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Amöneburg

Geschichte:

Der markante Basaltkegel der Amöneburg (=Ohmburg), 160 m über dem Talgrund der Ohm, bildet den natürlichen Mittelpunkt Oberhessens und erhebt sich beherrschend über einem Knotenpunkt mehrerer alter Heerstraßen. Die außerordentlich exponierte Lage machte Amöneburg bereits in vorgeschichtlicher Zeit zum Mittelpunkt der umliegenden Landschaft. Vermutlich befand sich auf dem Bergplateau bereits ein spätkeltisches "oppidum", d. h. ein befestiger Herrschafts- und Verwaltungsmittelpunkt. Im Bereich der merowingischen Landesfestung - Amöneburg gilt als Herrschaftssitz der Brüder Dettic und Deorulf - gründete 721 Bonifatius ein reichsunmittelbares Kloster, das ab 1120 unter Erzbischof Adalbert in ein Mainzer Eigenkloster umgewandelt wird. Neben der Kesterburg auf dem Christenberg stellt Amöneburg eines der wichtigsten militärisch-politischen Zentren der fränkischen Kolonisation und Christianisierung im oberhessischen Raum dar. Das Michaelskloster wurde bereits im 13. Jh. aufgelöst. Eine vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jh. vom Erzstift Mainz erbaute Burg wurde 1165 durch Landgraf Ludwig von Thüringen im Auftrag Kaiser Friedrich Barbarossas zerstört, da der Mainzer Erzbischof Konrad den Gegenpapst Alexander III. unterstützt hatte. Vermutlich wurde die strategisch wichtige Anlage bald wieder hergestellt und an Kuno von Münzenberg verpfändet. 1222 ist die Amöneburg erneut mit mainzischen Burgmannen besetzt. Die Anlage bildete den Ausgangspunkt Mainzischer Territorialpolitik in Oberhessen. Verstärkt wurden Burg und die sehr wahrscheinlich zu Beginn des 13. Jh. entstandene Stadt Amöneburg (1227 Erwähnung als "castrum" und 1260 als "civitas") durch die in der zweiten Hälfte des 12. Jh. gegründete Wenigenburg auf einem südlich vorgelagertem Bergsporn. Seit 1273 diente Amöneburg als Sitz des Landvogts für alle hessischen Besitzungen des Erzstifts. Die der Burg vorgelagerte Stadt Amöneburg wurde offenbar zu Beginn des 13. Jh. von den Mainzer Erzbischöfen gegründet. Die im 13. Jh. und im 15. Jh. baulich veränderte und erweiterte Burg wurde erstmals 1646 zerstört und nach ihrer Wiederherstellung 1660 im Jahr 1762 schwer beschädigt. Zu Beginn des 19. Jh. präsentiert sich die Burg dem Besucher als Ruine. Seit 1902 ist die Stadt Amöneburg Eigentümer der Anlage. (J.F.)

Bauentwicklung:

Neuere archäologische und bauhistorische Untersuchungen zur Klärung der Anfänge und baulichen Entwicklung der Anlage stehen noch aus. Von 1977 bis 1980 wurden auf dem Gelände des Burgareals im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Grabungs- und Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, deren Ergebnisse von A. Schneider 1981 publiziert wurden. Ob sich in dem noch erhaltenen geringen Baubestand Reste der ersten Anlage aus dem zweiten Viertel des 12. Jh. erhalten haben, lässt sich nicht sagen. Zum Kernbestand der hochmittelalterlichen Anlage könnte der vollständig abgegangene runde Bergfried gehören. Folgt man einer Beschreibung aus dem Jahr 1819/20 ist der Standort des runden Hauptturmes an der Nordecke des Stallbaus zu suchen, wo zu Beginn des 19. Jh. noch ein Gewölberest vorhanden war. Die noch erkennbare Zwingeranlage mit drei halbrunden Schalentürmen dürfte ins Spätmittelalter datieren. In den von A. Schneider teilweise ausgewerteten Amöneburger Kellereirechnungen finden sich zahlreiche Hinweise auf Reparturen und Baumaßnahmen, so z..B. aus dem Jahr 1572, in dem der obere Teil des Hauptturms wegen Baufälligkeit abgebrochen und neu aufgemauert wrude. Zu Beginn des 19. Jh. wurde die 1646 zerstörte und nach Wiederherstellung 1660 1762 erneut stark beschädigte Burganlage zur Ruine. Einer teilweisen Nutzung von Gebäuden zu Wohnzwecken folgte in den 1830er Jahren der Abbruch der Hauptburg und die Ausbeutung der Ruine als Steinbruch. Im Jahre 1902 erwarb die Stadt Amöneburg die Ruine und nutzte die noch erhaltenen Kellergewölbe eines Gebäudes im Hauptburgbereich als Hochbehälter der damals installierten Wasserleitung. Im darauffolgenden Jahr setzten seitens der Kreisverwaltung und der Denkmalbehörde die Maßnahmen zur Erhaltung der Burgruine ein. Die noch oberirdisch erhaltenen Bauteile wurden gesichert, in den späten 1970er Jahren z.T. ergänzt, und das Gelände später gärtnerisch gestaltet. (J.F.)

Baubeschreibung:

Der bislang unzureichende Forschungsstand zur baulichen Entwicklung der historisch bedeutsamen Burg erlaubt leider keine Rekonstruktion des Baubestandes. Zur Stadt hin wurde die auf der äußersten Spitze des Berges gelegene landesherrliche Burg durch einen 7-8 m breiten Graben geschützt A. Schneiders zeichnerische Rekonstruktion des Grundrisses zeigt zur Stadt hin zwei in die Ringmauer eingebundene Rundtürme. Im Zentrum der Anlage erhob sich der runde Bergfried, der bei einem Durchmesser von 7 m eine Mauerstärke von 2 m aufwies. Das Areal auf der Südseite, von der Stadt abgewandt, nahmen ursprünglich Wohn-, Stall- und Küchengebäude ein. Unklar ist, ob es sich bei dem im Kernbereich der Anlage befindlichen Schacht um einen Brunnen oder eine Zisterne gehandelt hat. Die Tiefe des Schachts wird 1819/20 mit etwa 6,30 m angegeben.
Am besten erhalten blieb die südlich der Hauptburg vorgelagerte Zwingeranlage mit drei halbrunden Schalentürmen. Unmittelbar an die Ringmauer der Burg schließt sich im Osten und im Norden die Stadtmauer an. Teile der Anlage wurden im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme 1977-1980 ergänzt. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabungs- und Restaurierungsarbeiten im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 1977 bis 1980.