EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Vorst

Geschichte:

Die Burganlage Haus Vorst ging aus einem Hof der Abtei Deutz hervor. 1297 ist er als Lehen eines Hermanus de Foresto bezeugt, doch ist die Familie schon seit 1209 belegt. Anfang des 14. Jahrhunderts kommt die Anlage an die Herren von Hökeshoven, in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an die Herren von Quad. Der Ausbau zur Burg erfolgte vermutlich im 14. Jahrhundert. In einer Urkunde von 1405 heißt es: "in den slossen … Zum Vorste". 1412 wird neben Schloss und Haus Vorst zudem ein darunter gelegener "buwehoyv" genannt. 1548 fällt die Burg durch Heirat an die Familie Schenk, Anfang des 17. Jahrhunderts an Wilhelm Dietrich von den Reven. Im Dreißigjährigen Krieg soll die Anlage zerstört worden sein. Eine Neubefestigung erfolgte 1646 durch die Kaiserlichen unter dem Kommandanten Hans Grav. Weitere Zerstörungen sollen 1795 durch französische Truppen erfolgt sein. Von 1776-1948 war Haus Vorst im Besitz der Freiherren von Mirbach. In den Jahren 1832/33 erfolgte der teilweise Wiederaufbau der Ruine im Geist der Romantik durch den Freiherrn Johann Wilhelm von Mirbach. Von 1948-1985 gehörte sie dem Maler Werner Peiner und ist bis heute in Familienbesitz. (Tanja Potthoff)

Bauentwicklung:

Das landwirtschaftliche Gut Vorst wurde vermutlich im 14. Jahrhundert zu einer Höhenburg ausgebaut. Ohne eingehende baugeschichtliche und archäologische Untersuchungen sind jedoch keine näheren Aussagen zur mittelalterlichen Bauentwicklung der Anlage möglich. Den Bauzustand zu Beginn des 18. Jahrhunderts gibt die um 1725 von Renier Roidkin angefertigte Zeichnung wieder. Nach Zerstörungen im 17. und 18. Jahrhundert erfolgte 1832/33 der teilweise Wiederaufbau in neogotischen Formen. Die mittelalterliche Zugbrücke war schon um 1800 durch eine feste steinerne Brücke ersetzt worden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau durch Johann Wilhelm von Mirbach unter der Leitung von H. J. Feyse nach einem Entwurf von Friedrich-Wilhelm von Preußen. Hierbei entstanden im Norden der Anlage das Herrenhaus als zweigeschossiger Bruchsteinbau mit hofseitigem Treppenturm und in den Ruinen des mittelalterlichen Saalbaus ein eingeschossiger Festsaal. Werner Peiner ließ nach dem Erwerb der Anlage Restaurierungsarbeiten durchführen. 2009 stürzte ein Teil der Ostmauer des mittelalterlichen Wohnturms ein. (Tanja Potthoff)

Baubeschreibung:

Trotz des Ausbaues im 19. Jahrhundert ist die mittelalterliche Bausubstanz von Haus Vorst so gut erhalten, dass die Struktur der vorwiegend aus Grauwackebruchsteinen errichteten Anlage des 14./15. Jahrhunderts mit Bergfried, Wohnturm, Saalgeschossbau und Torwächterhaus noch gut erkennbar ist.
Es handelt sich um eine ringmauerumwehrte Höhenburg in Spornlage. Die Angriffsseite im Westen wurde durch einen 9 m breiten und 5 m tiefen Halsgraben geschützt. Der Zugang erfolgte auf dieser Seite über eine Zugbrücke durch einen Torbau mit einem spitzbogigen Tor. Gut sichtbar sind noch die Rechteckblende und die Kettenlöcher für die Zugbrücke. Diese wurde jedoch um 1800 durch eine Steinbrücke ersetzt. Auf der Südseite war der Zugang durch ein turmartiges Torwächterhaus geschützt.
Die Ringmauer greift in ihrem Verlauf die spitz zulaufende Form des Bergrückens auf. Im Osten und Norden ist ihr ein Zwinger vorgelagert, der über zwei rechteckige Bastionen an der Nordseite verfügt. Eine rundbogige Öffnung, die an der Ostseite des Burghofs zum Zwinger führt, ist neu.
Der runde Bergfried stand neben einem Saalgeschossbau im Süden des Hofes und ist noch mehrgeschossig erhalten. Der Zugang erfolgte ursprünglich im 1. Obergeschoss. Im Westen schließt eine Mauer mit einem spitzbogigen Portal an den Bergfried an. Bemerkenswert ist ein Schlussstein mit Engel, der einen Wappenschild trägt.
Der auch als Palas bezeichnete Saalgeschossbau wurde im 19. Jahrhundert in einen eingeschossigen Festsaal umgebaut. Er liegt im Süden der Anlage. Erhalten sind jedoch noch die gotischen Fenster mit Fenstersitzen. Clemen beschreibt zudem die Reste eines Kamins, der bis zum Umbau sichtbar gewesen sei. An seiner Nordostecke liegt ein weiterer kleiner Rundturm, dessen in der Mauerstärke gelegene Treppe auf einen Umgang zuführte.
Im Nordosten ist noch das tonnengewölbte Sockelgeschoss eines rechteckigen Wohnturms erhalten. Der Zugang erfolgte vom Hof aus über eine rundbogige Türöffnung. Eine Treppe führte in der Mauerstärke nach oben.
Im Übrigen wird die Nordseite heute durch das neogotische Herrenhaus dominiert. Eine Vorburg ist heute nicht vorhanden, doch ist die Existenz einer mittelalterlichen Anlage nicht auszuschließen. Darüber hinaus geben die Schriftquellen Auskunft über einen zugehörigen Hof unterhalb der Burg. (Tanja Potthoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Eine archäologische Untersuchung der Anlage steht bislang aus.