EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Firmenich

Geschichte:

1395 wird Firmenich erstmals erwähnt, doch erst 1465 ist die Rede von einem freien Hof als Lehen der Reichsherrschaft Lommersum. Zwar wird keine explizite Unterteilung in Haupt- und Vorburg oder sonstige Befestigung erwähnt, aber immerhin war die Anlage von einem Wassergraben umgeben. Der erste namentlich faßbare Besitzer war Johann von Büdesheim, der den Firmenicher Hof 1465 seinem Schwager Peter von Nettersheim verkaufte. Durch Heirat mit einer Nettersheim kam das Gut in der Folge an Heinrich von Büchel und dann wieder an die Krümmel von Nettersheim, der jüngeren Linie zu Nettersheim. Konrad Georg Krümmel von Nettersheim, Herr zu Firmenich genannt und damit eindeutig Grundherr auf einem adeligen Sitz, der die landesübliche Bezeichnung "Burg" trug, ist uns durch ein 1673 der Firmenicher Kapelle gestiftetes Wappen überliefert. Sein Sohn, der letzte Herr von Krümmel zu Firmenich, der wie der Vater selbst nicht mehr dort wohnhaft war, verkaufte das Lehngut 1709 an einen Dr. Johann Tils, kurkölnischer Hofgerichtskommissar, Syndicus der erzstiftischen Ritterschaft, der sich von nun an Herr zu Firmenich nennen ließ. Sein Sohn Maximilian Heinrich war mit der Burg Firmenich zum jülischen Landtag aufgeschworen, d. h. die Burg wurde jetzt als Rittersitz gewertet. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts erbte der Koblenzer Kanonikus Peter Joseph von Doetsch Burg und Gut; er starb 1784. 1790, nach dem Tod seiner Frau, geb. von Proff, die noch als Herrin von Firmenich bezeichnet wurde, kam die Burg über Franz von Broe an dessen Schwiegersohn Philipp Freiherr von La Valette St. George, dessen Tochter Maria Anna, verheiratete von Buttlar, das zu diesem Zeitpunkt landtagsfähige Rittergut 1882 parzellieren ließ und verkaufte. Die Burg und ein Teil des Landes erwarb Josef Bank, dessen Familie die Burg noch heute besitzt. (Alexandra Zingler)

Bauentwicklung:

Die einteilige Wasserburg, eine klassische Hofesfeste, besteht aus einer Vierflügelanlage um einen Innenhof, an der Südwestseite das Wohnhaus des 16. Jahrhunderts in spätgotischen Proportionen, daneben ein ehemaliges Backhaus mit barockem Mansardach und ein Rundbogentor, das nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in einfachen Formen, ohne das Krümmelsche Wappen mit der Jahreszahl 1628 und ohne die Rollenlöcher der einstigen Zugbrücke, wiederaufgebaut wurde. In seinem Türgewände sind Sturz und Wangenstück eines barocken Kamins vermauert, der noch von der einst herrschaftlichen Ausstattung des Wohnhauses zeugt. Die anderen Seiten des Hofes werden von einfachen Wirtschaftsgebäuden des 18. und 19. Jahrhunderts eingenommen, die vielfach verändert sind. Auch die Scheune an der Nordseite, datiert 1844, ist teilweise verbaut und folgt einer älteren Bebauung gleicher Art, wie Urkataster und Tranchot-Karte beweisen.
Das weitgehend in der Struktur seiner Erbauungszeit erhalten gebliebene Wohnhaus besteht bis auf die grabenseitigen massiven Erdgeschossaußenwände aus Eichenfachwerk. Die geringe Raumtiefe des Hauses, bei gleichzeitig großer Länge, die steilen Proportionen vor allem des Daches, das eng stehende kräftige Fachwerk und die im Original teilweise als Kreuzstockfenster ausgeführten Öffnungen (Spuren an der südlichen Giebelwand) geben dem Gebäude ein spätgotisches Gepräge, das von der hofseitigen Galerie noch verstärkt wird. Diese ist das einzig originale Exemplar dieser Zeit an einem Wohnhaus in weitem Umfeld. Sie kragt auf den Ankerbalken des Erdgeschosses vor, ist über dreifach gekehlte Bögen abgestützt und mit einer Brüstung aus eng gestellten überblatteten Andreaskreuzen und Brüstungspfosten mit gekehlten Kopfbändern versehen. Fast alle Fenster des Wohnhauses sind im späten 19. Jahrhundert vergrößert bzw. verändert worden.
Original dagegen sind immer noch sämtliche Konstruktionselemente der Spätgotik, wie die auf gekehlten Knaggen aufsitzenden sichtbaren Ankerbalken, das tragende Gerüst des Hauses und der Dachstuhl in Art eines liegenden Stuhles mit geknickten Stuhlsäulen und überblatteten Windrispen. Die Raumeinteilung im Inneren beruht im Wesentlichen auf einem Umbau im 18. Jahrhundert, von dem noch die Treppe und einige Türen erhalten sind. (Alexandra Zingler)

Baubeschreibung:

Vierflügelanlage um einen Innenhof mit spätgotischem Fachwerk-Wohnhaus an der Südwestseite. (Alexandra Zingler)