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Burgsteinfurt

Geschichte:

Die Burg Stenvorde wird erstmals 1129 im Besitz der Edelherren von Steinfurt erwähnt. 1164 wurde sie in einer Fehde von den benachbarten Edelherren von Ascheberg zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Eine sich nach der Burg benennende edelfreie Familie tritt 1191 in einem von König Heinrich VI. ausgestellten Diplom erstmals urkundlich in Erscheinung. Nordöstlich der Burg entstand beim Zusammentreffen der von Münster kommenden Straße und dem Zugang zur Burg ein 1222 erstmals genannter viereckiger Markt. Für die Siedlung erwirkten die Grafen von Steinfurt 1347 Stadtrecht. 1381 wurde die Stadt- und Ratskirche der Niederlassung der Johanniter inkorporiert. Von der Stadtbefestigung blieb der 1396 erwähnte Schlusenturm erhalten. Im Spätmittelalter entwickelte sich Burgsteinfurt zu einer kleinen Residenzstadt.
Nach dem Aussterben der Grafen von Steinfurt fiel 1451 die Herrschaft an die aus dem Niederrheingebiet stammenden Herren von Götterswick, denen gleichzeitig der Erwerb der Grafschaft Bentheim gelang. 1495 erlangten sie die Reichsstandschaft. Die im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit häufig baulich veränderte Anlage befindet sich bis zum heutigen Tage im Besitz der Fürsten von Bentheim. (Jens Friedhoff; Stefan Eismann).

Bauentwicklung:

Der Ursprung der Burg als Motte ist heute noch deutlich sichtbar. Neben dem ursprünglichen Wohnturm ist der "Buddenturm" als zweiter Befestigungsturm auf einer eigenen Insel hinzugefügt worden. Nach der Zerstörung von 1164 ist die Burg wieder aufgebaut worden. Davon stehen heute noch der südwestliche Teil der Ringmauer, der Torturm und die romanische Doppelkapelle. Deren Unterkirche ist 1312 profaniert worden und dient seitdem als Kellerraum. Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt das aus dem alten Wohnturm entsprungene "Neue Steinhaus" mit dem sogenannten "Rittersaal" im Innern. Zu dieser Zeit wurden auch die bisherigen zwei Inseln zu einer vereinigt. 1558/59 erfolgte die Wiederherstellung der verfallenen Burg durch die Gräfin Walburg mit dem Bau des "Neuen Saals". 1596 folgte der Treppenturm und die beiden Flügel zum Torturm hin. Nach schweren Schäden im 30jährigen Krieg mussten die Gebäude 1661 wieder hergestellt werden. 1723 - 29 wurde der bis zum Buddenturm reichende lange Flügel errichtet. 1773 - 93 wurde der Buddenturm abgebrochen, um Steinmaterial für die Gebäude des Bagnos zu erhalten. 1877 - 98 wurden die Gebäude der Oberburg restauriert. Dabei wurde 1878 der sogenannte "Blumengang", ein als Verbindungsgang und Wintergarten verwendeter zweigeschossiger Vorbau errichtet.
Die Vorburg oder Unterburg wurde im 13. Jh. gebaut. Nach 1396 wurde die dortige Ringmauer als Fortführung der Stadtmauer geschlossen. Aus dem Jahr 1617 stammt das Burgmannengebäude des Rheinischen Hofs. Zu Beginn des 17. Jhs. wurde ein langes, zweiflügeliges Wirtschaftsgebäude errichtet, das 1739 nach Osten verlängert wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden anstelle eines weiteren Burgmannnenhofes zwei Ökonomiegebäude. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Das Schloss liegt auf zwei von der Aa umflossenen künstlich aufgeschütteten Inseln, die Vorburg westlich der Hauptburg. Nördlich der Straße liegt die Schlossmühle mit den zugehörigen Stauanlagen.
Die Hauptburg ist ein Rundbau mit Teilen aus allen Stilepochen vom 12. Jh. an. Zu den ältesten Teilen gehören Reste der Ringmauer, der Torturm und die romanische Doppelkapelle. An diese schloss sich seit der Mitte des 13. Jh. das "Neue Steinhaus" mit dem Rittersaal an. Unter den anderen Gebäuden ist vor allem das westlich der Kapelle gelegene Haus der Gräfin Walburg aus dem Jahre 1559 mit einer prachtvollen, zweigeschossigen Auslucht erwähnenswert. Diese ist mit reichen Ornamenten der Frührenaissance verziert und gilt als ein bedeutendes Werk des Münsteraner Bildhauers Johann Brabender. Auf dem Urkataster ist zwischen den Außenwänden der Gebäude und dem Wassergraben eine Ringmauer mit kleinen Bastionen verzeichnet. Die Vorburg besitzt ebenfalls eine Ringmauer. Von ursprünglich zwei Burgmannshöfen ist noch der Rheinische Hof von 1617 erhalten. An der Stelle des anderen stehen zwei Wirtschaftsgebäude. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Schlosshof kamen 1969 bei baubegleitenden Untersuchungen Fundamentreste des im 18. Jh. abgebrochenen Buddenturms und eine Kulturschicht des 13. Jahrhunderts zutage. (Stefan Eismann)