen Eigentumsverhältnisse wurden 1229 und 1231 von päpstlicher Seite bestätigt. Nach der Abwendung unterschiedlicher Ansprüche auf die Burg wurde sie ab 1265 zum administrativen Mittelpunkt des mainzischen Besitzes um Heppenheim und war bis zum Dreißigjährigen Krieg Sitz des Burggrafen. Das Burggrafenamt wurde von verschiedenen niederadeligen Familien aus dem Odenwald und aus dem Neckarraum, worunter sich auch das nach der Burg benannte Geschlecht der Herren von Starkenburg befand, ausgeübt. 1461 wurde die Burg im Zuge der Mainzer Stiftsfehde an die Kurpfalz verpfändet, behielt aber ihre Funktionen unter den neuen Herren bei.
Die Pfandherrschaft der Kurpfalz endete, als die Starkenburg während des Dreißigjährigen Krieges 1621/22 von den Spaniern eingenommen und besetzt wurde. Mit kaiserlicher Zustimmung fiel die Anlage 1623 samt dem gleichnamigen Amt an Kurmainz zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg diente die in der Stadt Heppenheim gelegene Amtskellerei als Verwaltungssitz. Im Kontext der Reunionskriege des ausgehenden 17. Jhs. wurde die Starkenburg mit Außenwerken versehen. Die vorgeschobenen Erdschanzen der zur Festung ausgebauten Burg wurden auf Befehl des Mainzer Kurfürsten Anselm Franz von Ingelheim im Jahr 1680 angelegt. Diese Befestigungsanlagen bewahrten die Starkenburg vor der Eroberung bei den Belagerungen durch die französischen Generäle Melac 1688/89 und Marschall de Lorges 1693. Aus finanziellen Gründen wurde die Mainzer Garnison 1765 aufgelöst und die Burg auf Abbruch versteigert. Der Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal bewahrte die Ruine durch ein Dekret 1787 vor der weiteren Zerstörung. 1803 ging die Starkenburg an Hessen-Darmstadt über. Die nahe dem Brunnen inmitten des Hofes gelegene Ruine des 1768 durch Blitzschlag zerstören Bergfrieds wurde 1924 wegen Baufälligkeit gesprengt. An der der Angriffsseite abgewandten Front der Burg errichtete man 1927-30 einen neuen quadratischen Bergfried, der mit dem benachbarten Neubau von 1959 als Jugendherberge dient. 1964/65 fanden weitere Restaurierungsarbeiten statt. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der südliche Rundturm wieder aufgebaut. (Jens Friedhoff / Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Burg konnte bislang noch nicht schlüssig geklärt werden. Von der Burg des 11. Jhs. haben sich keine oberirdischen Reste erhalten. Die Entstehungszeit der 1206 erstmals als Starkenburg bezeichneten Höhenburg ist unklar. Der noch erhaltene Baubestand der Kastellburg datiert ins 13. und 14. Jh. Die drei noch erhaltenen runden Ecktürme wurden sehr wahrscheinlich im 14. Jh. an die ältere Ringmauer angefügt. Steinmetz schreibt die Türme, von denen der nordwestliche Flankenturm verschwunden ist, dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (reg. 1306-1320) zu. Auffallende Parallelen bestehen zu dem vor 1306 als Niederungsburg errichteten Schloss Fürstenau bei Michelstadt. Auf älteren Ansichten und Plänen ist noch der Hauptwohnbau in der Nordwestecke der Burg sowie eine Kapelle anstelle des neuen Bergfrieds erkennbar. Ebenfalls im 14. Jh. entstand die Zwingeranlage mit runden Flankentürmen. Die beiden Rundtürme im Osten des äußeren Zwingers wurden in der Feuerwaffenzeit, Mitte des 15. Jhs., verstärkt und Ende des 20. Jh. ausgebaut. Um 1500 entstand auch südlich der Kernburg der untere Burghof mit einem weiteren Tor. Nach der Aufhebung der Festung 1765 wurde die Starkenburg auf Abbruch verkauft. Im Jahr 1787 empfahl sie der Mainzer Kurfürst als "Denkmal alter deutscher Kunst und Sitte" der Aufmerksamkeit seiner Beamten. Der quadratische Bergfried in der Mitte des Hofes wurde 1768 durch Blitzschlag ruiniert und schließlich 1924 wegen Baufälligkeit niedergelegt. Als Ersatz entstand 1927-1930 an der Westseite der Burg ein frei rekonstruierter Haupturm, der zusammen mit der 1958/59 erbauten Jugendherberge eine Einheit bildet. Die noch erhaltenen drei runden Flankentürme der Ringmauer wurden stark restauriert und der südwestliche Turm 1964-68 weitgehend erneuert. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Bei der Kernburg handelt es sich um eine rechteckige kastellförmige Anlage, deren Ringmauer vermutlich in das 13. Jh. datiert. Zu Beginn des 14. Jhs. wurden an die Ecken der Ringmauer vier runde Flankentürme angesetzt. Völlig verschwunden ist der im 18. Jh. durch Blitzschlag ruinierte quadratische Bergfried in der Mitte des Hofes. Der 1924 wegen Baufälligkeit abgetragene Turm erreichte eine Höhe von etwa 30 Metern bei einer Seitenlänge von nur 7,90 m und zeichnete sich durch seine schlanken Proportionen aus. Als Ersatz errichtete man 1927-30 unter Verwendung romanischer Zierelemente einen neuen Turmbau an der Westseite, an den sich die 1958-60 errichtete Jugendherberge anschließt. Relativ gut erhalten haben sich innerer und äußerer Zwinger, die sehr wahrscheinlich in das 14. Jh. datieren. Die innere Zwingeranlage weist an der Südwestecke einen kleinen Rundturm auf, während die Nordwestecke durch eine frühneuzeitliche Bastion geschützt wird. An der östlichen Angriffsseite ist der Burg ein zweiter Zwinger mit zwei runden Flankentürmen vorgelagert, deren Schießscharten auf einen Umbau Mitte des 15. Jhs. hindeuten. An der südlichen Flanke des Burgberges befand sich das Vorburggelände. Die Befestigungsanlagen des ausgehenden 17. Jh. lassen sich nur noch an wenigen Stellen erkennen und sind annähernd vollständig verschwunden. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

2005 wurde das untere Tor zur Vorburg freigelegt.